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Joe Biden, demokratischer Präsidentschaftskandidat, und seine Frau verfolgen während des Parteitages der US-Demokraten allein ein Feuerwerk.

© Andrew Harnik/dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Kandidaten salben, eine Tasse Tee ergründen und zuschauen, wie Trumps Ex-Berater es mit dem Gesetz halten

Der Parteitag der Demokraten hat in den USA erstmals virtuell stattgefunden - hat das funktioniert?

Ja. Seit Jahrzehnten finden diese Mammut-Treffs sowieso auf dem Bildschirm statt. Den Reden von Biden und Harris, wie auch vom Team Obama, konnte die Nation im TV beiwohnen – so, wie bei uns dem Fußball in leeren Stadien. Diesmal kommt hinzu, dass alles schon gelaufen war: Die Bewerber mussten nur noch pro forma gesalbt werden. Bloß das große Theater fehlte: die Ballons, die Flaggen und die jubelnden Delegierten. Gekungelt wurde per Zoom. Anbandeln ging leider nicht virtuell.

Giftanschläge auf politische Gegner sind ein Instrument der russischen Politik - jetzt hat es womöglich den Oppositionellen Nawalny getroffen. Können wir immer nur zusehen?

Die Charité kann vielleicht ergründen, was in dem Tee steckte. Aber: In Russland arbeitet ein Geheimlabor seit langem an unnachweisbaren Substanzen. Und es gib ein Muster, das bis Stalin zurückreicht. Der hatte schon 1940 den Rivalen Trotzki in Mexiko ermorden lassen. „Cui bono?“ (wem nützt es?), fragten die Römer. Eine lange Kette von Anschlägen besagt: dem Regime, das mit N. seinen gefährlichsten Gegner beseitigen würde und mit jedem Mord Nachahmer abschreckt. Merkel wird Nord Stream 2 nicht kappen, doch wächst die Einsicht, dass Putin-Land ein Schurkenstaat ist, der Abtrünnige und Unschuldige meuchelt, wenn’s dem Machterhalt dient.

Wie stehen die Chancen, dass es in Belarus zu einer friedlichen Transformation kommt?

Bis jetzt läuft nur das alte Muster ab: Ein Despot verliert sein Volk und greift  zur Knute. In diesem Fall, wie in Syrien, borgt er sich die von Putin, derweil der Westen die Hände ringt. „Belarus ist nicht Europa,“ meint der Pariser Außenminister. Aber gleich neben Russland. Putin will keinesfalls den Sieg der demokratischen Revolution vor der Haustür. Und hat die EU schon gewarnt. Es passt ihm in den Kram, dass Lukaschenko ihn jetzt zum Überleben braucht. Er wird ihm helfen, dann den Preis einfordern: Minsk als Moskaus Satellit. WmdW wünscht sich, total falsch zu liegen.

Ein letztes Wort zum ehemaligen Trump-Berater und Vordenker des Rechtspopulismus, Steve Bannon...

"It could not have happened to a nicer guy", lautet ein ironischer Spruch. Knapp übersetzt: “Gut so.”  B. und Spießgesellen sollen bei einem Spendenprojekt in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Allerdings hat WmdW Mitleid: Irgendwie muss doch ein armer Millionär seine Kasse aufbessern. 

B. ist inzwischen die Nr. 7 der Trump-Berater, die angeklagt worden sind. Und ihr Ex-Chef muss jetzt per Gerichtsbeschluss seine Steuer-Erklärungen rausrücken. So er die Wahl verliert, könnten sich alle acht demnächst in einem kommoden Bundes-Knast wiedertreffen.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: an

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