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Mal ruft er und mal twittert er. US-Präsident Donald Trump hat mit rassistischen Tweets für Ärger gesorgt.

© Evan Vucci/dpa

Verbreitung von Videos britischer Rechtsextremistin: London verurteilt Trumps Retweets anti-islamischer Botschaften

Der US-Präsident hat über Twitter Videos einer britischen Rechtsextremistin verbreiten, in denen sie gegen Muslime hetzt. Die britische Regierung kritisiert Trump scharf.

Daran, dass Donald Trump besonders in den Morgenstunden durchs Internet surft und die Nation per Twitter wissen lässt, was er so alles findet, haben sich viele Amerikaner mittlerweile gewöhnt. Doch am Mittwoch ging Trump nach Meinung vieler zu weit und verbreitete auf seinem Twitter-Konto drei Anti-Muslim-Videos britischer Rechtsextremisten. Amerikanische Muslim-Verbände werfen dem Präsidenten nun Aufwiegelung zur Gewalt vor.

Nicht zum ersten Mal setzt sich der 71-Jährige dem Verdacht rechtsradikaler Sympathien aus. Im Sommer entdeckte er unter den Teilnehmern eines rechtsextremistischen Aufmarsches in der Stadt Charlottesville einige „feine Leute“ – obwohl in Charlottesville eine Gegendemonstrantion von einem mutmaßlichen Neonazi getötet wurde.

Eine Überprüfung der Echtheit hielt Trump nicht für nötig

Am Mittwoch schickte Trump drei Videos der britischen Rechtsextremistin Jayda Fransen an die 44 Millionen Abonnenten seiner Twitter-Botschaften. Im ersten Clip verprügelt ein angeblicher muslimischer Jugendlicher einen niederländischen Jungen auf Krücken. Im zweiten Film zerschlägt ein Mann mit islamischem Bart und Gewandt eine Madonnen-Statue, und im dritten Film wird laut Fransen ein „islamistischer Mob“ gezeigt, der einen Jungen vom Dach eines Hauses stößt.

Eine Überprüfung der Videos hielt der Präsident der Vereinigten Staaten offenbar nicht für nötig. Dabei merkten viele Beobachter an, zumindest das Video mit dem Jungen auf Krücken zeige einen Streit zwischen zwei nicht-muslimischen Jugendlichen. Ausgerechnet Trump, der oft und gern über „Fake News“ schimpft, hat also offenbar selbst gefälschte Videos in die Welt gesetzt.

Auf seinem Twitter-Account leitete Trump am 29.11.2017 die Einträge der Britin Jayda Fransen weiter, der Vizechefin der rechtsextremen Gruppierung «Britain First».
Auf seinem Twitter-Account leitete Trump am 29.11.2017 die Einträge der Britin Jayda Fransen weiter, der Vizechefin der rechtsextremen Gruppierung «Britain First».

© dpa

Der Ex-Chef vom Ku-Klux-Clan jubelt

Möglicherweise hatte Trump das Krücken-Video bei den Twitter-Mitteilungen der rechtskonservativen Kommentatorin Ann Coulter gesehen, die den Clip am Dienstag verbreitet hatte. Die Rechtsextremistin Fransen war jedenfalls sehr stolz darauf, dass der US-Präsident ihre Videos an mehr als 40 Millionen Menschen weitergeleitet hat. In den USA jubelte der frühere Chef des rassistischen Ku-Klux-Clans, David Duke: „Darum lieben wir ihn!“, schrieb Duke über Trump auf Twitter.

Die britische Premierministerin Theresa May ließ erklären, die Verbreitung der Videos durch Trump sei „falsch“ gewesen, weil Fransens Gruppe „Britain First“ Hassparolen und Lügen verbreite. Auch viele US-Beobachter und Politiker zeigten sich entsetzt über die Tatsache, dass ihr Staatschef rechtsextremistische Propaganda-Videos verbreitet. Der frühere US-Geheimdienstkoordinator James Clapper sagte dem Nachrichtensender CNN, die Weiterleitung der Videos sei „bizarr und verstörend“. Verbündete der Vereinigten Staaten würden jetzt erst recht die „Urteilskraft“ des Präsidenten hinterfragen. Außerdem könnte Trump militante Rechtsextreme zu „anti-muslimischer Gewalt“ animiert haben.

Angeblich wollte Trump auf die Notwendigkeit sicherer Grenzen hinweisen

Das befürchten auch die Vertreter der rund drei Millionen Muslime in den USA. Trump sage seinen Anhängern damit, dass sie den Islam und Muslime hassen sollten, schimpfte Nihad Awad, Chef des muslimischen Dachverbandes Cair. Was Trump getan habe, sei „Aufwiegelung zur Gewalt gegen amerikanische Muslime“. Das Weiße Haus erklärte, Trump habe lediglich auf die Notwendigkeit sicherer Grenzen aufmerksam machen wollen. Ob die Videos echt sind oder nicht, tut aus Sicht der Regierung nichts zur Sache.

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