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Andrea Ypsilanti (Archivfoto aus dem Jahre 2010) ist SPD-Landtagsabgeordnete in Hessen.

© Karlheinz Schindler

SPD: Ypsilanti und die Suche nach der "Schwarmintelligenz"

Vor zehn Jahren provozierte die SPD-Politikerin Andrea Ypsilanti ihre Partei mit rot-rot-grünen Gedankenspielen. Nun meldet sie sich mit einem Buch zurück.

Von Matthias Meisner

Vielleicht ist es ein Problem der SPD, dass sie Leuten wie Andrea Ypsilanti nicht mehr zuhören mag. Die frühere hessische Landeschefin, dort 2008 gescheitert mit dem Versuch, eine von der Linken tolerierte rot-grüne Minderheitsregierung zu bilden, gilt in ihrer Partei als Außenseiterin. Doch selbst wenn sich Ypsilanti mit ihren Positionen in der heutigen SPD in einer Minderheitsposition befindet: Wird jetzt, wo die Partei nach der krachend verloren gegangenen Bundestagswahl am Boden liegt, nicht jeder Rat gebraucht?

Ypsilanti jedenfalls gibt Rat in ihrer Streitschrift „Und morgen regieren wir uns selbst“. Störrisch und zäh ist diese, mit einer Neigung zur Abrechnung. Ypsilanti ist Hinterbänklerin im Wiesbadener Landtag, verbittert über „hartes Foulspiel in Hessen“. Und doch will sie ihre Partei nicht aufgeben, sondern abbringen vom „Kurs in die eigene Pulverisierung“. Sie schreibt: „Ohne das Eingeständnis, dass die Agenda 2010 in wesentlichen Teilen falsch war, wird es nicht gehen.“ Die SPD dürfe nicht mehr „gegen die eigene Klasse“ handeln. Und es sei auch, meint sie unter Hinweis auf Grüne und Linkspartei, „keine Zeit mehr für alberne und hochmütige Abgrenzungsrituale“.

Andrea Ypsilanti: Und morgen regieren wir uns selbst. Eine Streitschrift.
Andrea Ypsilanti: Und morgen regieren wir uns selbst. Eine Streitschrift.

© Westend Verlag

Das wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen, gerade jetzt, wo Rot-Rot-Grün weit weg ist von einer rechnerischen Mehrheit. Doch wenn die SPD schon im Wahlkampf nie für eine Reformmehrheit gekämpft hat, die Konstellation nicht einmal offengelassen hat: Ypsilanti hält es für vordringlich, die parteiinternen Ängste vor neuen Rote-Socken-Kampagnen aufzugeben. Sich an Vorbildern wie Jeremy Corbyn oder Bernie Sanders zu orientieren. Und mit mehr innerparteilicher Demokratie womöglich auch den immensen Verlust gerade kritischer Mitglieder aufzuhalten, „Schwarmintelligenz“, wie sie es nennt.

Wenn schon Martin Schulz das Buch wohl nicht auf dem Nachttisch hat, darf man sich vorstellen, dass der eine oder andere Juso es gelesen hat. Zum Glück.

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Das Buch als Tweet: #Minderheit sucht #Machtperspektive.

Wen das interessiert, den könnte auch interessieren: „Neben uns die Sintflut“ von Stephan Lessenich.

- Andrea Ypsilanti: Und morgen regieren wir uns selbst, Westend Verlag 2018, 240 Seiten, 18 Euro von Andrea Ypsilanti

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