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Heinrich Freiherr von Lersner hat schon Mitte der 1970er Jahre nicht nur Chefs nach ihrer Meinung gefragt, sondern auch die Fachleute in den Abteilungen seines "Amts im neuen Stil", dem Umweltbundesamt.

© UBA

Heinrich Freiherr von Lersner ist tot: „Ein großer Diener unseres Landes“

Umweltministerin Hendricks würdigt den Gründungspräsidenten des Umweltbundesamts. Er wollte ein "Amt neuen Stils" gründen - und das hat er auch geschafft.

Von seiner Partei hatte sich Heinrich Freiherr von Lersner schon vor Jahrzehnten entfernt. Dass er der FDP angehörte, wenn auch ihrem eher linken Flügel, ist den wenigsten aufgefallen, die ihn während der 21 Jahre an der Spitze des Umweltbundesamtes (UBA) beobachteten. Vergangene Woche ist der Gründungspräsident des UBA im Alter von 84 Jahren gestorben.

Der Jurist Lersner war 1961 ins Bundesinnenministerium eingetreten und dort zunächst für Soziales und später für Innere Sicherheit zuständig. 1970 wurde er in die gerade erst aus dem Gesundheitsministerium ins Innenministerium geholte Umweltabteilung versetzt. 1973 machte ihn der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) zum Chef der Vorläuferbehörde des UBA.

Lersner hat das UBA nach Berlin gebracht

Dass das UBA zu Mauerzeiten die einzige Bundesbehörde in Berlin war, ist Lersner zu verdanken. Anstatt das neue wissenschaftliche Amt auf den naheliegenden Namen Bundesumweltamt zu taufen, zog er die Umwelt nach vorne. Das klang weniger offiziell, und so gelang es ihm, die Zustimmung der Besatzungsmächte zur Ansiedlung des UBA in Berlin zu gewinnen. Inzwischen ist es nach Dessau umgezogen – eine der Vereinbarungen im Zuge des Hauptstadtumzugs. Doch das war nach Lersners Zeit.

1995 folgte ihm Andreas Troge an die UBA-Spitze, bis der 2009 sein Amt aufgeben musste. Troge wird vom UBA in seinem Nachruf so zitiert: Lersner habe „maßgeblich daran mitgewirkt, Visionen zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen mit wissenschaftlich fundierten und praktisch wirksamen Maßnahmen zu verwirklichen“. Troge lobte auch Lersners „Weitsicht hinsichtlich zukünftiger Umweltprobleme“. Und weiter: „Sein Beharren auf wissenschaftlicher Unabhängigkeit des Umweltbundesamtes prägt das Amt nach wie vor.“ Die amtierende UBA-Präsidentin Maria Krautzberger ergänzt: „Das Umweltbundesamt verdankt ihm sein hohes Ansehen in der Öffentlichkeit und in der Wissenschaft.“

Kein politischer Beamter auf Abruf

Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ließ erklären: „Dass Deutschland über eine ausgedehnte und wirksame Umweltgesetzgebung verfügt und in der Welt als Schrittmacher und Vorreiter im Umweltschutz gilt, ist zu einem guten Teil seinem Wirken zu verdanken.“ Sie trauere mit seinen Angehörigen „um einen großen Diener unseres Landes“.

Lersner hatte schon zur Gründung des UBA angekündigt, er wolle es als „Amt neuen Stils“ etablieren. Bis heute wird im UBA erzählt, er habe eine niedrigere Einstufung durchgesetzt, um bei einem Regierungswechsel nicht als „politischer Beamter“ aus dem Amt geworfen zu werden. Er habe schon Mitte der 1970er Jahre „Rücksprachen nicht nur mit den Vorgesetzten, sondern auch mit fachlich verantwortlichen Mitarbeitern selbst“ geführt. Das sei „seinerzeit ein absolutes Novum“ gewesen, schreibt das UBA. Dass er in der Kantine neben seinen Mitarbeitern saß, passte zum Bild.

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