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HEUTE im EM-Quartier...: ...fragt Autor Jan Weiler: „Gibt es einen Fußballgott?“

Dort, wo Jan Weilers (Anti-)Held Adrian Pfeffer Fußball spielt, im Dörflichen, gibt es gemeinhin keine bengalischen Feuer. Es gibt keine Hooligans, meist nicht mal Zuschauer, die sich als Fans bezeichnen würden, Wochenende für Wochenende verirren sich lediglich die paar Alt-Kiebitze, die bei Bratwurst und Bier in besseren Zeiten schwelgen.

Dort, wo Jan Weilers (Anti-)Held Adrian Pfeffer Fußball spielt, im Dörflichen, gibt es gemeinhin keine bengalischen Feuer. Es gibt keine Hooligans, meist nicht mal Zuschauer, die sich als Fans bezeichnen würden, Wochenende für Wochenende verirren sich lediglich die paar Alt-Kiebitze, die bei Bratwurst und Bier in besseren Zeiten schwelgen. Am Horizont die Schnellstraße in die große Stadt, wenige Meter neben dem kleinen Stadion die Kuhwiesen und der Kiosk, der Malteser für 80 Cent verkauft. Sie pöbeln, wenn Spieler den Ball verstolpern, bei einem Übersteiger sich die Beine verknoten und es schaffen, freistehend vor dem leeren Tor aus gefühlten 30 Zentimetern, ganz so wie Mario Gomez im Spiel gegen Österreich, den Ball über die Latt e manövrieren. Adrian Pfeffer ist genau so ein Typ. Einer, der nicht nur heißt wie Durchschnittsfußballer, sondern der wie der Prototyp eines solchen spielt. Einer, der jedes Jahr darauf hofft, endlich den Durchbruch zu schaffen, der nachts davon träumt, im Champions-League-Finale zu stehen, doch für den es in der Realität schon das Größte ist, wenn ihn der Trainer mal einwechselt.

Jan Weiler erzählt in „Gibt es einen Fußballgott?“ unangestrengt und märchenhaft die Geschichte dieses Rumpelfußballers, der eines Tages, nach unzähligen Stoßgebeten, Besuch vom Fußballgott erhält. Und plötzlich verwandelt sich Weilers vermeintlicher Anti-Held in einen Superhelden, allerdings in einen, der im Spiel lediglich einen genialen Moment hat, den Rest der Zeit stolpert er weiter über den Platz. Die Zuschauer aber lieben ihn, Pfeffer und seinen einen Moment, in dem er den tödlichen Pass spielt oder das entscheidende Tor schießt.

Jan Weiler, 40, heute Abend zu Gast im 11Freunde-EM-Quartier, schreibt aber nicht nur Bücher über Fußball. Sein bisher meist beachteter Roman heißt „ Antonio im Wunderland“, ein unterhaltsames Buch, über das die FAZ schrieb, es stehe „stellvertretend für die Generation der heute Dreißig- bis Vierzigjährigen“. „Antonio im Wunderland“ war die Fortsetzung von „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, dem ersten Buch des gebürtigen Düsseldorfers, das vor fünf Jahren erschien. Zuvor arbeitete Weiler als Werbetexter und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Von 2000 bis 2004 war er gemeinsam mit Dominik Wichmann Chefredakteur des SZ-Magazins. Heute arbeitet Weiler auch als Kolumnist für den „Stern“. Dort schreibt er häufig ganz wunderbare Sätze, zum Beispiel: „Wir sind alle nur Plankton im Datenstrom des Medienzeitalters.“ Oder er prophezeit Szenarien, die kurze Zeit später Wirklichkeit werden: „Gerade habe ich gelesen, dass die EM eigentlich eine WM ohne Argentinien und Brasilien sei. Das hat mir gut gefallen. Vermutlich wird sie bereits nach einer Woche eine WM ohne Brasilien, Argentinien, Österreich und die Schweiz sein.“ Schön auch sein Gedankenstrom zu Florian Silbereisen: „Mir persönlich wäre er ja als schwuler Konditor lieber als als heterosexueller Moderator, aber das Leben ist kein Wunschkonzert.“ Vielleicht helfen ja Stoßgebete. Andreas Bock

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