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Hertha BSC - bald wieder erstklassig.

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Hertha, Eisbären und Co.: Warum der Sport für Berlin so wichtig ist

Hertha steht vor dem Aufstieg in die erste Liga - und auch in anderen Sportarten sind Berliner Clubs spitze. Der Sport ist wichtig für diese Stadt, zum Beispiel als Werbung und Wirtschaftsfaktor. Doch er ist auch essenziell für das Selbstverständnis Berlins, um Emotionen zu erzeugen und Identifikation zu schaffen.

Von Christian Hönicke

Barca? Steht für Barcelona. Borussia? Für Dortmund. Real? Madrid. Bayern? München. Das wissen Milliarden Fernsehzuschauer weltweit nicht erst dann, wenn in dieser Woche das Halbfinale im europäischen Städtewettkampf, die Fußball-Champions-League, stattfindet. Und was steht für Berlin?

Momentan noch die zweite deutsche Liga. In der Klasse der Champions wird die deutsche Hauptstadt auf absehbare Zeit nicht vertreten sein. Doch der Hauptstadtclub Hertha und somit Berlin werden zumindest in die Bundesliga zurückkehren, schon am heutigen Sonntag kann es so weit sein.

Bald also spielt Hertha wieder im Kreis der Großen, dort, wo ein Großteil des Berliner Sports schon ist. Denn in den wichtigsten Sportarten sind Berliner Clubs spitze. Die Eisbären und die BR Volleys stehen gerade mal wieder im Finale um die Meisterschaften in Eishockey und Volleyball, Alba rechnet sich nach dem Pokalsieg im Basketball noch mehr aus, und die Füchse haben sich innerhalb kürzester Zeit in der Handball-Spitzengruppe etabliert, genauso wie der basisorientierte Kultfußballklub 1. FC Union in der Zweiten Liga. Dazu kommen Großveranstaltungen wie das Istaf, der Marathon oder das DFB-Pokalfinale.

Diese Vielfalt passt hierher, weil sie den seltsamen Flickenteppich Berlin in all seinen Facetten widerspiegelt. Was für andere Großstädte normal ist, funktioniert in dieser zusammengeschweißten Metropole manchmal nicht sofort, ob es um Flughäfen, Bahnhöfe oder Bundesliga-Fußball geht. Dafür wachsen aus den immer noch ersichtlichen Trümmern Pflänzchen, die andernorts nie keimen würden. Das gilt im Sport auch deswegen, weil eben nicht ein Verein alles überstrahlt wie in München die Bayern.

Man kann zum Sport stehen, wie man will, aber er ist wichtig für die Stadt – zum Beispiel als Werbung und Wirtschaftsfaktor. Laut einer Studie der IHK löst Sport für Berlin als „bedeutender Imagefaktor“ vor allem in den Bereichen Tourismus, Einzelhandel und Gastronomie pro Jahr Wirtschaftsimpulse von mehr als 170 Millionen Euro aus.

Doch der Sport karrt nicht nur Touristen heran, er ist auch essenziell für das Selbstverständnis der Stadt, um Emotionen zu erzeugen, Identifikation zu schaffen, Ziele auszugeben und zu verfolgen. Er teilt der Welt mit, dass Berlin mehr kann und will, als sich als Kultobjekt zu inszenieren und vom Geld anderer zu leben. Und er lehrt, dass es nicht reicht, einen großen Namen und eine bewegte Geschichte zu haben. Wer sich nicht immer wieder neu beweist, Tag für Tag, Spiel für Spiel, dem droht der Abstieg – Hertha hat dies zweimal schmerzhaft erfahren müssen.

Den Anspruch, mindestens in der ersten Liga mitspielen zu wollen, den darf man ohne Arroganz schon allein an der schieren Größe Berlins ableiten. Im Sport kann man sehen, wie das trotz des überschaubaren Reichtums der Stadt klappen kann: mit harter Arbeit und guten Ideen.

Nebenbei zeigt der Erfolg der Vereine auch, wie unsinnig die Ablehnung von Zuzüglern ist und auch die Angst vor ausländischen Investoren. Wenn man sich die Kader, Geschäftsstellen und Trainerbänke der Clubs anschaut, wird man kaum einen gebürtigen Berliner finden. Der einstige Hohenschönhauser Kiezclub Eisbären gehört inzwischen sogar einem Investor aus den USA. Zugejubelt wird ihnen trotzdem. Warum auch nicht? Sie alle sind Berlin – und bringen die Stadt ein Stück voran.

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