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Apartheid: Nach Amnestie nun Bewährungsstrafe

In Südafrika könnten viele Apartheid-Täter doch noch verurteilt werden. 13 Jahre nach dem offiziellen Ende der Apartheid wird die Ära der Rassentrennung neu aufgerollt.

„Die Zukunft ist gewiss; unvorhersehbar ist allein die Vergangenheit.“ So scherzte Südafrikas Topkabarettist Pieter Dirk Uys vor ein paar Jahren – und lag damit, wie sich jetzt erweist, goldrichtig. Die Debatte darüber, wer unter der Apartheid wem welches Leid zufügte, dürfte am Kap jedenfalls noch lange andauern, ohne dass es zu einer Einigung darüber kommen wird. 13 Jahre nach dem offiziellen Ende der Apartheid rollt die Kaprepublik die Ära der Rassentrennung nun von neuem auf. In einer zweiten Auflage nach derAuflösung der Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC) im Jahr 1995 soll jetzt juristisch mit all jenen abgerechnet werden, die gegenüber der TRC nur halbherzig oder gar nicht ausgepackt haben – und damit ihr Recht auf Amnestie verwirkten. Sie müssen nun wie Ex-Polizeiminister Adriaan Vlok und sein Polizeichef Johann van der Merwe mit einer Strafverfolgung rechnen.

Am Freitag wurden beide in Pretoria zu einer Bewährungsstrafe von zehn Jahren verurteilt. Beide mussten sich für den Mordversuch an dem früheren Chefsekretär des Südafrikanischen Kirchenrates, Frank Chikane, verantworten. Sowohl Vlok als auch van der Merwe hatten von der TRC zuvor Amnestie für verschiedene andere Delikte erhalten. Allerdings hatten sie damals nicht eingestanden, den Befehl gegeben zu haben, Chikanes Unterwäsche mit dem Gift Paraoxon zu präparieren. Der heutige Chef des Präsidialamtes war daraufhin schwer erkrankt und überlebte nur, weil er in den USA medizinisch erstklassig behandelt wurde.

Vlok war angeklagt worden, obwohl er noch im letzten Jahr in einem beispiellosen Akt der Reue Chikane öffentlich die Füße gewaschen hatte. Dieser hatte daraufhin erklärt, kein Interesse an einer Inhaftierung Vloks mehr zu haben. Vertreter der Staatsanwaltschaft hatten ebenfalls durchblicken lassen, dass sie einen Vergleich mit den Angeklagten anstrebten. Demnach konnten Vlok und van der Merwe mit einer auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe rechnen, wenn sie die Hintergründe des Mordanschlags aufdeckten. Dies ist nun offenbar geschehen.

Der Fall der beiden hat dennoch neuen Spekulationen Auftrieb gegeben, wonach auch andere hochrangige Apartheid-Politiker im Nachhinein zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Daneben hatte ihre Anklage eine landesweite Debatte darüber ausgelöst, ob politische Verbrechen noch immer verfolgt werden oder die Vergangenheit nicht lieber ruhen sollte.

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