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Fahrt ins Glück. Der deutsche Segler Philipp Buhl hat den WM-Titel gewonnen.

© Carsten Rehder/dpa

Segel-WM in Melbourne: Philipp Buhl ist erster deutscher Weltmeister im Laser

Wenn es um große Titel ging, blieb Philipp Buhl meistens unter seinen Möglichkeiten – bis jetzt. Als Weltmeister reist er als Mitfavorit zu Olympia.

Er segelt seit Jahren in der Weltspitze, doch wenn es um große Titel ging, blieb Philipp Buhl meistens unter seinen Möglichkeiten. Insofern hat der 31-jährige Segler aus Sonthofen einen Bann gebrochen, als er am Wochenende vor Melbourne den WM-Titel im Laser holte. Seit Ewigkeiten ist keinem deutschen Segler mehr ein solcher internationaler Triumph geglückt.

Zuletzt war der sympathische Einzelkämpfer Buhl 2018 in Arhus WM-Dritter geworden, nachdem er 2015 es sogar schon mal zum Vizeweltmeister bei den jährlich ausgetragenen Titelkämpfen gebracht hatte. Mit großen Hoffnungen war er daraufhin zu den Olympischen Spielen 2016 nach Rio gereist, wo er mit dem tückischen Leichtwind-Revier allerdings gar nicht klarkam und es nicht mal unter die besten Zehn schaffte.

Wetter spielte Philipp Buhl in die Karten

Im Olympiajahr 2020 haben die WM-Kämpfe in der Laser-Klasse schon ein halbes Jahr vor den Spielen stattgefunden. Die Weltelite war im Februar nach Melbourne gereist, die Philip-Bucht ist für ihre starken sommerlichen Winde bekannt. Als die Wetterprognosen für die ersten Wettkampftage bekannt wurden, dürfte er innerlich geschmunzelt haben.

Die angekündigten heftigen Winde spielten ihm in die Karten. Denn bei viel Wind ist er schnell. Und er bewies das in dem großen Teilnehmerfeld durch eine beispiellose konstante Leistung von vier Rennsiegen in Folge. Nach der Hälfte der Rennen führte Buhl das Teilnehmerfeld an, dicht gefolgt von dem Franzosen Jean Babtiste Bernaz und dem Silber-Medaillengewinner aus Kroation, Tonci Stipanovic.

Seit sich der fünfmalige australische Weltmeister Tom Slingsby aus der Laser-Klasse zurückgezogen hat, um sich dem America’s Cup zu widmen, herrscht unter seinen Nachfolgern ziemliches Gedränge. Vor allem sein Landsmann Tom Burton, der wie Slingsby Olympiasieger wurde, weiß sich oft gegen die extrem harte Konkurrenz durchzusetzen. Doch ein Dominator ist auch er nicht.

Buhl ging mit uneinholbarem Vorsprung ins Finale

Da der Laser wegen seines kleinen Ruderblatts vor allem durch Körpergewicht gesteuert wird, ist er eine Einhandjolle für dynamische Athleten. Sie dürfen nicht viel Gewicht haben, sondern müssen sich auf Amwindkursen sehr weit aus dem Boot lehnen und jede Welle mit dem Oberkörper aufnehmen. Es ist wie auf einem Nagelbrett eine Schachpartie zu spielen.

Hat gut lachen. Philipp Buhl fährt als Mitfavorit zu den Olympischen Spielen nach Japan.
Hat gut lachen. Philipp Buhl fährt als Mitfavorit zu den Olympischen Spielen nach Japan.

© Kai-Uwe Waerner/dpa

Kampfgeist allein reicht nicht, wie Buhl im Vorjahr erfahren musste, als er sich bei der WM im japanischen Olympiarevier durch einen Fehlstart im letzten Rennen um eine mögliche Bronzemedaille brachte. Obwohl Buhl es jetzt purem „Glück“ zuschreiben will, zeigte er auch in der zweiten Wettkampfhälfte, als er zum Gejagten geworden war, gleichbleibend gute Leistungen.

Da ihn sein eigener perfektionistischer Ehrgeiz zuvor oft hatte verkrampfen lassen, wollte er es diesmal verspielter und weniger schematisch angehen. So blieb er bei allen zwölf Wettfahrten fokussiert und viel bei keiner weiter zurück als auf den 10. Rang. Ins finale Rennen ging er mit einem uneinholbaren Vorsprung von zwölf Punkten – und wurde Vierter. Vor Burton und auch vor Matt Wearn, dem anderen Australier, der nun dreimal hintereinander WM-Silber gewonnen hat. Damit zählt Buhl endlich zu den Großen seiner Disziplin. Als Weltmeister reist er als Mitfavorit zu den Olympischen Spielen nach Japan.

WM-Bronze für deutsches Segel-Duo

Dass diese Spiele aus deutscher Sicht ein erfreuliches Ereignis werden könnten, deuteten die beiden 49er-Asse Eric Heil und Thomas Plößel auf einem anderen Teil der Philip-Bucht an. Ihr Gewinn von WM-Bronze – nach WM-Silber im vergangenen Jahr – macht sie zu den größten Herausforderern des Super-Duos Peter Burling und Blair Tuke.

Nach ihrem Wiedereinstieg ins Olympische Segeln sind die neuseeländischen America’s-Cup-Gewinner wieder so solide unterwegs, wie man es von ihnen als sechsmalige Weltmeister gewohnt ist. Heil und Plößel werden es schwer haben, sie vom Thron zu stoßen. Die Spiele von Tokio wären für die beiden Deutschen die zweite Gelegenheit. In Rio hatten sie Bronze geholt – hinter den „magischen“ Kiwis.

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