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Promis. Neil Tennant und Chris Lowe besuchten das DDR-Museum.

© promo/dpa

Brandenburg: Unerkannt in „Iron Hut City“

Die „Pet Shop Boys“ in Eisenhüttenstadt

Eisenhüttenstadt - Die wenigsten dürften schon einmal durch Eisenhüttenstadt spaziert sein. Plattenbauten und typische DDR-Architektur gibt es schließlich zur Genüge in anderen Städte. Doch weit gefehlt. Hollywood-Legende Tom Hanks ließ sich im Trabi nicht durch Marzahn oder Hellersdorf chauffieren, sondern durch in Ost-Brandenburg gelegene Kleinstadt mit rund 27 000 Einwohnern. Und er war so begeistert, dass er beim nächsten Dreh in Berlin und Potsdam im vergangenen Jahr gleich noch einmal die „Iron Hut City“ besuchte und darüber bei David Lettermann und in „Wetten, dass..?“ regelrecht ins Schwärmen geriet.

In dieser Woche nun begab sich das britische Pop-Duo Pet Shop Boys auf Hanks Spuren und erkundete Eisenhüttenstadt. Doch im Unterschied zum Oscar-Preisträger liefen Chris Lowe und Neil Tennant unerkannt durch die Straßen. Sie nahmen auch nicht die Dienste eines professionellen Stadtführers in Anspruch, sondern folgten ihrem 1967 in der Stadt geborenen Produzenten Sven Helbig. Auf ihrer Facebook-Seite machten die Pet Shop Boys den Ausflug selbst bekannt: „Wir verbrachten einen interessanten Nachmittag gestern in dieser ehemaligen ‚sozialistischen Modellstadt’ in den neuen Bundesländern.“ Es lohne sich ein Besuch, versicherten sie. Wie Produzent Sven Helbig in der „Märkischen Oderzeitung“ erklärte, staunten die Musiker vor allem über den Aufwand und die Großzügigkeit, mit der hier für die Arbeiter gebaut worden sei.

Genau das war auch Tom Hanks aufgefallen, der sich über die grünen Innenhöfe gewundert hatte. Tatsächlich konnten sich die Architekten für die in den 50er-Jahren gebauten Wohnblöcke im Unterschied zu den später errichteten Wohngebieten anders viel Mühe zum Detail geben. Walter Ulbricht feierte den Ort als „erste sozialistische Stadt“, die 1953 den Namen „Stalinstadt“ erhielt. Hier wohnten Beschäftigte des Stahlwerks und deren Familien, das verkehrsgünstig direkt an der Oder aus dem märkischen Kiefernwald gestampft wurde. Seit 1961 trägt der Ort den Namen Eisenhüttenstadt. Zur Wende wohnten hier 50 000 Menschen. Leider macht die Stadt wenig aus der überregionalen Aufmerksamkeit. Das in einer Ex-Kinderkrippe untergebrachte Museum über die Alltagskultur der DDR, das die Pet Shop Boys mehr als eine Stunde in ihren Bann gezogen hatte, kämpft ums Überleben. Für eine gesicherte Zukunft fehlte bislang das Geld. Dabei liefern weltbekannte Künstler kostenlose Marketingvorlagen.Claus-Dieter Steyer

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