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Meinung: Die Pose der Kämpfer

Die Gewerkschaften zeigen sich in diesen Tagen gerne stark. Die AEG-Beschäftigten in Nürnberg streiken – plötzlich scheint die Schließung ihres Werks nicht mehr völlig ausgemacht.

Die Gewerkschaften zeigen sich in diesen Tagen gerne stark. Die AEG-Beschäftigten in Nürnberg streiken – plötzlich scheint die Schließung ihres Werks nicht mehr völlig ausgemacht. Tausende Mitarbeiter des Autozulieferers Continental in Hannover gehen auf die Straße – prompt soll die Reifenproduktion ein Jahr später stillgelegt werden als geplant. Arbeiter des Samsung-Bildröhrenwerks in Berlin-Oberschöneweide protestieren über Wochen gegen den Wegfall ihrer Jobs – am Ende gibt es immerhin einen vom Betriebsrat akzeptierten Sozialplan. Und für die nächste Woche startende Tarifrunde fordert die IG Metall fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt. Warnstreiks ab Aschermittwoch! Kampf! Was aber bleibt von alldem? Die Jobs bei Samsung sind schon weg, die bei Conti sind es bald, und ob AEG zu retten ist, muss sich zeigen. Und dass die Tarifrituale zu deutlich höheren Reallöhnen führen, ist unwahrscheinlich. Die Globalisierung hat den Gewerkschaften die Machtinstrumente aus der Hand geschlagen, nun proben sie die alten Posen. Damit lässt sich der Mitgliederschwund – nur noch 6,8 Millionen Arbeitnehmer sind organisiert – kaum umkehren. Doch es ist nicht nur die IG Metall, die in Nürnberg viel zu verlieren hat. Auch Edmund Stoiber wird vermeiden wollen, dass AEG für ihn das wird, was Holzmann für Gerhard Schröder war: Gut zwei Jahre, nachdem die Rettung verkündet war, ging der Baukonzern doch noch unter. mod

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