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Der russische Botschafter in London, Andrei Kelin, leugnet die Gräueltaten in Butscha.

© Jeff Overs/BBC/AFP

„Nichts passiert, keine Leichen auf der Straße“: Russischer Botschafter leugnet Gräueltaten in Butscha

Die Berichte über Kriegsverbrechen in der Ukraine seien „eine Erfindung“, sagt der russische Botschafter in London. Kelin rechnet nicht mit einem Einsatz von Atomwaffen.

Der russische Botschafter in London, Andrei Kelin, rechnet nicht damit, dass sein Land in der Ukraine Atomwaffen einsetzen wird. Nach den Regeln des russischen Militärs sei dies nur vorgesehen, wenn Russland in seiner Existenz bedroht sei, sagte Kelin in einem am Sonntag ausgestrahlten BBC-Interview.

„Das hat nichts mit der aktuellen Operation zu tun“, so Kelin. Auch die Frage, ob er glaube, dass Präsident Wladimir Putin im Fall einer Ausweitung des Krieges bereit sei, einen nuklearen Angriff auf Großbritannien zu verüben, verneinte der Botschafter. Dieses und ähnliche Szenarien waren vor einigen Wochen im russischen Staatsfernsehen öffentlich diskutiert worden.

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Konfrontiert mit Belegen für russische Kriegsverbrechen in der Ukraine wies der russische Botschafter wiederholt Moskaus Verantwortung dafür zurück. „Nichts passiert, keine Leichen auf der Straße“, sagte Kelin zu Berichten über die Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha, wo nach dem Abzug der Russen im April Hunderte Leichen gefunden wurden.

„Unserer Ansicht nach ist das eine Erfindung. Es wird benutzt, um die Verhandlungen zu stören“, sagte Kelin. Er gab auf Nachfrage an, selbst zuletzt vor einigen Jahren - während der Maidan-Revolution - in der Ukraine gewesen zu sein.

Zu Aufnahmen der ukrainischen Hafenstadt Mariupol räumte der Botschafter ein, diese sei bei Kämpfen zerstört worden. Allerdings könne auch hier Russland nicht allein die Schuld gegeben werden. Bei Gefechten seien eben „Kollateralschäden“ möglich, sagte Kelin. Wiederholt warf der Russe der Ukraine in dem BBC-Interview vor, in der umkämpften Donbass-Region selbst Zivilisten zu töten. Russland rechtfertigt seine „Spezialoperation“ damit, die Ukraine von angeblichen Nazis befreien zu wollen. (dpa)

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