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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder

© Christof Stache / AFP

Exklusiv

Auch ohne Symptome und kostenlos: Söder will täglich 30.000 Tests anbieten – Vorbild für andere?

Die Bayern können sich künftig auf das Coronavirus testen lassen. Alle. Das gibt es bisher nur im Freistaat. Aber weitere Bundesländer könnten folgen.

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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat mit Blick auf Sorgen vor weiteren Corona-Wellen die anderen Bundesländer dazu aufgerufen, die Virustestkapazitäten deutlich hochzufahren. „Wir in Bayern machen das Stück für Stück. Wir wollen jetzt sogar bis zu 30.000 Tests pro Tag anbieten – damit verdreifachen wir die Kapazitäten seit Ende März“, sagte Söder dem Tagesspiegel.

Als bisher einziges Bundesland können dort die Bürger nun auch ohne Symptome kostenlose Corona-Tests machen lassen. Die Kosten von jeweils 50 Euro pro Test und Laborauswertung will der Freistaat tragen. Wer mehr Normalität wolle, müsse auch mehr Testkapazitäten aufbauen. „Wir wollen das noch weiter ausbauen“, sagte Söder.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat Sympathien für ein entsprechendes Vorgehen auch in der Hauptstadt erkennen lassen: „Wir werden sehr bald diesen bayerischen Weg einschlagen“, sagte Müller am Montagabend. „Wenn ein Bundesland so anfängt, dann wird das eine Welle, die Tests werden günstiger und es wird für viele Menschen bald ganz unproblematisch, sich testen zu lassen.“

Andere Bundesländer wollen dem Beispiel bisher nicht folgen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lehnte bundesweite Corona-Tests für alle Bürger, wie sie Bayern plant, ab. „Einfach nur viel testen klingt gut, ist aber ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend", kritisierte Spahn.

Es wiege die Menschen in falscher Sicherheit, erhöhe das Risiko falsch-positiver Ergebnisse und belaste die vorhandene Testkapazität“. Sinnvoller sei es gezielt zu testen, zum Beispiel bei lokalen Ausbrüchen wie in Gütersloh.

Söder sieht sein Land trotz der Kritik auch bei den freiwilligen Corona-Tests für jedermann als Vorbild für ganz Deutschland. „Ich glaube schon, dass das eine Wirkung hat weit über Bayern hinaus“, sagte der CSU-Chef der „Augsburger Allgemeinen“. Die Kritik an dem bayerischen Vorgehen sei nicht medizinisch begründet. „Der eigentliche Hintergrund ist etwas ganz Anderes: Das sind die Kosten.“

Lehnt die Test-Offensive der Bayernb ab: „Einfach nur viel testen klingt gut, ist aber ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend", kritisierte Gesundheitsminister Spahn.Jens
Lehnt die Test-Offensive der Bayernb ab: „Einfach nur viel testen klingt gut, ist aber ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend", kritisierte Gesundheitsminister Spahn.Jens

© imago images/Future Image

Das Kabinett will am Dienstag das entsprechende Testkonzept beschließen. Im Kern fußt der Plan auf einer am Mittwoch in Kraft tretenden Vereinbarung des Freistaats mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Diese sieht Testmöglichkeiten bei niedergelassenen Vertragsärzten vor.

Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte am Montag, dass zunächst ein dreistelliger Millionenbetrag für die Kosten bereitgestellt werde. Offen ist aber, für welchen Zeitraum.
Neben den Tests für Menschen mit und ohne Symptome - für letztere sind bereits jetzt Tests kostenlos möglich - sieht das Konzept auch vor, die freiwilligen Tests in Einrichtungen mit gefährdeten Personen etwa in Pflege- und Altenheimen sowie in Krankenhäusern auszubauen.

[Aktuelle Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Die Entwicklungen speziell in Berlin an dieser Stelle.]

Gleiches gilt für Tests von Lehrern und Erziehern. Geplant ist auch eine Testoffensive bei Schlachthöfen, Zerlege- und Fleischverarbeitungsbetrieben. Wer Symptome hat, soll innerhalb eines Tages getestet werden und 24 Stunden später sein Ergebnis haben. Ohne Symptome dauert es etwas länger: ein Test in 48 Stunden und ein Ergebnis in einer Woche.

„Testen ist die einzige Möglichkeit neben Abstandhalten und Hygienemaßnahmen, um eine echte Vorsorge zu treffen.“ Dafür habe man ein Konzept entwickelt, das klar definiert sei: Dazu gehörten Serientests für das gesamte medizinische Personal und auf freiwilliger Basis bei der Polizei, bei Lehrerinnen und Lehrern sowie Erzieherinnen und Erziehern.

Hinzu komme eine 24-Stunden-Testgarantie für Personen mit Symptomen und eine 48-Stunden-Garantie für diejenigen, die sich unsicher fühlen. „Was die Kassen nicht zahlen, übernimmt Bayern. Es ist eine Kernaufgabe des Staates zu helfen, und Testen ist der beste Weg.“

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