zum Hauptinhalt
Hannah Neumann (l-r), Europawahl-Kandidatin, Annalena Baerbock, Grünen-Vorsitzende, Sven Giegold, Abgeordneter der Grünen im Europaparlament, Europawahl-Kandidat Erik Marquardt und Michael Kellner, Bundesgeschäftsführer der Grünen.

© Kay Nietfeld/dpa

Wahlanalyse zur EU-Wahl: Grüne bei Wählern unter 60 stärkste Partei

CDU und CSU erreichen bei Wählern unter 30 Jahren nur 13 Prozent. Erstmals spielt Europa für die Wahlentscheidung eine größere Rolle als die Bundespolitik.

Erstmals bei einer Europawahl hat für die Wähler in Deutschland das Thema Europa tatsächlich eine größere Rolle gespielt als die Bundespolitik. Das geht aus der Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen hervor, für die die Meinungsforscher in der Woche vor der Abstimmung und am Sonntag mehr als 55.000 Personen befragt haben.

Für 56 Prozent der Befragten war die Politik in Europa bei ihrer Wahlentscheidung besonders wichtig, vor fünf Jahren waren es noch 40 Prozent. Außerdem kritisierten 42 Prozent der Befragten, dass sich die Bundesregierung zu wenig für ein starkes Europa einsetze. Zugleich war die Beteiligung an dieser Europawahl höher als noch 2014. In der Umfrage gaben fast zwei Drittel der Befragten an, sich stark für die Wahl zu interessieren.

Union erreicht bei jungen Wählern nur 13 Prozent

In der politischen Landschaft in Deutschland ist diese Wahl zugleich eine Zäsur: Union und SPD sinken auf historische Tiefststände, während die Grünen ein Rekordergebnis erreichen und zweitstärkste Kraft werden.

Ihr gutes Ergebnis haben die Grünen besonders den jungen Wählern zu verdanken: Bei den 18- bis 29-Jährigen wurden sie mit 29 Prozent stärkste Kraft. In dieser Altersgruppe brach die Union dagegen ein und kam nur noch auf 13 Prozent. Und es sind keineswegs nur die Jüngeren, bei denen die Grünen punkten können: Die Partei liegt sogar bei allen Wählern unter 60 Jahren mit 25 Prozent deutlich vor der Union, die in dieser Gruppe nur 22 Prozent erzielt.

Dass die Union bei dieser Europawahl dennoch stärkste Kraft wurde, liegt an der Generation der über 60-Jährigen, bei denen CDU und CSU 39 Prozent der Stimmen holten. In dieser Altersgruppe können die Grünen dagegen nicht punkten, nur 13 Prozent der Senioren wählen Grün.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Sozialdemokraten schnitten bei den Älteren ebenfalls besser ab als in der Gesamtbevölkerung, 22 Prozent der über 60-Jährigen entschieden sich für die SPD. Von den Wählern zwischen 18 und 60 dagegen wählten nur noch zwölf Prozent die SPD.

Bei den jungen Wählern ergibt sich für die Sozialdemokraten sogar ein noch dramatischeres Bild: Nur neun Prozent der unter Dreißigjährigen stimmten für sie. Damit liegt die SPD in der Altersgruppe der jungen Wähler gleichauf mit der von dem Satiriker Martin Sonneborn gegründeten Partei „Die Partei“. Bei den Wählern unter 30 Jahren schneiden außerdem die Tierschutzpartei (4 Prozent) und die Piraten (drei Prozent) überdurchschnittlich gut ab. Dagegen bleibt die AfD in dieser Altersgruppe mit sieben Prozent deutlich unter ihrem Stimmenanteil in der Gesamtbevölkerung.

Weber und Barley entwickelten "nur bedingt Zugkraft"

Die Spitzenkandidaten von Union und SPD bei der Europawahl, Manfred Weber und Katarina Barley, wurden von den Befragten zwar grundsätzlich positiv bewertet, aber nach Angaben der Forschungsgruppe Wahlen entwickelten sie „bei geringer Bekanntheit nur bedingt Zugkraft“. Ein negatives Zeugnis stellten die Wähler auch den Chefinnen der beiden großen Parteien aus: Nur 22 Prozent waren der Meinung, die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sei hilfreich für das Abschneiden ihrer Partei, bei der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles waren es sogar nur 16 Prozent. Einen besseren Wert erreicht dabei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die immerhin von 38 Prozent als hilfreich für das Abschneiden der Union eingeschätzt wird.

Zur Startseite