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Unions Präsident Dirk Zingler konnte gute Zahlen verkünden.

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Jahreshauptversammlung bei den "Eisernen": Union Berlin will lieber Grundstücke als Stürmer kaufen

Bei der Mitgliederversammlung verkündet Union Berlin erfreuliche Zahlen. Unter Trainer Norbert Düwel soll es auch sportlich aufwärts gehen.

Bevor es losgeht, wird gesungen. Aus den Lautsprechern knarrt Nina Hagens Klubhymne „Eisern Union“, die meisten der 632 Mitglieder im Saal singen mit. Nicht so stimmgewaltig wie sonst im Stadion. Gediegene Lautstärke in gediegenem Ambiente. Als die Musik verklingt, kann die Mitgliederversammlung des 1. FC Union beginnen. Es wird eine harmonische Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Alten Försterei.
Der 1. FC Union ist ein prosperierendes Fußballunternehmen, das auf einer soliden wirtschaftlichen Basis steht. Applaus gibt es für Präsident Dirk Zingler, als er die Zahlen verliest. Zum achten Mal in Folge schrieb der Verein auch im Geschäftsjahr 2013/14 schwarze Zahlen. Ausgaben von 26,659 Millionen Euro stehen Einnahmen von 27,269 Millionen Euro gegenüber. Macht einen Gewinn von 610.000 Euro. Auch in den Bereichen Zuschauer (im Schnitt 19.809), Sponsoren (301) und Mitglieder (12.054) konnten neue Bestmarken erzielt werden.

Andere Zahlen sind für viele Vereinsmitglieder Schwindel erregend. Um die Entwicklung im Profifußball zu verdeutlichen, bemüht Zingler etwa die Umsatzsteigerung von Bayern München in den vergangenen zehn Jahren. Auch Unions Umsatz ist in diesem Zeitraum um 285 Prozent gestiegen. Damit der Klub wettbewerbsfähig bleibt, fordert Zingler die Mitglieder auf, in Zukunft über „Vereinsstrukturen und Erlösmöglichkeiten zu diskutieren“. Konkrete Modelle stellt er nicht vor.

„Ich bin mit der Vereinsentwicklung sehr zufrieden“, sagt Zingler. Der 1. FC Union ist längst die Nummer eins der ehemaligen DDR-Klubs – sportlich wie wirtschaftlich. An Hansa Rostock oder Dynamo Dresden sind die Berliner vorbeigezogen. Von den einst 15 Millionen Euro Verbindlichkeiten an den Investor Michael Kölmel stehen mittlerweile nur noch 5,6 Millionen Euro aus.

Der Präsident will eher in Infrastruktur als in die Profimannschaft investieren

Zingler geht auch auf die sportlich angespannte Situation mit Tabellenplatz dreizehn, den personellen Umbruch und die Startschwierigkeiten unter dem neuen Trainer Norbert Düwel ein. Düwel ist im Gegensatz zur Mannschaft aus dem Kurztrainingslager in Kienbaum angereist. Er sitzt in der ersten Reihe. Was er hört, soll ihm Mut machen. „Natürlich stellen uns die sportlichen Ergebnisse nicht zufrieden, aber wir vertreten die Auffassung, dass der Trainer im Zweifelsfall immer zu stärken ist“, sagt Zingler. Im Vorfeld hatte Unions Präsident schon gesagt: „Viele der Mannschaften, die in der Tabelle vor uns stehen, haben den Trainer gewechselt und sind auch nicht erfolgreicher. Unserer Erfahrung nach wirkt sich kontinuierliches Arbeiten besser aus als ständiges Wechseln.“

Der Präsident hat sich ganz der wirtschaftlichen Entwicklung verschrieben. Er will auch in Zukunft eher in Vermögenswerte und Infrastrukturprojekte investieren, als zu viel Geld in die Profimannschaft zu stecken. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet der Verein mit einem leichten Gewinnrückgang, geplant sind Gewinne um die 120.000 Euro. Ein Grund dafür ist das frühe Scheitern im DFB-Pokal. In der vergangenen Saison kam Union dort in die dritte Runde. Auch für die Lizenzspielerabteilung stehen aktuell 144.000 Euro weniger zur Verfügung.

Derzeit bemüht sich der Verein um Grundstücke im unmittelbaren Umfeld der Alten Försterei. Ihr Kauf hat laut Zingler eine höhere Priorität „als der Kauf eines Stürmers, der nach zwei Jahren vielleicht wieder weg ist“. Union investiert in Steine, nicht in Beine. Das vor wenigen Jahren ausgegebene Ziel aufzusteigen, hat Zingler trotzdem nicht aufgegeben: „Wir sind ein Zweitligist und wollen so gut wie möglich in der Zweiten Liga bestehen. Was nicht heißt, dass wir nicht aufsteigen wollen. Die Frage ist wann. Das kann sich plötzlich ergeben, das kann aber auch noch zehn Jahre dauern.“ 2024 wäre Zingler 20 Jahre Union-Präsident. Gegen einen früheren Aufstieg hätte er sicher nichts einzuwenden.

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