zum Hauptinhalt
Informationsveranstaltung für Anwohnerinnen und Anwohner zur Unterbringung von Geflüchteten im Haus 2 auf dem Verwaltungscampus Potsdam in der Jägerallee.

© Andreas Klaer

Potsdamer Verwaltungscampus: Bis zu 300 Geflüchtete im maroden Haus 2

Die Stadt Potsdam will ab Mitte August Geflüchtete auf dem Gelände des Verwaltungscampus unterbringen. Daran gab es bei einer Infoveranstaltung Kritik.

Die Stadt will im Haus 2 auf dem Gelände des Verwaltungscampus in der Innenstadt maximal 300 Geflüchtete unterbringen: Darüber informierte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Donnerstag auf einer Informationsveranstaltung für Anwohnerinnen und Anwohner, an der etwa 50 Personen teilnahmen.

Die Nutzung soll in drei Phasen ablaufen: Ab Mitte August sollen bis zu 75 Geflüchtete in den südlichen Kopfbau einziehen, frühestens ab November sollen 75 weitere Menschen in den nördlichen Kopfbau einziehen können. In einem dritten Schritt soll der Mittelteil des Gebäudes ab August 2024 für bis zu 150 weitere Personen bereitstehen.

„Wir wollen das Haus möglichst kurz nutzen, maximal bis Dezember 2025“, sagte Gregor Jekel, Leiter des Fachbereichs Wohnen. Danach soll das marode Gebäude abgerissen werden und einem Neubau weichen. Dies hatte eigentlich schon in den vergangenen Jahren passieren sollen, aufgrund von Platzproblemen war das Haus 2 jedoch weitergenutzt worden. Auch Schubert hatte mehrfach erwähnt, dass sich das Gebäude aus den 80er Jahren in einem schlechten Zustand befindet.

Derzeit wird ein Teil des Hauses noch von Potsdams Sozialbehörde genutzt. „Es wird vermutlich eine kurze Phase der Doppelnutzung im August geben“, sagte Jekel. Aktuell wird auch noch ein Träger für den Betrieb der Unterkunft gesucht.

Gregor Jekel, Bereichsleiter Wohnen der Stadtverwaltung.

© Andreas Klaer

Da es sich um ein Bürogebäude handelt, müssen Umbauten vorgenommen werden. „Großer Baulärm für die Bewohner wird dort nicht passieren, es handelt sich eher um kleinteilige Maßnahmen“, antwortete Bernd Richter, Werkleiter des Kommunalen Immobilien Services (KIS) auf die Frage einer Anwohnerin.

Staudenhof-Kritik abgeblockt

Die Bürozimmer haben Platz für zwei Betten, im Haus sollen aber auch Gemeinschafträume geschaffen werden. Da es keine Küchen und nur wenige Toiletten gibt, sollen auf dem Innenhof zusätzliche Container für Sanitäranlagen und Catering aufgestellt werden. Für die Ertüchtigungen im Haus und das Aufstellen der Container sind Kosten von einer Million Euro kalkuliert.

Das Haus 2 der Stadtverwaltung Potsdam.

© Andreas Klaer

„Das Integrationskonzept Potsdams bevorzugt die Unterbringung von Geflüchteten in wohnungsähnlichen Unterkünften“, sagte Lutz Boede (Die Andere) vom Migrantenbeirat. Nach dieser Maßgabe wäre es sinnvoller gewesen, den Staudenhof als Unterkunft zu erhalten.

Im Vorfeld hatte es mehrfach Kritik daran gegeben, dass angesichts knappen Wohnraums der Staudenhof abgerissen wird, in dem Geflüchtete anders als im Haus 2 eigene Wohnungen und Küchen haben. „Es gibt mindestens drei Beschlüsse der Stadtverordneten, dass der Staudenhof zurückgebaut werden soll“, sagte Schubert dazu. Kritik daran blockte er ab: „Das hat auch etwas mit Respekt vor demokratischen Entscheidungen zu tun.“

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) informierte über die zeitweise Unterbringung von Geflüchteten im Haus 2 auf dem Verwaltungscampus.

© Andreas Klaer

Boede kritisierte auch die Versorgung durch ein Catering: „Das schränkt die Autonomie vieler Familien enorm ein.“ Auf die Frage einer Anwohnerin, warum man keine Küchencontainer aufstellen könnte, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD): „Das würde vom KIS geprüft, dafür ist zu wenig Platz.“

Jekel räumte ein, dass das Haus 2 als Geflüchtetenunterkunft nicht optimal sei: „Das ist nicht das, was wir uns wünschen, aber es ist trotzdem besser, als die Menschen in der Metropolishalle oder in der Biosphäre unterzubringen.“

Gerade für Familien sei die Situation mit Sanitätscontainern und Catering ungünstig, so Jekel: „Wenn uns Familien zugewiesen werden, werden wir versuchen, sie nur möglichst kurz im Haus 2 unterzubringen und zu schauen, ob wir sie nicht an einen anderen Standort bringen können.“ Welche Nationalitäten in die Unterkunft kommen, könne man noch nicht sagen: „Das hängt von den Zuweisungen des Landes ab“, so Jekel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false