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Der neue ASX hat einen sportlicheren Auftritt als sein Vorgänger – und ist 14 Zentimeter kürzer.

© Rainer Ruthe

Mitsubishi ASX 1,3 Mildhybrid DCT: Brüder im Geiste

Der neue Mitsubishi ASX ist eigentlich ein alter Bekannter. Denn er ist nahezu identisch mit dem Renault Captur II – und doch etwas anders.

Außer dem neuen Grill mit dem Drei-Diamanten-Logo im Mitsubishi-typischen-Dynamic-Shield-Design und dem großen Mitsubishi-Schriftzug am Heck unterscheidet sich der ASX nicht vom Captur. Dort, wo beim Renault-Heck das Firmenlogo sitzt, befindet sich beim Mitsubishi die aufgesetzte Rückfahrkamera, die wie ein Fremdkörper wirkt. Gleich sind natürlich die Abmessungen der beiden Brüder im Geiste: Mit einer Länge von 4,23 Metern, einer Breite von 1,80 Metern hat der Fünftürer ein parkplatzfreundliches Format. Und die Höhe von 1,57 Metern sorgt für bequemen Ein- und Ausstieg sowie für eine erhabene Sitzposition, für die diese kompakte Auto-Spezies ja so geliebt wird.

Ein interessanter Aspekt: Der neue ASX hat gegenüber dem alten ASX quasi einen sportlicheren Auftritt bekommen: 14 Zentimeter kürzer, drei Zentimeter breiter und sieben Zentimeter flacher. Die neue Gestalt steht ihm richtig gut. Dabei ist das Auto auch praktisch, weil es eine bemerkenswerte Raumökonomie bietet. Für das Gepäck stehen beachtliche 422 Liter zur Verfügung. Das sind knapp 40 Liter mehr als der fünf Zentimeter längere aktuelle Golf 8 bietet. Und mit der beim neuen Mitsubishi ASX erstmals um 16 Zentimeter verschiebbaren Rückbank erhöht sich die Variabilität; das Ladevolumen steigt auf 536 Liter. Bei umgelegten Fondlehnen wächst das Volumen auf fast 1.300 Liter rauf, und die Ladefläche steigt nur leicht an.

Hochwertiger Innenraum

Natürlich ist auch für die Passagiere bestens gesorgt: Der Innenraum ist gegenüber dem „alten“ ASX viel hochwertiger geworden. Die weich unterschäumten Materialien fühlen sich gut an, alles ist sehr gut verarbeitet. Mit gefühlter „Sparklasse“ hat das nichts mehr zu tun. Die bequemen, gut geformten Sitze könnten auch in einem Volvo eingebaut sein; die Mittelkonsole ist freischwebend. Lenkrad und Schaltknauf „in Ledernachbildung“ fassen sich angenehm an. Geradezu oberklassig kommt der von uns georderte Testwagen in der besten Ausstattung „TOP“ daher: Das schwarze Gestühl wirkt richtig edel mit seiner Kombination aus Leder und hochwertiger Ledernachbildung, die sich gut angreift. Im Schulterbereich wurden Karomuster eingesteppt und die Seiten zieren weiße Zierleisten. Auch Türinnenseiten, Armlehnen, und sogar die Mittelkonsole sind beledert. Erwähnenswert sind die zahlreichen Ablagemöglichkeiten, allgemein eine Stärke dieses Autos. So erscheint das Handschuhfach gefühlt größer zu sein als mancher Kofferraum eines Edelsportwagens.

Der Neue ist ein alter Bekannter auf den Straßen – der ASX ist vorne identisch mit dem Renault Captur. 

© Rainer Ruthe

Und das Fahren? Bietet keine Überraschungen! Wie sollte es auch, handelt es sich doch um einen Renault Captur, den wir schon gefahren sind. Lediglich das neue Markenlogo im Lenkrad und das animierte Auto im Infotainmentdisplay weisen auf die Unterschiede zum Renault Captur hin. Außerdem gibt es Fußmatten mit Mitsubishi-Schriftzug.

Nur das Basismodell kommt noch mit analogen Anzeigen, alle anderen besitzen volldigitale Cockpits. Das hochkant angeordnete Infotainment-Display im Stil eines Apple-iPads besticht mit klaren und gestochen scharfen Anzeigen. Hier lässt sich auch das „Multi Sense“-Programm mit den unterschiedlichen Fahrmodi verwalten. Den hinter dem Lenkrad platzierten Bediensatellit für die Audiobedienung kennen wir ja schon aus einem früher gefahrenen Captur. Nach kurzer Zeit hat man sich mit dem versteckt angeordneten Hebel und seiner altmodischen Bedienung arrangiert. Es geht aber auch so.

Teilautonomes Fahren möglich

Erstmalig findet sich in einem Mitsubishi nun ein wichtiges Fahrsicherheitsassistenzsystem - das MI-Pilot-System für teilautonomes Fahren, Mitsubishi Intelligent-PILOT genannt. Es kombiniert die adaptive Tempoautomatik ACC und den aktiven Spurfolgeassistenten LCA mit der serienmäßigen Verkehrszeichenerkennung – und ermöglicht so teilautonomes Fahren. Damit reist man auf längeren Strecken komfortabel und entspannt.

Weitgehend identisch: Mitsubishi steht hinten drauf - und die Rückfahrkamera ist dort, wo beim Renault Captur das Firmenlogo sitzt.

© Rainer Ruthe

Der große Vorteil dieser speziellen Kooperation zeigt sich vor allem im Antriebsbereich. So viele unterschiedliche Motorvarianten gab es noch nie in einem ASX. Nämlich fünf! Zum Vergleich: Beim alten ASX gab es zum Schluß im Jahr 2022 nur noch einen betagten 150-PS-Saugbenziner mit CVT-Getriebe.

Mild-Hybrid-Antrieb von Mercedes und Renault

Wir haben eine interessante Antriebskombination für den Praxistest gewählt. Den 158 PS starken Mild-Hybrid, von Renault in Kooperation mit Mercedes entwickelt, der serienmäßig an eine Siebengang-Doppelkupplungsautomatik gekoppelt ist.

Machen wir es kurz: Der kleine Turbobenziner und das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gehören zu jener Spezies eines feinen Antriebs, welche Freude bereiten. Ausgesprochen leise schnurrt der nur 1,3 Liter große Vierzylinder vor sich hin. Lediglich bei sehr forscher Fahrweise faucht er mal etwas vorlaut. Ansonsten glänzt er mit guten Manieren, die selbst lange Autobahntouren zu einer stressfreien Angelegenheit machen. Ihm hilft dabei seine durchzugsstarke Auslegung: Seine strammen 270 Newtonmeter Drehmoment liegen über einen für Benziner vergleichsweise weiten Bereich von 1800 bis 3750 Umdrehungen an. Und die 158 PS entwickelt das Triebwerk bereits bei 5500 Touren. Zusammen mit der Zwölf-Volt-Mild-Hybrid-Technik wirkt der Vortrieb insgesamt sehr geschmeidig und bei Bedarf zugleich druckvoll.

Im Sparmodus fünf Liter Verbrauch

Diese Motor-Getriebe-Kombination arbeitet nicht nur geschmeidig, sondern auch sehr effizient. Denn der ASX brauchte im Test nur wenig mehr als die vom Werk angegebenen 5,9 Liter Super pro 100 Kilometer laut WLTP. Am Ende der gut 1650 Testkilometer stand ein vergleichsweise günstiger Praxisverbrauch von durchschnittlich 6,3 Liter Super E10 pro 100 Kilometer zu Buche. Auf der obligatorischen Sparrunde demonstrierte diese Antriebskombi eindrucksvoll ihren eingebauten Sparfaktor: Nur 5,2 Liter pro 100 Kilometer.

Das ist ein Extra-Applaus wert, vor allem vor dem Hintergrund saftig gestiegener Benzinpreise. Mit dem nur 48 Liter großen Tank sind theoretisch gut 700 Kilometer lange Non-Stopp-Fahrten drin. Nur zur Erinnerung: Wir sprechen hier von einem potenten 158-PS-Antrieb mit einer harmonisch schaltenden Automatik. Den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 schafft der 1,4-Tonner in 8,5 Sekunden, und erst bei 204 Kilometer pro Stunde halten sich Vortriebskraft und Luftwiderstand die Waage; dann ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht.

Trotz der imposanten serienmäßigen 18-Zöller traktiert der ASX seine Passagiere nicht ungebührlich; er federt vielmehr - bis auf fiese Gullydeckel – harmonisch. Und bei Autobahnrichtgeschwindigkeit ist es im Innenraum so ruhig, dass angenehme Gespräche untereinander möglich sind.

Nerviger Parkpiepser

Allerdings nervt der aktive Spurhalteassistent - wie auch im Renault Captur – mit seiner Übereifrigkeit. Er fällt durch deutlich spürbare Lenkeingriffe auf, wenn man sich nicht auf seiner zentrierten Fahrspur befindet – und lenkt dann aktiv dagegen. Zum Glück lässt er sich sehr einfach mit einem Schalter an der linken Leiste des Armaturenbretts ausschalten. Auch die Parkpiepser meldeten sich unnötig oft. Selbst wenn andere Autos im Stau an der Ampel neben dem ASX standen, folgte ein nerviges Piepkonzert.

Als sehr angenehm erwies sich dafür der adaptive Tempopilot; er hält automatisch die Distanz zum Vordermann, im Stau oder zähflüssigen Verkehr bremst das System sogar bis zum Stillstand ab und fährt selbstständig wieder los.

„Sparklasse“ ist nicht mehr: Der Innenraum und die Sitze sind gegenüber dem „alten“ ASX viel hochwertiger geworden. 

© Rainer Ruthe

Die Marketing-Experten von Mitsubishi haben einen guten Job gemacht: Captur und ASX lassen sich nicht eins zu eins miteinander vergleichen. Man sollte eigentlich davon ausgehen, dass der Neuling versucht, mit einem Preisvorteil seinen Gen-Spender zu schlagen. Doch das Einstiegsmodell des Franzosen, die 91 PS starke Version Equilibre, ist mit 23.700 Euro 990 Euro billiger als die gleichstarke Einstiegsversion des Japaners mit der sinnigen Bezeichnung Basis. Dafür ist beim Basismodell des ASX bereits eine Rückfahrkamera an Bord, und es gibt auch mehr Fahrerassistenzsysteme als beim Basismodell des Captur.

Teurer kann auch billiger sein

Überhaupt hat sich Mitsubishi eine ganz andere Modell-Strategie ausgedacht. Es werden keine einzelnen Extras mehr angeboten. Die vier angebotenen Ausstattungsversionen. Basis, Plus, Intro Edition und Top sind jeweils „komplett“ - und von Haus aus gut bis nahezu komplett ausgestattet. So sind beim Top-Modell Top selbst ein elektrisches Glasschiebedach und eine Bose-Soundanlage mit neun Lautsprechern sowie einem Subwoover serienmäßig. Es können nur noch eine Einfarb-Metallic-Lackierung für 750 Euro extra oder für die beiden besser ausgestatteten Versionen Intro Edition und Top für 1200 Euro eine Zweifarb-Metallic-Lackierung zusätzlich geordert werden.

Beim Renault Captur haben sich die Franzosen für das konventionelle System entschieden: Die vier Ausstattungsversionen Equilibre, Evolution, Techno und R.S. Line können mit einzelnen kombinierbaren Extras aufgewertet werden. Das erschwert den direkten Vergleich, macht ihn zum Teil gar unmöglich.

Wir haben das nahezu komplett ausgestattete Top-Modell Top gefahren – zum Top-Preis von 36.890 Euro. Damit bewegt sich der neue ASX in bislang ungekannten Preis-Regionen. Das wird noch deutlicher bei der Plug-in-Hybrid-Version mit einer Systemleistung von 159 PS, die Renault nicht anbietet. Preis? 42.390 Euro! Dafür hat Mitsubishi die 100 PS starke Autogas-Version des Renault Captur nicht übernommen. Wer diesen günstigen Antrieb haben möchte, muss dann eben den Renault wählen.

Acht Jahre Herstellergarantie

Fazit. Der neue ASX ist deutlich besser als der alte ASX-Vorgänger: Kompakter, edler, komfortabler, spritziger, viel sparsamer, technisch auf der Höhe der Zeit bei den Fahrerassistenzsystemen – und mit viel mehr Antriebsvarianten. Aber er stößt auch in heue Preisregionen vor. Und jetzt zum aktuellen Vergleich Mitsubishi ASX gegen Renault Captur: So gleich beide in ihren Eigenschaften auch sein mögen, so unterschiedlich sind sie in ihrem jeweiligen Angebotsrahmen. Selbst wenn sie sich preislich nicht direkt vergleichen lassen, so hat der ASX einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Captur: Mitsubishi gewährt fünf Jahre Herstellergarantie bis 100.000 Kilometer. Und gegen eine geringe Zuzahlung von 223 Euro kann diese auf acht Jahre verlängert werden. Renault hingegen gewährt lediglich die gesetzlich vorgeschriebene Garantie von zwei Jahren. So gesehen ist der Mitsubishi ASX zwar nicht das bessere (weil identische) Auto, wohl aber die clevere Wahl.

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