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Soldaten der Bundeswehr in der Grundausbildung.

© dpa/Stefan Sauer

Update

Anerkennung für Soldaten: Zehn Millionen Deutsche sind jetzt Veteranen

Nach langem Streit ist nun klar, wer in Deutschland als Veteran gilt. Die Bezeichnung ist nicht an Dienstzeitlänge oder Funktion in der Bundeswehr gebunden.

Von Michael Schmidt

In Deutschland gibt es jetzt offiziell Veteranen, ab sofort – und gleich zehn Millionen davon. Nach jahrelangem Streit haben sich das Bundesverteidigungsministerium, der Bundeswehrverband und der Reservistenverband auf eine gemeinsame Definition geeinigt, wie die „Bild am Sonntag“ berichtet. Veteran ist demnach, wer entweder aktiver Soldat ist oder bei der Bundeswehr gedient hat und nicht unehrenhaft entlassen wurde. Damit ist die Bezeichnung nicht an Dienstzeitlänge oder Funktion innerhalb der Bundeswehr gebunden. Auch ein Auslandseinsatz ist keine Bedingung, wie es hieß.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte: „Alle Veteranen eint, ob sie in Auslandseinsätzen, im Kalten Krieg oder im Grundbetrieb gedient haben, dass sie sich in der Uniform der Bundeswehr für Frieden und Freiheit unseres Landes eingesetzt haben. Dafür gebührt ihnen ein Leben lang Respekt und Anerkennung“, so die Ministerin. Wie die Würdigung von Veteranen konkret aussehen soll, ist noch unklar.

Die Nachricht wurde unterschiedlich aufgenommen. CDU-Verteidigungsexperte Henning Otte sagte dem Tagesspiegel, die Veteranenfrage sei viel zu lange ungeklärt gewesen: „Der Dienst der Bundeswehr für unser Land verdient mehr Anerkennung.“

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, begrüßte, dass die Begrifflichkeit für den deutschen Gebrauch „jetzt mal geklärt ist“. Auch ein Veteranen-Abzeichen könne identitätsstiftend und nützlich für die aktive Bundeswehr sein. Bartels fügte aber auch hinzu: Natürlich sei das „keins von den wirklich wichtigen Problemen unserer heutigen Mangel-Bundeswehr“.

In die gleiche Richtung weist auch die Kritik der Grünen. „Raider heißt jetzt Twixx“, ätzte Verteidigungsexperte Tobias Lindner: „Anscheinend hat Ursula von der Leyen sich für eine Definition entschieden, die den Begriff Reservist durch Veteran ersetzt.“ Lindner nannte es fraglich, „ob die bloße Umbenennung von ehemaligen Angehörigen der Bundeswehr wirklich die Probleme der Soldaten löst, die teilweise auch Spätfolgen von Auslandseinsätzen bewältigen müssen“. Gerade, was Fürsorge für diese Personengruppe betrifft, „hätte die Ministerin längst mehr tun können“.

Linken-Verteidigungsexperte Alexander Neu erinnerte daran, dass alle in Deutschland Berufstätigen einen Dienst für das deutsche Gemeinwesen leisten: „Der Dienst am Menschen – Seniorenpflege, Bildung, Gesundheit – erfährt zum Beispiel viel zu wenig reputative und finanzielle Würdigung.“

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, der die Einigung grundsätzlich begrüßte, sagte, wichtiger als zum Beispiel ein Veteranen-Abzeichen seien auch aus seiner Sicht eine bessere Fürsorge wie Familientherapien für Einsatzversehrte und mehr Wertschätzung. „Ein gutes Zeichen wäre, dass Deutschland bald Austragungsort der Invictus Games, der Paralympics für Veteranen wird.“

Der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) hatte 2012 die Diskussion um den Veteranenbegriff gestartet. Im Koalitionsvertrag 2013 hatte sich die Bundesregierung dazu verpflichtet, die Verantwortung für Veteranen zu übernehmen– ohne jedoch genau zu sagen, was und wen sie damit meint.

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