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Harte Kämpfe, hohe Verluste, viele Verwundete: Bachmut.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Erbitterte Kämpfe im Donbass: Bachmut vor dem Fall – der Wendepunkt des Krieges?

So viel setzen beide Seiten ein, weil Russland der Moral der ukrainischen Truppen einen Schlag versetzen will. Wehe, wenn ihnen das gelingt.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die Stadt Bachmut in der Ostukraine steht offenbar vor dem Fall – und das wäre dann nur „ein kleiner Sieg“? So redet der ukrainische Verteidigungsminister, und es klingt, als wolle er damit vor allem seine Truppe stark reden.

Denn es kann schon mehr bedeuten, wenn das seit Wochen heftig umkämpfte Bachmut an die Russen fällt – angesichts dessen, was beide Seiten einsetzen, vielleicht sogar den Wendepunkt des Krieges. Jedenfalls wollen ihn die Russen erzwingen..

5000 Zivilisten harren neben den Soldaten in der Stadt aus, darunter 40 Kinder. Die Lage ist schrecklich. Wagner-Söldner sollen im Stadtzentrum bereits ihre Fahnen hissen. Der ukrainische Generalstab ließ erklären, sie versuchten, den Ansturm abzuwehren.

Russland hat offenbar einen Keil zwischen zwei Dörfer getrieben und Bachmut von drei Seiten eingeschlossen. Es gibt demnach nur noch einen Weg heraus. Nach russischer Darstellung sind die Verbindungsstraßen von Bachmut nach Westen gefährdet. An mehreren Frontabschnitten wird jetzt von schwierigen Situationen gesprochen. Ein Durchbruch bei Bachmut wäre eine „klare Bedrohung“ für das ukrainische Militär. Sagt das Militär.

Die Gefechte sind erbittert, die Stadt liegt in Trümmern. Sie halten zu wollen, wirkt vor dem Hintergrund wie Wahnsinn. Dass die Ukraine so lange in Bachmut durchhält, ist aber zwei Zielen geschuldet: Russische Truppen zu binden, so dass die nicht an andere Teile der Front verlegt werden können. Und den Russen möglichst hohe Verluste zuzufügen.

Wie eine Sowjetisierung der ukrainischen Taktik

Ob die Verluste in den eigenen Reihen nicht zu hoch für vergleichsweise geringen Gewinn sind, wird unterdessen zum Kritikpunkt der USA. Es ist schon die Rede von einer Sowjetisierung der ukrainischen Taktik bei Bachmut.

Klar ist, dass Russen wie Ukrainer sehr viel einsetzen, und das zunehmend. Die Ukraine hätte deshalb wohl besser daran getan, die Stadt früher zu räumen, um sich neu aufzustellen und sowohl Verbindungs- als auch Nachschublinien zu sichern.

Jetzt aber geht es nicht zuletzt darum: Kreml-Herrscher Wladimir Putin will die Moral der ukrainischen Truppen brechen. Er will ein Momentum schaffen. Für ihn wäre Bachmut ein wichtiger, kein kleiner Sieg.

Wenn die westliche Staatenallianz, die die Ukraine stützt, nicht zu spät kommen will, wird sie nicht umhin können, rasch über die schnelle Lieferung hocheffektiver Waffen zu entscheiden. Kampfjets sind hocheffektiv. Und der ukrainische Verteidigungsminister rechnet schon mit ihnen.

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