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Einsatzkräfte durchsuchen die Kölner Wohnung von Sief H.

© REUTERS//Thilo Schmuelgen

Update

Festgenommener Tunesier: Sief H. soll Anschlag mit Biobombe geplant haben

Der in Köln gefasste Tunesier hatte begonnen einen hochgiftigen biologischen Kampfstoff herzustellen, sagen Ermittler. Die Substanzen bestellte er im Internet.

Von Frank Jansen

Der vergangene Woche in Köln festgenommene Tunesier Sief H. (29) hat nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts einen Anschlag mit einer Biobombe geplant. Es habe schon „konkrete Vorbereitungen“ gegeben,  sagte BKA-Präsident Holger Münch  am Mittwoch dem rbb-Inforadio. Das sei „ein in Deutschland einmaliger Vorgang“. Sief H. habe bereits begonnen, Rizin herzustellen und Material für den Bau eines Sprengsatzes besessen. Rizin ist ein hochgiftiger biologischer Kampfstoff. 

Die Bundesanwaltschaft nannte weitere Details. Demnach wurden bei dem Beschuldigten 84,3 Milligramm Rizin und 3150 Rizinussamen sichergestellt. Das Robert-Koch-Institut hatte die Substanzen untersucht. Sief H. habe alle Samen über den Internetversandhandel bestellte, sagte die Bundesanwaltschaft. Bei dem Mann fand die Polizei zudem 250 Metallkugeln, zwei Flaschen mit acetonhaltigem Nagellackentferner, Drähte mit aufgelöteten Glühbirnen und 950 Gramm einer Mischung aus Aluminiumpulver und Substanzen aus Feuerwerkskörpern.

Verstoß gegen Kriegswaffenkontrollgesetz

Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft hat Sief H. im vergangenen Jahr zweimal versucht, über die Türkei nach Syrien zu reisen – mutmaßlich zur Terrormiliz „Islamischer Staat“. Sief H. habe in Kontakt zu Personen aus dem radikal-islamistischen Spektrum gestanden, hieß es. Bislang lägen aber keine ausreichenden Informationen vor, dass der Tunesier Mitglied einer terroristischen Vereinigung war.  Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Seif H. wegen des dringenden Verdachts auf einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und des Anfangsverdachts auf die Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat. Sicherheitskreise hatten vergangene Woche dem Tagesspiegel berichtet, Sief H. habe in Deutschland einen Anschlag geplant, da die Ausreise zum IS nicht geklappt habe.

Unklar bleibt, wo und wann der Mann zuschlagen wollte. Welches „Tatziel“ der Mann im Blick hatte, „wissen wir noch nicht“, sagte BKA-Chef Münch. Das Bundesamt für Verfassungsschutz war dem Tunesier dank des Hinweises eines US-Geheimdienstes auf die Spur gekommen.

Rizin wird aus den Samen des Wunderbaumes (Ricinus communis) hergestellt. Schon ein halbes Samenkorn kann tödlich wirken. Sicherheitsexperten rätseln aber, wie Sief H. das Rizin bei einem Anschlag hätte einsetzen wollen. Islamistische Terrorgruppen haben allerdings schon mit Rizin experimentiert. Sicherheitskreise sagen, Rizin sei eher für Attentate auf einzelne Personen geeignet. Verwiesen wird auf den Fall Georgi Markow. Der  bulgarische Schriftsteller und Dissedent starb 1978 in London, als ihm mutmaßlich ein Agent des bulgarischen Geheimdienstes mit einem präparierten Regenschirm eine Kugel in den Unterschenkel stieß, die Rizin enthielt. 

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