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Die Spiele in Tokio sind mit vielen Fragezeichen verbunden.

© Kay Nietfeld dpa

Sommerspiele in Tokio trotz Pandemie?: Die Athleten müssen sich von Olympia emanzipieren

Vielen Athleten ist mulmig zumute vor den Olympischen Spielen. Doch absagen können sie kaum - weil sie in der Olympischen Bewegung gefangen sind. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Auf den ersten Blick scheint der Sachverhalt klar: Die Olympischen Spiele und die anschließenden Paralympics in Tokio sind für die Athletinnen und Athleten in diesem Sommer unbedingt verzichtbar. Die Pandemie, das ist keine kühne Prognose, wird bis dahin nicht vorbei sein. Ausländische Zuschauer – und vielleicht auch jene des Gastgeberlandes – werden den Wettkämpfen nicht beiwohnen dürfen; die Sportler werden nicht mehr zu sehen bekommen als ihre Hotelzimmer und die Wettkampfstätten; und wie die jüngsten Qualifikationswettbewerbe gezeigt haben, wird auch die Gefahr einer Ansteckung recht groß sein. Es sei denn, die Sportler sind bis dahin geimpft worden. Aber mit oder ohne Impfung: Dabei sein ist unter diesen Voraussetzungen nicht alles, sondern eher das Letzte. Aus Athletensicht läge daher nichts näher, als den Quatsch abzusagen, oder?

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Aber so einfach liegen die Dinge nicht, und es ist schön, dass Athletensprecher Max Hartung darauf hingewiesen hat. Jahrelang bereiten sich die Sportler auf die alle vier Jahre stattfindenden Olympischen Spiele vor. Für viele soll es der Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn und für manche sicherlich auch ihres Lebens werden. Das Internationale Olympische Komitee hat es geschafft, die Spiele so zu vermarkten, dass sehr viele Athleten von Olympia abhängig sind. Bei einer Absage drohen Sponsoren abzuspringen. Auf den Sportlern laste ein gewaltiger Druck, sagt Hartung. Oder anders formuliert: Selbst wenn sie wollten, könnten sie kaum zurückziehen. Weil nun mal ihre ganze Sportlerkarriere auf diesem unsäglichen Olympia-Konstrukt aufbaut. So bleibt den Athleten perspektivisch nur eines zu wünschen: Dass sie sich aus der Geiselhaft dieser Olympischen Bewegung befreien.

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