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Julian Rijkhoff (Nummer neun) erzielt das vierte Tor für Dortmund. 

© Imago/Matthias Koch

Deutliche Heimniederlage gegen Dortmund: Herthas A-Jugend verspielt schon fast alle Finalchancen

Die U19 der Berliner verliert im Amateurstadion 0:4 gegen den BVB. Dabei erzielt Stürmer Julian Rijkhoff alle Tore für die Gäste.

Pepe Mendes probierte es in der Nachspielzeit mehrmals. Zunächst ging sein Schuss nach einer schönen Einzelaktion recht deutlich am Tor vorbei. Wenig später blieb sein Freistoß an einem Abwehrbein hängen. Es wollte einfach nichts so richtig klappen bei Mendes und seinen Teamkollegen von Hertha BSC am Ostermontag. Am Ende stand im Halbfinal-Hinspiel um die deutsche U19-Meisterschaft ein höchst ernüchterndes 0:4 (0:3) gegen Borussia Dortmund.

Fast alles spricht dafür, dass dem Titelgewinn von 2018 bis auf Weiteres kein zweiter für Hertha folgt. Der BVB dagegen kann sich weiter Hoffnungen machen, nach 2019 und 2022 zum dritten Mal nacheinander A-Jugend-Meister zu werden. In den Jahren 2020 und 2021 gab es wegen der Coronavirus-Pandemie keinen Titelträger.

Herthas Trainer Oliver Reiß war wenige Minuten nach Spielende konsterniert. „Vor und nach den Toren hatte ich nicht das Gefühl, dass wir die schlechtere Mannschaft waren. Auch nicht die bessere, aber wir haben am Ball einen Tick mehr investiert. Das sah in vielen Phasen echt gut aus“, sagte Reiß.

Wenn da bloß nicht die Phase zwischen der zehnten und 18. Minute gewesen wäre. Es waren die Torabschlüsse eins bis drei von den Gästen – und die Tore eins bis drei. Julian Rijkhoff gelang in Windeseile ein lupenreiner Hattrick. Einmal traf er per Kopf, zweimal mit dem Fuß.

Eine Erklärung für diese Minuten hatte Reiß nicht. Vielleicht waren es „jugendliche Momente“, wie der Trainer sagte. Also der verhängnisvolle Versuch, nach dem ersten Gegentor sofort zu antworten, anstatt Ruhe reinzubringen.

Ein junger Fan auf der Tribüne versuchte den Spielern Mut zu machen. „Hertha, ihr gewinnt noch“, rief er, als die Berliner einige Meter vor ihm einen Einwurf hatten. Die Gastgeber hatten nun ein optisches Übergewicht und brachten Dortmund etwas in Bedrängnis. Beispielsweise, nachdem Dominik Schickersinsky energisch im gegnerischen Strafraum nachgesetzt oder Ibrahim Maza den Ball gefährlich vor das Tor geschlagen hatte.

Ich würde gern sagen, dass wir uns Chancen herausgespielt haben, aber die Dinger nicht reingegangen sind. Aber wir hatten die Chancen ja nicht.

Oliver Reiß, Trainer von Herthas U19

Die wirklich großen Gelegenheiten fehlten jedoch. „Ich würde gern sagen, dass wir uns Chancen herausgespielt haben, aber die Dinger nicht reingegangen sind. Aber wir hatten die Chancen ja nicht“, bemängelte Reiß. Hinten viel zu viel zugelassen, vorn zu wenig hinbekommen – so ging es nach drei Torschüssen des BVB mit 0:3 in die Kabinen.

Auch in der zweiten Hälfte trat Hertha vor 2687 Zuschauern – darunter unter anderem Präsident Kay Bernstein, Geschäftsführer Tom Herrich und Cheftrainer Sandro Schwarz – sehr engagiert auf, „Einsatzwille kann ich den Jungs nicht absprechen“, sagte Reiß.

Doch vor allem aus den vielen ruhenden Bällen in aussichtsreicher Position entwickelte sich fast nichts. Als Kapitän Veit Stange über das Tor köpfte, und damit die erste gute Chance nach dem Wechsel hatte, waren schon 75 Minuten rum. Statt die Aussichten für das Rückspiel am Sonnabend um elf Uhr in Dortmund ein wenig aufzuhellen, kassierte Hertha bei einem der wenigen Dortmunder Vorstöße in der 87. Minute sogar noch den vierten Gegentreffer. Wieder war der niederländische U-18-Nationalspieler Rijkhoff erfolgreich.

Vor gut einer Woche hatten die Berliner reelle Chancen auf das Double aus DFB-Pokal und Meisterschaft. Dann verloren sie erst in einem Elfmeterschießen mit Überlänge sehr unglücklich beim 1. FC Köln, nun sind sie bereits nach 90 von 180 Halbfinal-Minuten so gut wie raus.

„Für den Moment ist das schon hart. Wir müssen es relativ schnell abhaken. Aber wir müssen den Jungs auch mal ein, zwei Tage geben, um ein bisschen durchzuatmen“, sagt Reiß. Der Trainer bekannte, dass es kurz nach Abpfiff selbst ihm schwerfalle, noch Hoffnung auf das Weiterkommen zu haben.

Am Dienstag haben die Spieler frei, am Mittwoch beginnt die Vorbereitung für das Rückspiel, bei dem Hertha nicht weniger als ein Fußball-Wunder braucht. Reiß probierte dann auch schon, zumindest ein ganz bisschen Optimismus zu verbreiten: „Erstmal geht im Fußball immer alles. Und in der Jugend geht erst recht immer alles. Unmöglich ist es nicht.“ 2018 beispielsweise hatte Hertha das erste Halbfinale gegen Dortmund zu Hause 4:0 gewonnen – lag dann auswärts plötzlich 0:3 zurück und rettete sich gerade noch mit 1:3 ins Endspiel.

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