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Baseball findet ohne Fans, aber wenigstens im eigenen Stadion statt.

© Reuters

Saisonstart in der Major League Baseball: Die Liga der begrenzten Unmöglichkeiten

Wegen der Corona-Krise beginnt die neue MLB-Saison erst mit viermonatiger Verspätung und ohne Fans in den Stadien. Und das ist nicht das einzig Ungewöhnliche.

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist in Zeiten der Corona-Krise zum Land der begrenzten Unmöglichkeiten geworden. Belege dafür gibt es reichlich und sie lassen sich ab Donnerstag auch wieder in einer Sportart bestaunen, die so amerikanisch ist wie keine andere.

Mit dem Spiel von Titelverteidiger Washington Nationals gegen Topfavorit New York Yankees startet die Major League Baseball (MLB) in der Nacht auf Freitag in ihre neue Saison – mit fast vier Monaten Verspätung und einem Spielplan, der gerade noch 60 statt der ursprünglich angesetzten 162 Partien pro Team vorsieht. Weniger waren es zuletzt 1878.

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„Ich denke, jeder ist dankbar und glücklich, dass wir wenigstens noch zwei Monate in diesem Jahr spielen können“, sagte Maximilian Kepler-Rozycki kürzlich in einer Pressekonferenz, die via "zoom" abgehalten wurde. Der Berliner, in den USA kurz nur Max Kepler genannt, ist weiterhin der einzige Deutsche in einem MLB-Klub und dazu noch ein richtig guter. Mit den Minnesota Twins rechnet er sich auch in diesem Jahr durchaus etwas aus: „Ich glaube, es gibt kein Team mit mehr Power in der Liga“, sagte er.

Doch das Sportliche ist zunächst einmal nebensächlich, die Liga ist froh, dass sie überhaupt noch beginnen kann. Das allerdings ohne Zuschauer. Anders als beispielsweise in der Eishockey-Liga NHL oder der NBA im Basketball spielen die Teams jedoch in ihren eigenen Stadien und nicht an einem zentralen Ort. Zumindest 29 von ihnen.

Den Toronto Blue Jays wurde zuletzt von der kanadischen Regierung untersagt, im eigenen Ballpark aufzulaufen. Zu riskant erschien den Behörden das ständige Ein- und Ausreisen der Spieler aus Toronto und anderer Mannschaften zu den Spielen. Die Blue Jays sind nun auf der Suche nach einem Ausweichstadion, es passt zum Chaos der vergangenen Monate in der MLB.

Eigentlich sollte die Saison Ende März beginnen und 162 Spiele pro Team umfassen – jetzt sind es noch 60

Eigentlich hätte die Saison Ende März beginnen sollen, doch dann kam Corona. Die Vorbereitung, das sogenannte Spring Training, wurde abgebrochen. Danach suchten MLB und Spieler nach einem Weg, doch noch irgendwie in die Gänge zu kommen. Schließlich geht es in einer Liga, die im vergangenen Jahr Einnahmen von mehr als neun Milliarden Euro erzielt hat, auch und vor allem ums Geschäft.

Das allerdings ist aktuell bedroht. Keine Zuschauer bedeuten keine Ticketeinnahmen. Bei normalerweise 81 Heimspielen pro Team in einer Saison kommt da einiges zusammen, nun soll wenigstens noch das Fernsehgeld fließen.

Viele MLB-Profis verspürten allerdings zunächst keine große Lust, ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Das allerdings hätte auch bedeutet, dass es womöglich kein Gehalt gibt. Auch aus Angst vor gegenseitigen Klagen einigten sich Besitzer und Spieler auf ein Modell, das für beide Seiten Einbußen mit sich bringt. Ein Max Kepler beispielsweise wird 2020 nun „nur“ zwei statt 5,5 Millionen Euro kassieren.

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Über allem steht jedoch das riskante Gesundheitskonzept. Als zum Start der Trainingsphase vor ein paar Wochen gleich 66 Spieler oder Teamangestellte positiv auf das Coronavirus getestet wurden, zeigte sich, dass Covid-19 auch nicht vor dem Baseball halt macht. Inzwischen sind die Fallzahlen geringer geworden, aber die Zeit der vielen Reisen beginnt jetzt auch erst.

Spieler, die sich infiziert haben, müssen 14 Tage in Quarantäne. Werden es zu viele in einer Mannschaft, droht dieser wie in der Major League Soccer (MLS) womöglich der Komplettausschluss. Wobei das Baseballspiel an sich weniger kontaktintensiv ist und das Ansteckungsrisiko deshalb als geringer eingeschätzt wird.

Kritik gibt es allerdings an den langen Wartezeiten auf die Testergebnisse. Zuletzt dauerte es schon mal 48 Stunden, bis die Proben ausgewertet wurden. In einer Sportart, in der praktisch jeden Tag gespielt wird, erschwert das die Planbarkeit. Max Kepler will sich darüber nicht allzu viel den Kopf zerbrechen: „Wir versuchen, immer nur an Heute zu denken und dann sehen wir, was passiert“, sagte er.

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Das Coronavirus diktiert die Vorgaben in der MLB. Dazu passt, dass Dr. Anthony Fauci die Saison 2020 eröffnen wird. Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten gilt als einer der führenden Seuchenexperten in den USA, der auch Präsident Donald Trump in der Krise beraten hat. Daneben ist Fauci auch noch Fan der Nationals und darf deshalb den ersten, symbolischen Wurf der neuen Spielzeit ausführen.

Er „war ein echter Champion für unser Land während der Covid-19-Pandemie“, erklärte der Meister aus Washington via Twitter. Fauci wird hoffen, dass die Major League Baseball ihn in dieser Saison nicht noch aus anderen Gründen wird einladen müssen.

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