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Wegen des Ukraine-Kriegs steigen die Weizenpreise. Das hat Folgen für die Lebensmittelpreise in Deutschland.

© Arne Dedert/dpa

Update

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs: Deutsche Landwirte warnen vor „Preissprüngen in ungekanntem Ausmaß“

Aufgrund des Ukraine-Kriegs könnte das Brot in Deutschland erheblich teurer werden. Weitere Produkte könnten sogar dauerhaft aus den Supermärkten verschwinden.

Deutschlands Landwirte warnen vor „Preissprüngen in bisher ungekanntem Ausmaß“ bei Lebensmitteln infolge des Ukraine-Kriegs. Die Landwirtschaft, aber auch die gesamte Lebensmittelkette sei mit massiven Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie, Kraftstoff, Düngemittel und Logistikproblemen konfrontiert, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Papier des Deutschen Bauernverbands (DBV). Er forderte dringend „kurz- und langfristige Maßnahmen“ der Bundesregierung und der EU zur Stabilisierung der Agrarerzeugung.

Nach Einschätzung des DBV sei die Lebensmittel-Versorgung in Europa und Deutschland bis ins erste Quartal 2023 aber gesichert. „Die Versorgung mit Lebensmitteln für das nächste Jahr ist aus meiner Sicht sichergestellt“, sagt DBV-Präsident Joachim Rukwied. Hamsterkäufe seien daher „unsinnig“. Zu Versorgungsengpässen kommen könne es dagegen in Nordafrika, im arabischen Raum und in Asien.

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Könnten Brotpreise in die Höhe schnellen?

Der Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, hatte der „Bild“-Zeitung vom Freitag gesagt, er rechne insgesamt mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise um durchschnittlich 20 bis 40 Prozent. Der Brotpreis „könnte sich verdoppeln. Auf bis zu zehn Euro“.

Einige Produkte könnten sogar dauerhaft nicht mehr verfügbar sein, wie Sonnenblumen- und Rapsöl oder Aprikosenmarmelade, sagte Lucht weiter. „Durch den Ukraine-Krieg wird es diese bald nicht mehr im Supermarkt geben.“ Diese Lebensmittel stammen vorwiegend aus der Ukraine.

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Der DBV-Präsident widerspricht jedoch den Äußerungen aus dem schleswig-holsteinischen Bauernverband, der Brotpreis könnte auf bis zu zehn Euro steigen. „Ich würde die Preiserhöhung bei Brot geringer sehen“, sagt Rukwied. Für die Landwirte hätten sich die Erzeugungskosten von Ackerkulturen etwa durch höhere Energie- und Düngemittelpreise um ein Drittel erhöht.

Der Bauernverband aus Schleswig-Holstein hatte in seinem Papier gewarnt, dass der Ukraine-Krieg „massive negative Folgen für die Welternährungslage“ haben wird, vor allem in Nordafrika, im mittleren Osten und in Asien. Die Ernährungs- und Versorgungssicherheit sowohl in Deutschland als auch in der EU rückten nun wieder stärker in den Fokus - neben dem Klimawandel und dem Erhalt der Biodiversität.

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Auch der neue ukrainischen Landwirtschaftsminister Mykola Solskyi warnte vor einer Erhöhung der Preise. Ihm zufolge könnten die Nahrungsmittelpreise weltweit steigen, sollte sich die Situation in der Ukraine nicht ändern. Die ukrainischen Gerteidevorräte für den Export beliefen sich auf 7,5 Milliarden Dollar, sagt Solskyi. Eine Menge nannte er nicht.

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Um die Produktion kurzfristig zu steigern, haben EU und Bundesregierung bereits vorgeschlagen, dass die Landwirtinnen und Landwirte sogenannte ökologische Vorrangflächen, etwa Brachen, in diesem Jahr ausnahmsweise bebauen dürfen. Dies müsse „zügig, wirksam und praxistauglich“ umgesetzt werden, heißt es im Papier des Verbandes. Die deutschen Bauern sollten auf solchen Flächen auch Pflanzenschutzmittel verwenden dürfen, fordert der Verband.

Schließlich mahnt der Verband auch zu einem „besonderen Augenmerk“ auf die Düngemittelherstellung in Deutschland und in der EU. In Deutschland stammt der Stickstoff in der Landwirtschaft demnach zur Hälfte aus zugekauftem Mineraldünger, dessen Herstellung sehr energieintensiv und auf Erdgas angewiesen ist. Bei einer Unterbrechung der Gasversorgung und damit der Produktion von Dünger wären „ab 2023 deutlich geringere Ernten vorprogrammiert“. (AFP, Reuters)

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