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Türkei: Mutmaßlicher Dink-Mörder gefasst

Einen Tag nach dem Mordanschlag auf den armenisch-stämmigen Journalisten Hrant Dink ist der mutmaßliche Attentäter gefasst worden. Bei Protesten gegen Dinks Ermordung waren zuvor Tausende auf die Straße gegangen.

Istanbul - Der per Fahndungsfoto gesuchte Mann wurde in einem Bus in der Stadt Samsun am Schwarzen Meer festgenommen, wie Istanbuls Provinzgouverneur Muammer Güler am Samstagabend mitteilte. Er sei auf der Rückfahrt in seine Heimatstadt Trabzon gewesen, die ebenfalls am Schwarzen Meer liegt. Er solle jetzt per Flugzeug zum Verhör nach Istanbul gebracht werden. Der 52-jährige Journalist Dink, Herausgeber der türkisch-armenischen Wochenzeitung "Agos", war am Freitag auf offener Straße erschossen worden.Der Vate

Erst wenige Stunden vor der Festnahme war der Gesuchte identifiziert worden. Den entscheidenden Hinweis habe der in Trabzon lebende Vater des Täters gegeben, berichteten türkische Medien. Einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf den 52-jährigen Journalisten hatte die Istanbuler Polizei am Samstag Videoaufzeichnungen des mutmaßlichen Mörders an die Medien verteilt und die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen.

Die von einer Überwachungskamera aufgenommenen Bilder zeigten einen jungen Mann mit Schnurrbart, der eine weiße Mütze und eine Jeansjacke trägt. Auf einem Foto ist zu sehen, wie er im Weglaufen eine Waffe in den Hosenbund steckt.

Wegen "Beleidigung des Türkentums" verurteilt

Dink war im vergangenen Jahr wegen "Beleidigung des Türkentums" rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt worden. Weil er die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg als "Völkermord" bezeichnet hatte, sah sich Dink Anfeindungen nationalistischer Kreise ausgesetzt. Der Vorwurf des Genozids an den Armeniern wird von der Türkei heftig bestritten.

Aus Protest gegen die Ermordung Dinks waren am Freitagabend tausende Menschen in der Türkei auf die Straße gegangen. In Istanbul versammelten sich rund 5000 Menschen zu einer spontanen Kundgebung auf dem Hauptplatz der Metropole. In der Hauptstadt Ankara folgten rund 700 Menschen einem Aufruf von Menschenrechtgruppen und Gewerkschaften. Die Regierung in Ankara hatte eine rasche Aufklärung des Falls versprochen. (tso/dpa/AFP)

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