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Brandenburg: Wende im Mordfall der Pferdewirtin Mutter des Ex-Freundes

in Haft

Berlin - Im Fall der ermordeten Pferdewirtin aus Lübars ist am Dienstag eine weitere Verdächtige verhaftet worden. Es handelt sich dabei um die Mutter des wegen Mordverdachts schon in Untersuchungshaft sitzenden Ex-Freundes des Opfers. Dies teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die 55-Jährige soll der Staatsanwaltschaft zufolge schon vor dem Mord an der 21-jährigen Pferdewirtin Christin R. versucht haben, die Frau zu töten. Außerdem soll sie später von den Mordplänen gewusst haben. Geäußert hat sie sich zu den Vorwürfen bislang nicht.

Insgesamt sitzen nun fünf Tatverdächtige in Haft. Außer dem Freund des Opfers und seiner Mutter seien alle geständig, sagte ein Polizeisprecher. Laut Staatsanwaltschaft soll die 55-Jährige die Pferdewirtin Christin R. am 9. April dieses Jahres mit einem Messer angegriffen und am Rücken verletzt haben. Christin R. konnte den Angriff jedoch abwehren. Nach der Tat habe die 55-Jährige so getan, als hätte sie einen Nervenzusammenbruch gehabt. Anzeige habe Christin R. trotzdem erstattet. Als Beamte dann am 21. Juni die Leiche der jungen Frau am Freibad Lübars fanden, liefen die Ermittlungen zum Messerangriff noch. Trotzdem war die Mordkommission zunächst nicht von einer unmittelbaren Verstrickung der Mutter in die spätere Tat ihres Sohnes ausgegangen. In einem Bericht hieß es, die Frau leide unter einer psychischen Angststörung und habe Christin R. womöglich im Affekt angegriffen.

In den vergangenen Wochen ist das Ausmaß der Tat im Reitermilieu sichtbar geworden. Der 23-jährige Robin H. hatte der Polizei zufolge für 1000 Euro einen Mörder angeheuert, um an die Lebensversicherung seiner Ex-Freundin zu kommen. Kennengelernt hatte er Christin R. auf einem anderen Reiterhof, mit dem er zuvor pleitegegangen war. Bei der Tat soll der Springreiter, so die Staatsanwaltschaft, drei mutmaßliche Komplizen gehabt haben, darunter ein Geschwisterpaar, dass wohl den eigentlichen Mörder, einen 21-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen, angeheuert hatte. Das Motiv sollen die auf Christin R. abgeschlossenen Lebensversicherungen gewesen sein, die im Falle des Todes von R. an Robin H. ausgezahlt worden wären. „Insgesamt ist – nach derzeitigem Ermittlungsstand – von mindestens sieben Lebensversicherungen mit einer Gesamtversicherungssumme von etwa 2,1 Mio Euro auszugehen“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Versicherungen seien mit drei unterschiedlichen Gesellschaften abgeschlossen worden, hieß es von der Polizei. Angesichts der Zahl der Policen und der hohen Gesamtsumme stellen sich mehrere Fragen: Warum hat R. so viele Versicherungen abgeschlossen? Wurde sie dazu gedrängt? Hat sie vielleicht gar nicht selbst unterzeichnet? „Dass eine 21-Jährige so viele Lebensversicherungen hat, ist tatsächlich ungewöhnlich“, sagte Simone Schuchert vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Kenner sagen, dass es unseriös gewesen wäre, wenn Versicherungsagenten die junge Frau gleich mehrere Policen unterschreiben lassen hätten.

Die Ermittler prüfen nun, ob Christin R. beim Abschluss aller Versicherungen überhaupt anwesend war und ob ihre Unterschrift gefälscht worden ist. Bei Versicherungssummen von mehr als 250 000 Euro sind ärztliche Atteste vorgeschrieben. Mindestens für Policen oberhalb dieser Grenze hätte R. also wissen dürfen, dass ihr Leben gerade für viel Geld versichert wird. Jonas Breng/Hannes Heine

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