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Frank Richter Ende Februar in der Talksendung "Anne Will".

© Wolfgang Borrs/NDR/dpa

Buch über Pegida, AfD & Co.: Vom Vermittler zum Stichwortgeber der Rechten

"Hört endlich zu!" - unter diesem Titel plädiert Frank Richter, Ex-Chef der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen, für einen Dialog mit Anhängern von AfD und Pegida. Ist das noch angemessen?

Von Matthias Meisner

Es waren wichtige Wochen für den damaligen Chef der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung vor drei Jahren in Dresden. Frank Richter erfand damals Dialog-Formate, um Pegida-Anhänger ins Gespräch zu bringen. Die Aufmerksamkeit war groß, einmal mischte sich sogar Sigmar Gabriel ins Publikum. Der Versuch, die Anti-Islam-Bewegung zur Diskussion zu bringen, verdiente – wiewohl immer umstritten – Anerkennung. Damals.

Aber heute? Die Radikalisierung von Pegida, AfD und Co. haben Richter und andere mit der Einladung zum Gespräch nicht aufhalten können, im Gegenteil, wie aktuell vor allem auch in Sachsen zu beobachten. „Hört endlich zu!“ lautet nun seine Aufforderung, den Anliegen von AfD-Wählern Gehör zu schenken. Das Buch ist eine Streitschrift, um „besorgte Bürger“ zu verteidigen. Schon diese Bezeichnung hält Richter für einen „herablassenden Spott- und Ausgrenzungsbegriff“.

Ideen, wie Konflikte mit der AfD ausgetragen werden könnten, liefert das Buch nicht. Es bleibt auch offen, was Richter von der rechts blinkenden Sachsen-CDU hält – obwohl ihn doch im vergangenen Jahr deren Umgang mit Kritikern zum Parteiaustritt bewogen hat.

Hat der Theologe gar Verständnis für „Merkel muss weg“-Rufe? Wörtlich ist das bei ihm so nicht zu lesen. Aber insgesamt beklagt Frank Richter heute „eine ideen-, visions- und sinnentleerte Demokratie“. Nicht verwunderlich sei es, „dass sich viele ehemalige DDR-Bürger fragen, ob sie die Fatalität des Ostens gegen die Banalität des Westens eingetauscht haben“.

Die Streitschrift "Hört endlich zu!" von Frank Richter.
Die Streitschrift "Hört endlich zu!" von Frank Richter.

© Ullstein

Kanzlerin Angela Merkel hat Richter nach eigenen Worten bei einem Wahlkampfauftritt 2017 als „müde und traurig wirkende Frau“ erlebt. Er sieht sich von ihr „intellektuell beleidigt“ und vermisst eine Entschuldigung von ihr für „offensichtliche Fehler“ 2015 in der Asylpolitik. Es klingt hart, ist aber leider so: Richter macht sich zum Stichwortgeber der Rechten – Leuten also, mit denen er doch eigentlich nichts zu tun haben möchte. Ärgerlich.

Das Buch als Tweet: Mit Rechten reden? „Hört endlich zu!“, fordert Frank Richter. Sein neues Buch wertet #Wutbürger zu Gesprächspartnern auf Augenhöhe auf.

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Wen das interessiert, den könnte auch interessieren: Jahrbuch rechte Gewalt 2018 von Andrea Röpke.

Frank Richter, Hört endlich zu! Ullstein 2018, 96 Seiten, 10 Euro

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