zum Hauptinhalt
Was gibt's denn da zu grinsen? Michael Preetz (l.) und Markus Babbel sitzen nicht mehr gemeinsam auf der Bank.

© dapd

Hertha BSC: Preetz und Babbel - eine ganz normale Lügengeschichte

Für normale Menschen ist es völlig unklar, wo das Problem liegt. Trainer kommen und gehen. Nur bei Hertha BSC wird ein Trainerwechsel zum Skandal hochgeblasen. Vielleicht sollte der Verein es machen wie die Piraten.

Wer lügt, Babbel oder Preetz? Natürlich alle beide. Das ist auch ganz normal. Wenn es um Fußball geht, wird die Öffentlichkeit permanent angelogen. Im Unterschied dazu die Politik: Da wird, siehe Bundespräsident, gewohnheitsmäßig nur die Wahrheit verschwiegen. Das wirkt eleganter. Aber im Fußball sind alle Versprechen, Ankündigungen, Treueschwüre nur so viel wert wie ein vierzig Jahre alter Stürmer mit Meniskusschaden nach Ablauf der Vertraglaufszeit, also nullkommagarnichts.

Im Gegenteil, es ist stets ein klarer Hinweis für eine Wechselabsicht, wenn sich jemand demonstrativ aufs Trikotwappen klopft, so nach dem Motto: Aber mein Herz bleibt hier! Babbel hatte sich sogar ein Tattoo von Hertha auf den Arm stechen lassen – da war ja gleich klar, wo es lang geht: schnell weg von hier.

Für normale Menschen ist es sowieso völlig unklar, wo eigentlich das Problem liegt. Trainer kommen und gehen, überall, mal abgesehen von Bremen. Aber in Berlin kann man sich darauf verlassen, dass jeder stinknormale Trainerwechsel zum Skandal hochgeblasen wird. Trainer Babbel wollte nun mal weg, und ob Manager Preetz das nun offiziell am 35. November oder Dienstag vor einer Woche gesagt bekam, ist total egal.

Hertha wusste doch spätestens seit Ende August Bescheid. Da hatte der Hertha-Trainer in einem Interview der Stuttgarter Nachrichten einfach mal drauflosgebabbelt, vielleicht dachte er, das liest hier keiner. Wenn er nicht nur im Hotel gewohnt und sich vom Lieferservice hinter verdunkelten Scheiben zum Training hätte bringen lassen, dann hätte er wahrscheinlich mitbekommen, dass Schwäbisch hier die zweite Amtsprache ist. So konnte der gemeine Neuberliner also in seiner Heimatzeitung lesen, wie der Altberliner laut Babbel so drauf ist: „Der Berliner an sich neigt ja tendenziell gerne mal zum Größenwahn. Er ist laut, redet viel, will viel – aber getan wird oft erstmal wenig.“

Auch Preetz kommt aus der Lügennummer nicht raus

Daraus konnte man immerhin schließen, dass Babbel nicht nur endlich den Trainerschein gemacht hat, sondern auch noch Völkerkunde studiert. Und da kennt er natürlich die einschlägige Literatur. Theodor Fontane, E.T.A. Hoffmann, Rosa Luxemburg, Friedrich Engels, Kurt Tucholsky, alle haben sie abgelästert über Berlin und die Berliner, da darf ein Babbel nicht fehlen. Er musste also wissen, dass ihm der Berliner mit einem fröhlichen „Schnauze!“ antworten wird.

Und so behauptet Babbel jetzt, dass auch Preetz zu ihm „Schnauze“ gesagt habe, als er, auf welche Weise auch immer, angekündigte, dass er seinen Vertrag nicht verlängern würde. Angeblich sollte er bis zur Winterpause kein Wort darüber verlieren.

So ist es aus Sicht des Vereins ja auch vernünftig. Dann kann der Manager zeitig genug einen Nachfolger suchen, was er getan hat, und im Idealfall entsteht auch keine Unruhe in der Mannschaft, was aber nicht geklappt hat. Und da Babbel in der Zwischenzeit öffentlich x-mal gesagt und versichert hat, dass nichts entschieden sei, hat er entweder da gelogen, oder lügt eben jetzt, in dem er Preetz der Lüge bezichtigt.

Preetz wiederum kommt aus der Lügennummer nur raus, wenn er den Nachweis führt, dass er blind und taub ist. Wobei ja manche im Verein sagen, dass dieser Nachweis schon längst geführt ist, ja, dies sei sogar geradezu eine Einstellungsvoraussetzung gewesen, damit es der Präsident nicht so schwer hat mit seinem Manager.

Aber das ist alles natürlich nur Gewäsch und Gerücht, genauso wie das Getuschel, dass Babbel von seiner Frau ultimativ aus dem Sündenpfuhl Berlin zurück in Süden beordert wurde, wie vor ihm schon, zum Beispiel, Oskar Lafontaine von seiner Frau Christa Müller. Aber auch das hilft nicht immer, wie man gesehen hat.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der neue Sportsenator Frank Henkel, der seinen Platz auf der Ehrentribüne gleich bezogen hat, der alten Dame Hertha mal Manieren beibringen muss. Oder der Verein versucht es mal, wie die Grünen und die Piraten, mit einem Mediator. Hat eigentlich Dieter Hoeneß gerade einen Job?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false