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Aus kurzer Distanz köpft sich Nationalspieler Emre Can auf den Unterarm.

© imago/Maik Hölter

Borussia Dortmunds Aus in der Champions League: Den Elfmeter Can man geben

Handspiel ja, aber strafbar? Statt über Fußball wird nach dem Aus des BVB gegen Manchester City mal wieder über die Handspielregel diskutiert. Zurecht?

Was war passiert? Beim Versuch, eine Flanke zu klären, köpfte sich Dortmunds Emre Can den Ball im eigenen Strafraum selbst auf den ausgestreckten Unterarm. Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande entschied auf Handelfmeter für die Engländer, der Videoreferee bestätigte ihn. Und trotzdem waren die Dortmunder sauer, denn zu diesem Zeitpunkt kurz nach der Halbzeit, lagen sie noch mit 1:0 vorn - ein Ergebnis, das ihnen den Halbfinaleinzug beschert hätte.

„In den Regeln steht, dass es keine Hand ist“, sagt Can nach dem Spiel. Und sein Trainer Edin Terzic meinte: „Uns wurde vor der Saison ganz klar gesagt: Wenn man sich selbst an die Hand köpft, wird es nicht als regelwidrig angesehen“. Für Pep Guardiola war die Sache hingegen ganz klar: „Hand“, sagte der Trainer von ManCity bei Sky zu der Szene und war sich sicher, dass der Elfmeter berechtigt war.

So sieht das auch Heinz Rothe, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses des Fußball-Landesverbandes Brandenburg (FLB), obwohl er zugibt: „Das ist eine ganz schwierige Nummer“. Sein Bauchgefühl hätte auch bei ihm Handspiel gesagt.

Ein Fall für den VAR?

Im Zweifel hätte der Videoschiedsrichter korrigieren können, tat das aber nicht. Eine Fehlentscheidung? „Nein“, findet Rothe. Auch weil sich der Schiedsrichter in einer guten Position befunden hätte. Andersherum hätte der Videoschiedsrichter aber auch nicht eingreifen dürfen, wenn der Elfmeter nicht gepfiffen worden wäre.

Terzic Äußerung, dass Cans Aktion nicht regelwidrig gewesen sei, ist auch nur die halbe Wahrheit. Denn wie von fast jeder Regel gibt es auch hier Ausnahmen. Nämlich dann, wenn sich die Hand bereits bevor der Spieler sich an dieselbe schießt – oder in Cans Falle köpft – in einer verbotenen Position befindet und den Körper „unnatürlich vergrößert“.

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Letztendlich ist die Entscheidung demnach nicht falsch und Dortmunds Kapitän Marco Reus bewertete die Szene nach dem Spiel dann auch deutlich gelassener: „Wenn es auf der anderen Seite so gekommen wäre, dann hätten wir auch lautstark protestiert, da muss man ehrlich sein“, sagte er.

Dass die Dortmunder nur deswegen ausschieden, greift letztlich auch zu kurz. Sie hatten nach Manchesters 1:1 immer noch die Chance aufs Weiterkommen. Eines lässt sich aus dem Spiel aber in jedem Falle mitnehmen: Die Handspielregel bleibt weiter undurchsichtig. Und egal wie beim nächsten Mal entschieden wird, es wird wohl immer zwei Meinungen dazu geben.

Luca Füllgraf

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