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In offizieller Mission. Yusra Mardini am Donnerstag im UN-Quartier in Genf.

© dpa

Nach Flucht aus Syrien: Berliner Schwimmerin Mardini ist Botschafterin des UNHCR

Mit ihrer Geschichte ist die in Spandau trainierende Yusra Mardini ein Gesicht der Flüchtlingskrise. Jetzt ist sie Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks.

Weltweit sind zurzeit etwa 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch Yusra Mardini hat ihre Heimat und ihr Zuhause verloren, mittlerweile ist sie aber angekommen: in Sicherheit, in Berlin, als Schwimmerin bei den Wasserfreunden Spandau 04. Aufgrund ihrer Geschichte ist die 19-Jährige aber so etwas wie das Gesicht der Flüchtlingskrise. Insofern ist es nur folgerichtig, dass das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR die Syrerin am Donnerstag zur Sonderbotschafterin ernannt hat.

Im vergangenen Jahr berichteten Medien aus aller Welt über die junge Schwimmerin, vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wurde sie ins Flüchtlingsteam für die Sommerspiele in Rio de Janeiro berufen. Sportlich hätte sich Mardini nicht qualifizieren können, sie schied bei ihren beiden Starts auch im Vorlauf aus: über 100 Meter Schmetterling als 40. von 44 Startern, über 100 Meter Freistil belegte sie Platz 45, nur eine Schwimmerin von den Malediven war langsamer. Wichtiger als ihre Ergebnisse ist aber ihre Geschichte: Bei ihrer Flucht über das Mittelmeer hatte sie mit ihrer älteren Schwester ihr havariertes Boot durch die nächtliche See gezogen und vielen Menschen das Leben gerettet.

Treffen mit Obama, Besuch beim Papst

Mittlerweile hat es Yusra Mardini selbst satt, über die Ereignisse jener Nacht zu sprechen. Sie tut es trotzdem, immer wieder, weil sie schnell begriffen hat, dass es Geschichten und Gesichter braucht, um die weltweite Flüchtlingskrise für die Öffentlichkeit begreiflich zu machen. Also führt Mardini seit den Olympischen Spielen ein bizarres Doppelleben: Im Alltag trainiert sie in Spandauer Schwimmhallen und besucht die Berliner Eliteschule des Sports. Zwischendurch fliegt sie um die Welt, um Barack Obama zu treffen, mit dem UN-Generalsekretär zu sprechen, beim Weltwirtschaftsforum in Davos einen Vortrag zu halten oder dem Papst einen Preis zu überreichen.

Als UNHCR-Botschafterin wird Yusra Mardini, deren Asylantrag in Deutschland bewilligt worden ist, weiter versuchen, auf das Schicksal all jener Menschen aufmerksam zu machen, die auf ihrer Flucht weniger Glück hatten und auf andere angewiesen sind. Mardini selbst hat ihr Schicksal inzwischen selbst in der Hand, auch finanziell. Die britische Filmproduktionsfirma „Working Title“ hat die Rechte an ihrer Geschichte erworben und wird sie in naher Zukunft ins Kino bringen. Ob Mardini 2020 noch einmal bei Olympia in Tokio starten kann, ist allerdings unklar, es wird womöglich nicht noch einmal ein Flüchtlingsteam geben.

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