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Die Überreste einer vermutlich russischen Rakete liegen vor dem Bahnhof in Kramatorsk.

© Anatolii STEPANOV /AFP

Update

Mindestens 50 Menschen getötet: USA gehen von Einsatz einer Kurzstreckenrakete in Kramatorsk aus

Während Dutzende Menschen auf Evakuierungszüge warteten, gab es einen Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk. Der Kreml weist alle Schuld von sich.

Bei einem Raketenangriff auf einen Bahnhof in Kramatorsk in der Ostukraine sind am Freitag Dutzende Menschen verletzt worden, die vor Kämpfen fliehen wollten. Mindestens 50 Menschen wurden dabei getötet.

Die USA gehen einem Insider zufolge davon aus, dass der Angriff mit einer ballistischen Kurzstreckenrakete verübt wurde. Kramatorsk sei wohl von einer SS-21 getroffen worden, sagt ein hochrangiger US-Militärvertreter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Allerdings sei der Grund für den Angriff unklar. "Wir nehmen den Russen ihr Dementi nicht ab, dass sie dafür nicht verantwortlich waren", sagt der Insider.

Der Kreml hat eine Verantwortung russischer Truppen für den Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk zurückgewiesen. „Unsere Streitkräfte nutzen diesen Raketentyp nicht“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag russischen Agenturen zufolge. Er bezog sich dabei auf den mutmaßlich verwendeten Typ „Totschka-U“.

Militärexperten bezweifeln diese Darstellung.

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„Außerdem gab es keine Kampfeinsätze in Kramatorsk, und es waren heute auch keine geplant“, sagte Peskow weiter. Die Ukraine macht dagegen russische Truppen für den Angriff verantwortlich, die moskautreuen Separatisten gaben ukrainischen Einheiten die Schuld.

Das russische Verteidigungsministerium nannte alle Äußerungen von "Repräsentanten des nationalistischen Regimes in Kiew" über einen angeblich von Russland verübten Angriff "eine Provokation und vollkommen unwahr", .

EU vor Treffen mit Selenskyj erschüttert

Der ukrainische Präsident Selenskyj warf Russland in einer ersten Reaktion vor, die Zivilbevölkerung seines Landes "zynisch zu vernichten". "Dies ist das grenzenlose Böse", schrieb er auf Twitter. "Und wenn es nicht bestraft wird, wird es nie aufhören."

Das russische Militär habe einen ganz gewöhnlichen Bahnhof angegriffen, sagte Selenskyj am Freitag zu Beginn einer Videoansprache vor dem finnischen Parlament. „Das ist nur ein gewöhnlicher Bahnhof, nur eine normale Stadt im Osten der Ukraine“, sagte Selenskyj. Der Angriff zeige, was Russland unter Schutz der Donbass-Region und der russischsprachigen Bevölkerung verstehe. „Das ist der 44. Tag unserer Realität“, sagte Selenskyj.

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Die EU hat den russischen Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk in der Ostukraine scharf verurteilt. Dies sei „ein weiterer Versuch, Fluchtrouten für diejenigen zu schließen, die diesem ungerechtfertigten Krieg zu entkommen suchen“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag in Brüssel.

Er warf Russland vor, mit der willkürlichen Attacke gezielt Menschen leiden zu lassen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat den Angriff in Kramatorsk als „verabscheuungswürdig“ bezeichnet.

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„Ich bin entsetzt über den Verlust von Menschenleben und werde Präsident Wolodymyr Selenskyj persönlich mein Beileid aussprechen“, schrieb sie am Freitag auf Twitter. Kurz zuvor war die deutsche Politikerin zu einem Solidaritätsbesuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew angekommen.

Hunderte Verletzte, mindestens 50 Tote

Offiziellen Angaben zufolge wurden mindestens 50 Menschen getötet - darunter 5 Kinder. Zuvor war von mindestens 39 Toten und 100 Verletzten die Rede. Auf Videos und Fotos waren leblose Menschen neben zurückgelassenen Koffern und Taschen sowie einem Kinderwagen zu sehen.

Vor dem Bahnhofsgebäude standen ausgebrannte Autos, am Eingang und in der Bahnhofshalle waren Blutlachen und verkohlte Sitzbänke zu sehen. Auf dem Bahnhofsvorplatz lagen die Überreste einer großen Rakete mit der russischen Aufschrift "Für unsere Kinder". Der Platz war mit verlassenen Gepäckstücken, Scherben und Splittern übersät.

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Kramatorsk liegt in dem Teil des umkämpften ostukrainischen Gebiets Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird. Prorussische Separatisten erheben Anspruch auf das gesamte Verwaltungsgebiet. Die Menschen, die Koffer und Taschen bei sich hatten, wollten aus Angst vor Angriffen die Stadt verlassen.

Bereits nach dem Fund dutzender Leichen von Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha vor einer Woche nach dem Abzug russischer Truppen war Russland ähnlich vorgegangen und hatte von einer "Provokation" durch die ukrainische Regierung gesprochen.

[Lesen Sie außerdem: Was die Welt über das Massaker wissen konnte: Das Grauen von Butscha – eine Rekonstruktion (T+)]

Russland hat angekündigt, sich militärisch künftig auf die Donbass-Region im Osten der Ukraine zu konzentrieren. Kiew und die Regionalbehörden hatten die Bewohner der Region daher aufgefordert, in Richtung Westen zu fliehen.

Beobachter gehen davon aus, dass Russland weitere Gebiete im Osten der Ukraine erobern will, um eine Landverbindung von der seit 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim zu den von Moskau unterstützten selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk im Donbass zu schaffen. (dpa, AFP)

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