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Die neue Front mit schmaleren Scheinwerfern - erstmalig mit LED-Matrix-Technologie - macht das kompakte SUV optisch breiter. 

© Rainer Ruthe

Skoda Karoq Style 2.0 TDI: Sparsam, aber ziemlich teuer

Als eines der wenigen Kompakt-SUV fährt der Tscheche noch mit einem Diesel unter der Haube. Verrückt - oder clever?

Skoda geht konsequent seinen eigenen Weg. Als im vergangenen Jahr der Bestseller im SUV-Programm, der Karoq, überarbeitet wurde, fand sich kein batterieelektrisches Modell im neuen Angebotsprogramm. Ja, nicht einmal einen teilelektrifizierten Mildhybriden gibt es. Stattdessen einen Zweiliter-Diesel. Andere Hersteller in dieser Klasse wie Renault, Mitsubishi oder Toyota und Jeep haben den Selbstzünder schon längst ausgemustert.

Nicht so Skoda – aus gutem Grund. Seit der Markteinführung im Jahre 2017 hat sich dieses SUV über 500.000 Mal in 60 Ländern verkauft, davon hierzulande über 100.000 Mal. Damit der Karoq in der Erfolgsspur bleibt, hat Skoda seinen Bestseller 2022 überarbeitet – und setzt weiter auf den Diesel für Vielfahrer, die es ja noch immer gibt.

Aufgeräumter und moderner

Äußerlich wurde der Karoq feingetunt. Es gibt nun eine Frontschürze mit Air Curtains, welche die Luft gezielt durch den vorderen Stoßfänger sowie an den Vorderrädern vorbeiführen und so Luftverwirbelungen vermindern. Dazu kommen aerodynamisch optimierte Verkleidungen am Unterboden sowie neue schicke Leichtmetallräder mit speziellen Aero-Blenden. All das macht den Karoq „glatter“ und senkt zudem seinen Luftwiderstandsbeiwert um mehr als neun Prozent auf 0,30. Damit, so versichern die Tschechen, hat der Karoq den niedrigsten Cw-Wert seiner Klasse.

Äußerlich wirkt der feingetunte Karoq aufgeräumter und moderner – mit deutlich gesenktem Windwiderstand.

© Rainer Ruthe

Mit fast unveränderten Maßen von 4,39 Metern Länge, 1,84 Metern Breite sowie 1,60 Metern Höhe reiht sich das kompakte SUV weiter zwischen dem kleineren Kamiq und dem großen Kodiaq ein. Die Frontscheinwerfer sind jetzt, ebenso wie die Heckleuchten, schmaler gezeichnet. Sie verfügen vorn über eine Vier-Augen-Leuchtgrafik und sind erstmals mit LED-Matrix-Technologie erhältlich. Die neue Front macht das SUV optisch breiter und verleiht dem Kompakten eine größere optische Präsenz. Am Heck haben die neuen LED-Heckleuchten gleich eine Zweifach-Wirkung: Das Hinterteil des Karoq wirkt aufgeräumter und moderner.

Im Innenraum entfalten kleine Veränderungen eine größere Wirkung. Das ergonomisch gestaltete Armaturenbrett des Karoq wirkt dank weich unterschäumter Kunststoffe edel. Kein Vergleich zum Golf 8 oder zum T-Roc von VW, die beide trotz lackierter Hartplastikflächen bislang keinen glänzenden Eindruck haben hinterlassen können. Eine erweiterte Ambientebeleuchtung illuminiert jetzt im Skoda den Fußraum sowie die vorderen und hinteren Türverkleidungen in zehn wählbaren Farben Und erstmalig sind im Eco-Paket vegane Sitzbezüge aus recycelten PET-Flaschen lieferbar.

Reinsetzen, fertig, losfahren

Typisch für Skoda: Man braucht kein Studium der Bedienungsanleitung. Reinsetzen, ein paar Handgriffe – und schon kann es losgehen. Die Sitzposition der sehr bequemen Sitze passt, das Multifunktionslenkrad liegt gut in der Hand, und der Blick geht auf das klare digitale Display, das beim Style serienmäßig an Bord ist. Dazu kommen Multimediasysteme mit acht- oder 9,2-Zoll-Diagonale, die per eSIM-Karte ständig Verbindung mit dem Internet halten. So kann der Fahrer über sein Smartphone aus der Ferne auf Fahrzeugdaten zugreifen und herausfinden, wo er das Auto geparkt hat. Oder wie viel Benzin noch im Tank ist.

Das Kofferraumvolumen liegt bei stattlichen 521 Litern mit Standardsitzen und 1.630 Litern bei umgeklappten Rücksitzlehnen. Mit den ausbaubaren VarioFlex-Sitzen beträgt das Gepäckraumvolumen 588 Liter, beziehungsweise 1.810 Liter bei ausgebauten Fondsitzen. Und außerdem überzeugt auch der Kofferraum mit witzigen Extras für den Alltag. So kann die Beleuchtung etwa als Taschenlampe fungieren. Es stehen drei kleine Staufächer für Krimskrams zur Verfügung, und an den Seiten ist je eine Schiene mit zwei verschiebbaren Haken zum Anhängen von Einkaufstüten befestigt. Die Heckklappe öffnet sich elektrisch oder per Fußbefehl (wenn keine Hand frei ist), im Fond gibt es eine 230-Volt-Steckdose (210 Euro extra). Und das Abdeckrollo hebt sich automatisch mit an beim Öffnen der Heckklappe.

Ein Spar-Diesel im Eco-Modus

Skoda hat den Zweiliter-Diesel optimiert. Er verbrennt nun rund 15 Prozent weniger Kraftstoff als bisher. Laut WLTP-Messzyklus soll der Karoq mit 4,7 Litern auf 100 Kilometern auskommen. Im harten Alltag (Temperaturen weit über 30 Grad, viel Kurzstreckenverkehr) haben wir sogar nur 4,5 Liter verbraucht, sehr oft im Eco-Modus. Am angenehmsten fuhr sich das Auto im Geschwindigkeitsfenster von 80 bis 130 km/h. Das ist auch der Bereich, in dem die geringste Menge Diesel durch die Schläuche rauscht. Auf der obligatorischen Sparrunde waren es gar nur 4,1 Liter! Selbst flotteres Vorankommen auf der Autobahn macht diesen Vierzylinder nicht zum Säufer: mit Verbrauchswerten um die sechs bis knapp sieben Litern kann man sehr zufrieden sein. Mit dem 50-Liter-Tank sind bei unserem Testverbrauch Nonstop-Fahrten von knapp 1000 Kilometern möglich! Und mit AdBlue-Zusatztank für den SCR-Katalysator – der Diesel erfüllt damit die scharfe Euro 6d-Norm – sind wenigstens 20.000 Kilometer Fahrtstrecke bis zum nächsten Auffüllen drin.

Das Heck mit den neuen LED-Leuchten wertet den Karoq auf.

© Rainer Ruthe

Und wie fährt sich der optimierte Diesel? Vor allem gefallen der früh einsetzende bärige Punch und der sämige Schub schon aus dem Drehzahlkeller. Hohe Drehzahlen sind gar nicht nötig, und die rufen beim Selbstzünder ohnehin nur kehlige Lärmäußerungen hervor. Dieser Selbstzünder wirkt dank seiner 300 Newtonmeter Drehmoment, die schon ab 1600 Touren anliegen, viel kräftiger, als es seine schmalen 115 PS vermuten lassen. Gerade auf längeren Autobahntouren fühlt man sich mit der Gesamtkombination (Motor, Fahrwerk, Komfort) bestens aufgehoben. Der Diesel-Karoq spult ruhig und überraschend leise seine Autobahn-Kilometer ab. Das macht Freude. Und, nur am Rande, 10,6 Sekunden für den Sprint von Null auf 100 sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h sind nicht von schlechten Eltern.

Selbst bei höherem Tempo gibt sich der Fronttriebler entspannt. Dank des ausgewogenen komfortablen Fahrwerks mit jedoch straffer Grundabstimmung empfindet man dieses SUV als rundum gelungenes Alltagsmobil. Der Karoq federt weder zu hart noch zu weich. Er gibt weder die schaukelige Sänfte noch das Rauhbein, das keinen Spaß macht. Präzise folgt er in Kurven mit allerdings spürbarer Seitenneigung den Vorgaben des Fahrers. Man hat stets ein genaues Gespür davon, was als nächstes „untenrum“ passiert. Besser geht es in dieser Klasse eigentlich nicht. Das Auto tut das, was es soll. Und das unaufgeregt.

An der Preisschraube gedreht

Das Ganze hat natürlich seinen Preis, denn die Tschechen wissen schon um die hohe Qualität ihrer Autos. Und das bekommt nun auch der Kunde zu spüren. Am 20. April 2023 hat Skoda die Ausstattungslinien verändert, und damit quasi über die Hintertür die Preise kräftig erhöht. In der neuen Variante Selection kostet der Basisdiesel nun 35.090 Euro statt 33.680 Euro bei der ehemaligen Version Style. Und dann hat man nur ein Sechsgang-Handschaltgetriebe an Bord. Wer die bequeme Siebengang-Doppelkupplungsautomatik haben möchte, muss unerhört tief in die Tasche greifen: Sie kostet mit 41.790 Euro gleich happige 6.700 Euro mehr! Denn sie ist jetzt an den 150-PS-Diesel sowie an den Allradantrieb gekoppelt. Und das Topmodell Sportline startet erst bei 46.200 Euro. Mit ein paar Extras ist dann rasch die 50.000-Euro-Schwelle erreicht - und der tschechische Verbrenner fährt plötzlich im teuren E-Auto-Bereich. Günstig bei Skoda? Das war gestern!

Der Kodaq bietet ein digitales Display, einen ergonomisch gestalteten Frontbereich, sehr bequeme Sitze und ein gutes Multimediasystem.

© Rainer Ruthe

Fazit. Die Eingangsfragen lassen sich nach den gut 1400 Testkilometern so beantworten. Es ist seine unaufgeregte Ausgewogenheit. Das beginnt damit, dass das Auto eine sozialverträgliche Größe hat und mit einem Wow-Effekt überrascht: Es ist innen größer als es von außen den Anschein hat. Doch es ist vor allem die Effizienz des überarbeiteten Selbstzünders, die dieses Auto zu den sparsamsten SUV seiner Klasse adelt. Das macht ihn für Leute auf dem Land ohne Ladesäulen und ohne vernünftigen öffentlichen Nahverkehr zu einem begehrenswerten Kumpel, auf den man sich verlassen kann.

Ein Kumpel, auf den Verlass ist

Er hat mit dem „sauberen“ Diesel einen Antrieb an Bord, der in diesen unsicheren Zeiten, da viele nicht wissen, ob und wenn ja, welches neue Auto sie kaufen sollten, etwas Gewissheit vermitteln könnte, vielleicht das richtige Auto auszuwählen. Ein kompaktes SUV, in das man bequem einsteigt und höher sitzt. In dem man eine gute Übersicht hat. Und das locker weniger als fünf Liter auf 100 Kilometer verbraucht und ohne Tankstopp fast 1000 Kilometer weit fahren kann. Ein teures und schweres Elektroauto kann das nicht. Und nicht zuletzt gibt es derzeit ja noch viele Unwägbarkeiten in der E-Mobilität wie die ungenügende Ladeinfrastruktur, die künftige Entwicklung der Strompreise, die extrem langen Wartezeiten sowie die auslaufende Förderung im September für Dienstwagen. Man kann es auch mit dem bekannten Skoda-Claim so auf den Punkt bringen: Simply Clever!

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