zum Hauptinhalt
Daniel Frahn (vorne) wurde zumindest von den heimischen Fans gut aufgenommen.

© Sebastian Gabsch/PNN

Vom Chemnitzer FC zum SV Babelsberg: Daniel Frahn hat die Chance verdient

Daniel Frahns Wechsel wird viel kritisiert. Aber gerade die Babelsberger könnten ihm dabei helfen, Abstand von der rechten Szene zu gewinnen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von David Joram

Er ist wieder da. So heißt Timur Vermes' beliebter Roman, der eine gruselige Adolf-Hitler-Satire aus dem Jahr 2011 erzählt. Der Text handelt davon, dass er, der Gröfaz, eben wieder da ist - und erschreckenderweise genauso verfängt wie in den düsteren Dreißigern.

Wenn seither Personen auftauchen, die eher als Persona non grata denn Persona grata gelten, ist die Überschrift schnell gewählt: Er (oder sie) ist wieder da. Seit Sonntag ist auch der Fußballstürmer Daniel Frahn wieder da. Doch so klar wie im Fall von Vermes' Hitler scheint die Sache nicht zu sein.

Die babelsbergsche Lösung

Fest steht erst einmal nur, dass der Regionalligist SV Babelsberg am Freitagabend Frahn als Neuzugang meldete. Am Sonntag stand der Stürmer dann schon auf dem Platz. Fest steht auch, dass Frahns voriger Arbeitgeber, der Drittligist Chemnitzer FC, sich im August von seinem Kapitän trennte, weil der 32-Jährige Kontakte in die rechtsextreme Szene hatte.

Nun werden Fragen gestellt, etwa diese: Sollte ein mutmaßlich linker Verein wie der SV Babelsberg einen Spieler einstellen, der mutmaßlich eine Nähe zu Rechtsextremen hat. Eine schwierige Frage.

Gegen Frahns Engagement in Potsdam spricht vordergründig, dass die Babelsberger politisch anscheinend das Gegenteil von all jenem bilden, mit dem Frahn sympathisiert. Oder jedenfalls: Mit dem ihm vorgeworfen wird zu sympathisieren.

Es sprechen aber auch einige Punkte für die babelsbergsche Lösung. Zunächst: die rechtliche Seite. Das Arbeitsgericht in Chemnitz hat die fristlose Kündigung seitens des CFC für unwirksam erklärt. Frahn habe sich nicht offenkundig rechtsradikal geäußert. Dieses Urteil sollte respektiert werden.

Zweitens: die soziale Komponente. Dass Frahn in eine eher unvorteilhafte Richtung unterwegs zu sein schien, haben ehemalige Begleiter wie der frühere Chemnitzer Trainer David Bergner ausführlich geschildert. Den Spieler weiter – sehenden Auges – nach rechts absinken zu lassen, bringt aber weder ihm noch der Gesellschaft etwas. Just darin liegt die Hauptaufgabe der Babelsberger; dass sie Frahn auch außerhalb des Platzes Chancen und Möglichkeiten bieten, dass sie ihm demokratische Werte und Normen vermitteln.

Der richtige Ort

So oder so gilt, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Das mag abgedroschen klingen - zumal in Frahns Fall, der laut CFC wohl schon viele Chancen ungenutzt verstreichen ließ, Abstand von der rechten Szene zu gewinnen. Aber gerade bei Frahn könnte der Ortswechsel begünstigend wirken. Er kommt aus Potsdam und hat zwischen 2007 und 2010 bereits in Babelsberg Fußball gespielt.

Dort haben sie einst auch Süleyman Koc erfolgreich mitresozialisiert, der vier Jahre Haft wegen Überfällen auf Spielcasinos bekommen hatte. "Wenn ich daheim in Moabit jemanden von der alten Clique sehe, grüße ich und gehe weiter", sagte Koc später mal.

In Frahns Fall wäre niemandem geholfen, wenn der Fußballer im braunen Sumpf enden würde – außer jenen, die bereits viel zu tief darin versunken sind. Allen anderen sollte die demokratische Gesellschaft eine helfende Hand ausstrecken – so wie das der SV Babelsberg nun tut. Jetzt muss Daniel Frahn nur noch zupacken. Dann könnten sich auch die kritischen Stimmen freuen, dass er wieder da ist.

Zur Startseite