Vizemeister schließt Personalplanung ab : Alba Berlin baut auf eine solide Basis
Selbst im Urlaub können sie nicht ganz ohne Basketball. Die Profis von Alba Berlin sind zwar momentan in aller Welt zertreut und genießen die Sommerpause, auf ihren Social-Media-Kanälen sind sie aber auch immer wieder bei der Arbeit zu sehen. Joshiko Saibou und Stefan Peno etwa, die zwischen Entspannung am Strand und gutem Essen auf Gran Canaria gemeinsam an ihrem Wurf feilten. Oder Peyton Siva, der in seiner Heimat mit NBA-Spieler Rajon Rondo in der Halle gesehen wurde.
Für die Verantwortlichen von Alba ist der Sommer traditionell weit weniger entspannt. Manager Marco Baldi und Sportdirektor Himar Ojeda sind dann immer wieder am Telefon, fliegen hin und her, verhandeln mit Spielern. Seit Freitag können auch sie aber einmal kurz durchatmen. Denn knapp einen Monat vor dem Start der Vorbereitung Mitte August ist das Team für die kommende Spielzeit komplett. Point Guard Siva, dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen war, komplettiert den elfköpfigen Profikader und bleibt ein weiteres Jahr bei Alba. Zuvor hatte bereits Dennis Clifford verlängert.
"Marius Grigonis hätten wir gerne behalten"
„Alles was wir wollten, haben wir umgesetzt“, zeigt sich Baldi zufrieden mit den Personalentscheidungen, um danach einzuschränken: „Nur Marius Grigonis hätten wir gerne behalten.“ Der Dreierspezialist aus Litauen war einer der herausragenden Spieler der starken Saison und hatte großen Anteil an Platz zwei in Meisterschaft und Pokal. Mit Hilfe einer Ausstiegsklausel kehrt er nun zu seinem Jugendverein Zalgiris Kaunas zurück. „Das war leider zu erwarten“, sagt Baldi. Weder finanziell noch sportlich kann Alba mit dem litauischen Serienmeister mithalten. In der vergangenen Saison wurde Zalgiris in der Euroleague Dritter.
Die Banner unter dem Hallendach lassen keine Zweifel zu: Alba Berlin gehört mit acht Meisterschaften und neun Pokalsiegen zu den erfolgreichsten Basketball-Klubs des Landes. Der letzte Meistertitel liegt jedoch schon zehn Jahre zurück. Wir wagen einen Blick in die erfolgreiche Vergangenheit.
Foto: Matthias Koch/imagoNach vier Finalniederlagen in sechs Jahren platzt 1997 endlich der Knoten. Alba gewinnt erst den Pokal und dann gegen Bonn auch noch die erste Meisterschaft. Auch damals schon dabei: der Albatros.
Foto: Kosecki/imagoGroßen Anteil am Titel hatte Wendell Alexis. Der "Iceman" kam 1996 aus Frankreich und wurde in Berlin auf Anhieb zum Leistungsträger und MVP.
Foto: Bernd Settnik/dpaAuch der heutige Alba-Vizepräsident war damals aktiv dabei. Henning Harnisch wechselte 1996 aus Leverkusen nach Berlin und setzte seinen Lauf einfach fort. Mit Alba holte "Flying Henning" seine Meisterschaften acht und neun.
Foto: Bernd Settnik/dpaDie Feierlichkeiten hatten es offensichtlich in sich. Der spätere Alba-Trainer Sasa Obradovic sieht bei der offiziellen Meisterfeier mit den Fans am Tag nach dem letzten Spiel ziemlich mitgenommen aus.
Foto: Bernd Settnik/dpa1998 verteidigte Alba den Titel souverän. Im Finale siegen die Berliner 3:0 gegen Ulm – und Manager Marco Baldi gönnt sich erst mal eine Zigarre.
Foto: Camera 4 /ImagoEin Jahr später geht es im Finale gegen Bonn deutlich knapper zu. Die Meisterschaft entscheidet sich erst in Spiel fünf und Alba gewinnt zum dritten Mal in Folge den Titel.
Foto: Bernd Settnik/dpaDa freut sich natürlich auch der Chef. Svetislav Pesic trainierte Alba von 1993 sieben Jahre lang und holte dabei vier Meisterschaften.
Foto: Bernd Settnik/dpaPesic' Sohn Marko spielte ebenso weiter in der Meistermannschaft wie ...
Foto: Bernd Settnik/dpa... Wendell Alexis, der es sich mit der Meistertrophäe in der Kabine gut gehen lässt.
Foto: Camera 4/imagoDas neue Jahrtausend beginnt in der Basketball-Bundesliga so, wie das alte geendet hatte. Patrick Femerling erfrischt seine Mitspieler nach der vierten Meisterschaft in Folge mit einer Sektdusche.
Foto: Bernd Settnik/dpaIm Finale gegen Leverkusen haben Geert Hammink und ...
Foto: Bernd Settnik/dpa... Jörg Lütcke und Co. kaum Schwierigkeiten. Alba siegt 3:0.
Foto: Bernd Settnik/dpaAdemola Okulaja feiert mit den Fans.
Foto: Bernd Settnik/dpaUnd 2001 geht die große Meisterparty einfach weiter. Wendell Alexis zeigen es an: Es ist der fünfte Titel in Folge.
Foto: Bernd Settnik/dpaFür Svetislav Pesic hat mittlerweile der vorherige Jugendtrainer Emir Mutapcic übernommen, an der Dominanz der Berliner ändert das aber nichts.
Foto: Bernd Settnik/dpaDerrick Phelps und sein Team gewinnen im Finale 3:0 gegen Bonn.
Foto: Bernd Settnik/dpaDie zwei haben Routine. 2002 holen Henrik Rödl und Marko Pesic den Titel erneut nach Berlin.
Foto: Martin Athenstädt/dpaAuch Wendell Alexis ist seit der ersten Meisterschaft dabei. 2002 muss er Alba schließlich nach sechs Titeln in Folge verlassen.
Foto: Martin_Athenstädt/dpaIm Gegensatz zu Alexis steht Nino Garris erst am Beginn seiner Karriere.
Foto: Bernd Settnik/dpa2003 endet Albas Siegesserie mit der siebten Meisterschaft. Marko Pesic und ...
Foto: Miguel Villagran/dpa... Mithat Demirel freuen sich über den 3:0-Sieg im Finale gegen Bamberg. Zuvor hatte sich Alba aber schon sehr schwer getan.
Foto: Miguel Villagran/dpaDejuan Collins fiel lange aus, auch Rödl verletzte sich. Das Ende der Alba-Ära deutet sich an.
Foto: Bernd Settnik/dpaErst 2008 holen die Berliner den Titel zurück in die Hauptstadt.
Foto: Felix Heyder/dpaUnter Trainer Luka Pavicevic gewinnt Alba die achte und bis heute letzte deutsche Meisterschaft.
Foto: Carmen Jaspersen/dpaGegen Bonn ist Julius Jenkins der überragende Mann. Im vierten Finalspiel sichert er Alba mit 30 Punkten den Sieg und damit die Meisterschaft.
Foto: Soeren Stache/dpaDa freuen sich natürlich auch Goran Nikolic, Patrick Femerling, Bobby Brown und Immanuel McElroy.
Foto: Soeren Stache/dpaNeben Grigonis verlassen auch Spencer Butterfield, Akeem Vargas, Bogdan Radosavljevic und der kaum eingesetzte Steve Vasturia den Klub. „Den Kern der Mannschaft wollten wir zusammenhalten und das haben wir geschafft“, sagt Baldi. Die vier Neuzugänge seien wichtige „Auffrischungen“, hätten durch ihr Alter zwischen 23 und 26 Jahren viel Entwicklungspotenzial und passten zum Stil von Alba.
Ein Platz für die Jugend
Johannes Thiemann kommt aus Ludwigsburg und ersetzt Radosavljevic auf der Center-Position. Grigonis Abgang soll dessen Landsmann Rokas Giedraitis auffangen, während der deutsche A2-Nationalspieler Kenneth Ogbe und der Isländer Martin Hermannsson die Planstellen von Butterfield und Vargas einnehmen. Der zwölfte Platz im Kader ist nach wie vor für einen Nachwuchsspieler reserviert. Auf diesem Wege kamen bereits Bennet Hundt, Jonas Mattisseck, Hendrik Drescher und Franz Wagner zu einigen Einsätzen.
„Die letzte Saison hat uns extrem geholfen“, sagt Baldi. Unter Trainer Aito Garcia Reneses hat der Klub seine Anziehungskraft für talentierte Spieler noch weiter verstärkt. „ Jungs wie Thiemann und Ogbe sehen, dass sie bei uns in ihrer Entwicklung weiterkommen können.“
Auch wenn sich erst noch zeigen muss, wie sich die Neuzugänge einfinden, ist Baldi zuversichtlich für die neue Saison. Im Gegensatz zum vergangenen Sommer, als das Trainerteam und große Teile der Mannschaft neu waren, ist nun bereits eine solide Basis vorhanden. Sieben Spieler aus dem Vorjahresteam sind weiter dabei. MVP Luke Sikma wird das Team erneut anführen. Dazu kommen mit Siva und Clifford zwei weitere Starter aus der vergangenen Saison sowie Saibou, Niels Giffey, Stefan Peno und Tim Schneider. „Wir fangen nicht bei Null an“, sagt Baldi.
Alba erhöht das Budget
Dabei geholfen hat auch eine weitere Erhöhung des Budgets. Das liegt zwar weiter deutlich unter dem von Double-Gewinner Bayern München und laut Baldi trotz der Einsparungen auch unter dem der Bamberger, der Schritt sei aber zwingend notwendig gewesen. „Wenn man ein erfolgreiches Team zusammenhalten will, muss man finanziell zulegen können“, sagt Baldi. Grigonis konnten die Berliner dennoch nicht halten, solche Rückschläge gehen aber zuweilen mit dem Erfolg einher. „Die letzte Saison war außergewöhnlich“, sagt Baldi. „Ich hoffe, wir können daran anknüpfen.“