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Die schnellste: Kristina Vogel gewinnt Gold in der Königsdisziplin der Bahnradfahrer.

© AFP

Kristina Vogel gewinnt im Bahn-Sprint: Ohne Sattel zu Gold

Kristina Vogel verliert im Finale den Sattel, aber nicht die Nerven. Nach der Enttäuschung im Keirin tut der 25-Jährigen diese Goldmedaille besonders gut.

Kristina Vogel hat schon unzählige Titel gewonnen, am Dienstagabend fügte sie ihrer Sammlung einen wirklich einzigartigen hinzu. „Jetzt bin ich die erste Olympiasiegerin ohne Sattel“, jubelte die 25-Jährige, nachdem sie im Velodrom von Rio de Janeiro die Goldmedaille im Bahnrad-Sprint gewonnen hatte. Beim Versuch, sich im zweiten Finallauf vor ihrer britischen Konkurrentin Rebecca James über die Ziellinie zu schieben, löste sich bei einer Geschwindigkeit von gut 63 Kilometern pro Stunde der Sattel an der Rennmaschine der Deutschen.

Vier Tausendstelsekunden Vorsprung

„Ich habe nur versucht, nicht auf die Fresse zu fallen“, berichtete Vogel kurz darauf, mit den speziellen Fahrrädern für die Bahn könne man nicht im Stehen fahren. Sie war sich zunächst auch nicht sicher, ob nicht doch James vorne gewesen war, und richtete sich bereits auf ein drittes und entscheidendes Rennen ein. „Erst als ich den Jubel gesehen habe, dachte ich: Verdammt – ich habe gewonnen“, sagte sie. Vier Tausendstelsekunden Vorsprung gaben letztlich den Ausschlag für Gold, Bronze ging an die Britin Katy Marchant.

Der abtrünnige schwarz-rot-goldene Sattel war in der Kurve nach dem Zielstrich zum Liegen gekommen, Vogel selbst streckte sich auf der anderen Seite der Bahn aus und genoss den Augenblick. In Rio hatte sie bereits mit Miriam Welte Bronze im Teamsprint gewonnen, im Keirin war sie zu ihrer großen Enttäuschung nur Sechste geworden. „Ich bin froh, dass ich das Drama im Keirin verkraftet habe, das tat schon sehr, sehr, sehr weh“, sagte Vogel. Um den Kopf für den Sprint wieder frei zu bekommen, riet ihr ihre Teamsprint-Partnerin Welte zu einer Maltherapie. Vor dem Sprint pinselte Vogel also Mandalas mit Mottos wie „Einfach mal optimistisch sein“ oder „Carpe Diem“ – und fand dadurch neue Energie.

Abriss mit Hambüchen

Bereits 2012 hatte Vogel olympisches Gold gewonnen, allerdings im Team. Die beiden Goldmedaillen seien schwer zu vergleichen, sagte sie am Dienstag, „aber es ist noch einmal etwas anderes als im Sprint – das ist nun einmal die Königsdisziplin“. Entsprechend ausgelassen wollte sie am Abend auch feiern. „Ich muss noch eine Stunde seriös bleiben“, sagte Kristina Vogel, sie habe noch einen Fernsehauftritt zu absolvieren. „Aber Fabian Hambüchen hat doch gesagt, er will das deutsche Haus abfackeln“, sagte sie. „Er soll mir was übrig lassen, ich würde gerne mitmachen.“

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