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Uwe Krupp steht vor dem Abschied.

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Update

Zerwürfnis mit der Klubführung: Warum Trainer Uwe Krupp die Eisbären verlässt

Die Eisbären haben zu lange mit einem Vertragsangebot an Trainer Uwe Krupp gewartet - und ihn damit brüskiert. Jetzt geht er.

Es war kurz vor 23 Uhr, als Uwe Krupp am Donnerstagabend einen ungebetenen Gast in den Kellergängen der Olympia- Eishalle nachdrücklich bat, das Gebäude zu verlassen. Der aufdringliche Fan hatte sich in den Trakt vor der Kabine der Eisbären hineingeschummelt und wollte nun ein Selfie mit dem Berliner Trainer. Nachdem der Ordnungsdienst den Herrn zum Ausgang gezwungen hatte, schüttelte Krupp den Kopf, lachte. „Wie ist der bloß hier reingekommen?“, sagte der gebürtige Kölner.

Sein Zungenschlag verriet in diesem Moment seine rheinische Herkunft. Das passiert selten bei dem Mann, der viel herumgekommen ist und den es nun wieder einmal nach ein paar Jahren in Berlin in eine neue Umgebung zieht. Wohl deshalb war Krupp am Donnerstagabend in München so gelöst wie lange nicht – trotz der bitteren 3:6-Niederlage im siebten und entscheidenden Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft bei RB München.

Das war die große schöne und traurige Geschichte der Eisbären: Sie hatten sich nach einem 1:3-Rückstand in der Play- off-Serie gegen den übermächtig erscheinenden Meister zurückgekämpft. Aber beim großen Finale waren sie überfordert und verpassten es, der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eine Atempause in der Dauerregentschaft des Red-Bull- Teams zu gönnen. Für die Mannschaft von Trainer Don Jackson war es der dritte Titel in Folge. Uwe Krupp kann da nur neidisch werden, zum dritten Mal hat er ein Finale in der Liga verloren, zum zweiten Mal eines gegen Jackson. Mit den Kölner Haien war Krupp einst an den Eisbären gescheitert, bei der jüngsten Berliner Meisterschaft aus dem Jahr 2013. Uwe Krupp kam im Dezember 2014 nach Berlin.

Der ehemalige Nationaltrainer brachte das Team jede Saison ein Stück weiter, und er hätte es auch gerne noch ein Jahr weiter versucht bei den Eisbären. Hätte ihm der Klub im November einen neuen Vertrag angeboten, dann hätte er den unterschrieben. Aber die Eisbären haben gezögert und gezaudert. Sie konnten mit dem Wesen ihres Trainers wohl nicht so richtig umgehen. Ein Uwe Krupp hat eben seinen Stolz. Und die Berliner hatten ihm das Gefühl gegeben, nicht so wertvoll zu sein. Ein Vertragsangebot zu Beginn der Play-offs empfand Krupp als „Alibi-Angebot“. Schon vor den Play-offs hatte er mit den Eisbären innerlich abgeschlossen. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn nicht mehr wollten in Berlin.

Kommunikationspannen

Ganz offensichtlich gab es Kommunikationsprobleme zwischen ihm und der Klubführung – das reichte bis zur Zentrale des Imperiums von Klubeigner Anschutz in Los Angeles. Von dort aus regiert ja Luc Robitaille die Eisbären als Aufsichtsratsvorsitzender mit. Nach der Niederlage am Donnerstag wollten die Eisbären den Abgang des Trainers noch nicht bestätigen. Das wirkte ungelenk. Geschäftsführer Peter John Lee sagt: „Wir werden uns zusammensetzen und dann kann alles passieren.“ Krupp hatte zuvor schon gesagt: „Für meinen Vorgänger Jeff Tomlinson und mich war klar, dass in der Nach-Jackson-Ära ein Wandel stattfinden musste hier bei den Eisbären. Der ist vollzogen worden. Wenn du an einigen Stellschrauben drehst, dann kannst du mit der Mannschaft in den nächsten Jahren gut spielen.“ Und welcher Trainer wird mit der Mannschaft gut spielen können? „Keine Ahnung“, sagte Krupp.

Am Freitag vermeldete eine tschechische Sportzeitung bereits, dass Krupp beim Erstligisten Sparta Prag unterschrieben habe. Krupp bestätigte das noch nicht, berichtet aber von „guten Gesprächen“ mit Sparta. Er hatte wohl auch lange an einen kompletten Rückzug ins Privatleben gedacht, eine Wohnung in Florida hat er bereits gekauft, schließlich hat er zwei kleine Kinder. Aber mit 52 Jahren ist ein Trainer ja noch im besten Alter, und Uwe Krupp ist sicher auch zu besessen vom Eishockey, um nur noch zuzuschauen. Da am Donnerstag auch noch Torwart Petri Vehanen per Twitter sein Karriereende verkündete, gibt es nun bei den Eisbären einige Baustellen – nach einer so grandiosen Saison. Am Sonnabend bestätigte der Klub, dass Krupp „einen anderen Weg einschlagen" wolle.

Die Berliner brauchen jetzt einen neuen Torwart und einen Trainer von großem Format, denn Uwe Krupp war auch ein großer Name und strahlte über den Klub hinaus. Und wer weiß: Oft wollen neue Trainer auch neue Co-Trainer. Peter John Lee und Sportdirektor Stéphane Richer haben also eine arbeitsintensive Sommerpause vor sich. Die beginnt nach der Saisonabschlussfeier am Sonnabend (16 Uhr) in der Arena am Ostbahnhof, die für Uwe Krupp zur Abschiedsfeier wird. Und irgendwie verlässt er trotz der Finalniederlage vom Donnerstag als ein gefühlter Gewinner die Eisbären.

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