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Der türkische Präsident Recep Erdogan gibt den Ton an. Nur die Wirtschaftskrise kann ihn straucheln lassen.

© REUTERS

Was die Welt bewegt: Vom Goldregen profitieren und auf den Untergang des Sultans warten

Unser Kolumnist gibt außerdem dem Bundestag den Ratschlag, transparenter mit Nebeneinkünften umzugehen. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Dr. Josef Joffe

Gleich drei Bücher zu den Trumps: von John Bolton, Trumps Nichte und über First Lady Melania. Welches wird WmdW als Erstes lesen?

Am liebsten hält er’s mit Tucholsky: Ich lese wenig und das Bisschen schreibe ich mir selber. Melania verdient Respekt, weil sie bei ihrem „Ich, ich, ich“-Gatten bleibt. Mary Trump breitet ihre eigenen Traumata aus; nix für den Nachtisch. Bolton muss man nicht kaufen, weil schon alle saftigen Stellen bekannt sind.

Ja, Trump habe die Justiz behindert und versucht, Kiew und Peking wahlpolitisch einzuspannen. Das Buch ist vorweg ein Racheakt, der Trumps Wiederwahl verhindern soll. Doch bestätigt es, wie tumb das „stabile Genie“ ( T. über T.) ist. Gefeuerte Unterlinge erniedrigt man nicht ungestraft.

Die EU-Länderchefs debattieren über den Corona-Wiederaufbauplan. Welche Chancen hat das milliardenschwere Paket der EU-Kommissionschefin von der Leyen?

Was sind 750 Milliarden., wenn neun Euro-Mitlieder weit über dem erlaubten 60-Prozent-Schuldenanteil am BIP liegen? Italien kommt auf 160. Den Krisen-Ländern sollte man helfen – aber im Dienst der Selbsthilfe.

Leider finanziert der Goldregen den Konsum, nicht die produktive Investition. Mithin steigen die Schulden – wieder Beispiel Rom, wo die Quote vor zehn Jahren bei 130 Prozent lag.

Trotzdem kommt Freude auf. 500 von 750 Milliarden sind für lau, keine Rückzahlung. Wie das Füllhorn den Aufbau beflügelt, hat EU-Chefökonomin von der Leyen nicht erklärt.

Erdogan mischt seine Region militärisch auf. Hat die Nato ein „Türkei-Problem“, wie Frankreichs Präsident Macron schimpft?

Würde WmdW auch, wenn Erdogans Mittelmeer-Flotte seine Fregatte ins Radarvisier genommen hätte – ein Auftakt zum Angriff. (Paris und Ankara stützen jeweils die andere Seite im libyschen Binnenkrieg.) Erdogan ist zwar ein übler Hasardeur, hat aber die besseren Karten.

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Er weiß, dass die Nato auf die Südostflanke nicht verzichten kann. Die EU braucht die Türkei als (gut entlohnten) Grenzwächter, die Mittelost-Migranten fernhält. Mit dem Megalomanen muss man leben, bis er seine Wirtschaft total ruiniert hat.

Ein vielleicht doch letztes Wort zu Philipp Amthor…

Der junge Aufsteiger erinnert an die Kids, die beim Straßenfußball nur mitspielen durften, weil ihnen der Ball gehörte. Den hat Amthor nun gewinnbringend anderswo eingesetzt und ist so in den Ruch der Käuflichkeit geraten. Darüber muss der Bundestag richten, nicht die Presse.

Doch ist das Problem größer als Amthor, weil die die Vermischung von Selbst- und Staatswohl viel zu einfach in Deutschland ist. Gelegenheit macht Liebe – zu potenten Geldgebern. Die Aufsicht ist lax. Was Wunder, wenn einflussreiche MdBs ihre Kasse mit Auswärtsspielen aufbessern. Verschärft die Regeln, und die Moral wächst.

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