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Julia Großner (links), 29, und Nadja Glenzke, 21, spielen seit fast einem Jahr zusammen. Doch jetzt werden die beiden Berlinerinnen wahrscheinlich getrennt.

© dpa

Berliner Beachvolleyballerinnen: "Der Titel Europameister fühlt sich noch unwirklich an"

Die Berlinerinnen Nadja Glenzke und Julia Großner über ihren EM-Triumph, eine ungewisse Zukunft und den nächsten Höhepunkt in Timmendorfer Strand

Von Johannes Nedo

Nadja Glenzke und Julia Großner, haben Sie mittlerweile schon realisiert, dass Sie am Sonntag in Lettland Europameisterinnen im Beachvolleyball geworden sind?

GLENZKE: Noch nicht wirklich. Es war ja auch meine erste EM, die erste EM mit Julia als Team – und dann gelingt uns gleich der größte Erfolg unserer Karriere. Gerade sitzen wir am Flughafen in Riga und lesen all die Artikel über uns, außerdem haben wir so viele Glückwunschnachrichten bekommen. Wir kommen mit dem Antworten gar nicht hinterher.

GROSSNER: Mir geht es ähnlich wie Nadja. Der Titel Europameister fühlt sich noch unwirklich an. Wir werden wohl erst in den nächsten Tagen begreifen, was das wirklich bedeutet.

Konnten Sie denn am Sonntagabend in Jurmala noch gut feiern?

GLENZKE: Der Verband hat für uns und die Drittplatzierten Chantal Laboureur und Julia Sude eine kleine Party in einem Restaurant organisiert. Das war sehr schön, denn während der EM waren wir voll im Tunnel. Aber die richtige Party haben wir uns für Montagabend in Berlin vorgenommen.

Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass bei der EM etwas Besonderes möglich ist?

GLENZKE: Ehrlich gesagt habe ich erst beim Matchball, bei 14:11 im Tiebreak des Finals gedacht, dass wir den Titel holen können.

GROSSNER: Für mich war nach dem Sieg im Viertelfinale gegen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst klar, dass wir eine Medaille holen können. Sie sind schließlich die amtierenden Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen. Aber dass es dann Gold geworden ist, ist einfach nur krass.

Was hat Sie während der vergangenen Woche so stark gemacht?

GROSSNER: Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Die Vorrunde war noch durchwachsen, aber wir haben in jedem Spiel etwas mitgenommen, worin wir uns verbessern mussten. Und das hat dann auch sehr gut geklappt. Es gab jedenfalls nicht das eine Spiel, das die Initialzündung für uns war. Natürlich hatten wir nach dem Sieg gegen Ludwig/Walkenhorst ein großes Selbstbewusstsein. Aber insgesamt haben wir einfach unglaublich um jeden Ball gekämpft. Und so hatten wir immer ein gutes Gefühl, was wir gerade brauchen. Immer wenn die eine mal kurz geschwächelt hat, war die andere da.

GLENZKE: Wir haben irgendwie immer im richtigen Moment das richtige getan. Während der EM ist bei uns einfach der Knoten geplatzt. Wir waren voll im Fluss und haben eine starke Teamleistung gezeigt. Und so haben wir es komplett genossen.

GROSSNER: Wobei ich im Halbfinale schon etwas nervös war. Wenn die Möglichkeit für eine Medaille da ist, beginnt man schon nachzudenken. Aber auch diese Nervosität haben wir abgelegt.

GLENZKE: Ja, wir haben in jedem Spiel zu jeder Zeit an den Sieg geglaubt und sind nie in ein langes Tief gefallen. Wir hatten einfach immer den längeren Atem.

Während der Europameisterschaft wurde allerdings auch bekannt, dass Julia Großner von der nächsten Saison an nicht mehr am Bundesstützpunkt in Hamburg gefördert wird. Das bedeutet, dass Sie beide als Team gesprengt werden.

GROSSNER: Ich habe das vor zwei Wochen erfahren, nach der Weltmeisterschaft. Das war natürlich richtig hart. Aber wir haben dann schnell darauf geschaut, was alles noch vor uns liegt: die EM, und auch die Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Timmendorfer Strand. Wir haben uns einfach entschlossen, eine gute EM zu spielen. Während des Turniers war das auch kein Thema. Viel mehr weiß ich dazu auch nicht.

Sie wissen also noch nicht, wie es weitergeht? Ob der EM-Sieg die Situation noch einmal verändern könnte?

GLENZKE: Nein, es ist für uns auch eine schwierige Situation. Deshalb schieben wir es derzeit beiseite und wollen auch nicht viel darüber reden. Die Entscheidung liegt eben nicht bei uns.

Wie geht es dann in den nächsten Tagen für Sie weiter?

GROSSNER: Am Dienstag haben wir noch frei. Dann fahren wir wieder nach Hamburg zum Training – und dann werden wir sicher schnell wieder den Fokus für die Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen aufnehmen. Die sind zum Saisonende noch ein echter Höhepunkt – und unser EM-Titel beflügelt uns für die Deutschen Meisterschaften natürlich total.

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