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Weltweit sind Meere und Strände mit Plastik vermüllt - wie hier bei Ngor Dakar im Senegal.

© Nic Bothma/picture alliance

Studie: Deutsche sorgen sich sehr um Verschmutzung der Weltmeere

Die Bürger treibt das Thema um: Der riesige Plastikmüllhaufen im Pazifik ist vier Mal so groß wie die Bundesrepublik und wenn es schlecht läuft, gibt es 2050 mehr Plastik im Meer als Fische.

Die riesigen Mengen von im Meer treibendem Plastikmüll sind für die Deutschen eines der größten aktuellen Umweltprobleme. Außerdem beschäftigt sie die Verschmutzung der Ozeane durch Erdöl und radioaktive Abfälle besonders. Das ist das Ergebnis des Berichts zum Naturbewusstsein der Deutschen, der jetzt in Berlin von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und der Präsidentin des Bundesamtes für
Naturschutz, Beate Jessel, vorgestellt wurde. Seit 2009 erscheint die Untersuchung im zweijährigen Rhythmus.

Sechs große Schutzgebiete in Nord- und Ostsee

78 Prozent der Befragten nannten Plastikmüll als eine sehr große, 16 Prozent als große Gefahr für die Weltmeere. Zudem befürwortet eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent die Entscheidung der Bundesregierung, im Herbst 2017 in der Nord- und Ostsee sechs große Naturschutzgebiete einzurichten. Allerdings: „Dazu muss man sagen, dass es dabei kaum um deutschen Plastikmüll geht“, sagte die Bundesumweltministerin bei der Präsentation der Ergebnisse. Im vergangenen Herbst hatten mehrere Supermärkte - unter anderem Rewe und Aldi - damit begonnen, Plastiktüten aus ihren Geschäften zu verbannen und durch wiederverwendbare Papiertüten zu ersetzen. Auch wenn das Müll-Sammeln in Deutschland funktioniere, appellierte die Ministerin, dass das Land auch darüber hinaus eine Verantwortung habe: „Viele Entwicklungsländer orientieren sich an dem, wie wir konsumieren“, sagte Svenja Schulze. Dabei sei die Gefahr der Vermüllung der Meere von einem Rand- zu einem ernsthaft beachteten Umweltthema geworden.

2050 mehr Plastik im Meer als Fische

Bilder von riesigen Strudeln aus Plastikmüll, zugemüllten Strände und verendeten Seevögel trugen zu diesem Eindruck bei. Allein zwischen Hawaii und Kalifornien treibt auf einer Fläche von 1,6 Millionen Quadrat- Kilometern – vier Mal so groß wie die Bundesrepublik – ein riesiger Plastikmüllhaufen im Pazifischen Ozean. Die Vereinten Nationen warnten vor kurzem, dass bis 2050 mehr Plastik im Meer treiben könnte, als Fische darin schwimmen würden. Die Naturschutzorganisation WWF erklärte zu der vorgestellten Studie, dass die Bürger beim Meeresschutz „mit ihrer Einstellung die Politik überholen würde“ und forderte die Bundesregierung auf, die Ergebnisse ihrer eigenen Umfrage ernst zu nehmen. Auch die Sprecherin der Grünen für Naturschutzpolitik,
Steffi Lemke, kritisierte, dass die positive Stimmung für den Umwelt- und Meeresschutz im Handeln der Bundesregierung keine Entsprechung fände.

Die Energiewende hat viele Befürworter

Die Unterstützung der Energiewende findet unter den Befragten eine konstant hohe Zustimmung. Seit 2011 bewegt sich der Anteil derer, die sie befürworten zwischen 56 und 61 Prozent. Knapp ein Drittel sind dabei unentschlossen und nur sieben Prozent
lehnen die Energiewende gänzlich ab, so die Autoren der Studie. Fast 80 Prozent der Befragten sprachen sich für ein Verbot der Gentechnik in der Landwirtschaft aus. Dabei waren 93 Prozent der Befragten der Ansicht, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur grundsätzlich untersucht werden sollten, wenn Pflanzen gezielt gentechnisch verändert würden. Bundesumweltministerin Schulze sprach sich für eine bundesweite Regelung zum Verbot von Genpflanzen aus.

Wichtiger globaler Schutz der Natur

Weniger Sorgen bereitet den Deutschen demnach der Umgang mit der Natur in der eigenen Region. 39 Prozent stimmen der These zu, dass es in Deutschland Probleme mit der Umwelt geben würde. Dabei ist ein leichter Unterschied zwischen regionalem und weltweitem Umweltschutz festzustellen. So bejahen 34 Prozent der Befragten, dass der globaler Schutz der Natur für sie wichtig wäre, während nur 26 Prozent dies für die Bewahrung der heimischen Umwelt in ihrer Region angeben.

Frauen fühlen sich mehr in der Pflicht

Die Autoren der Studie befragten im Herbst 2017 insgesamt 2065 Personen. Es erwies sich, dass das Naturbewusstsein der in der Studie als „Traditionelle, Hedonisten und Prekäre“ klassifizierten Gruppen mit geringem Einkommen und niedrigem Bildungshintergrund als am wenigsten ausgeprägt ist. Das höchste Bewusstsein für Umwelt- und Naturprobleme zeigte sich bei der oberen Mittel- und Oberschicht mit gehobenem bis höheren Einkommen. Außerdem sahen sich mehr Frauen als Männer in der Verantwortung, selbst etwas für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu tun.

Steffen Würzburger

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