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Der Ex-Stuttgarter Hannes Wolf (l.) könnte ein Kandidat für die Nachfolge von Nagelsmann sein.

© C. Charisius/P. Steffen/dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (15): Wer folgt auf Julian Nagelsmann?

Die TSG Hoffenheim steht schon in dieser Saison vor der Frage, wer den zu RB Leipzig wechselnden Trainer ersetzen soll. Das könnte zum Problem werden.

Von David Joram

Am 24. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 15: TSG Hoffenheim.

Was hat sich verbessert?

Die TSG Hoffenheim ist direkt für die Champions League qualifiziert! Ein Ausscheiden in der Qualifikation wie in der vergangenen Saison, als die TSG am FC Liverpool scheiterte, muss Mäzen Dietmar Hopp also nicht fürchten. Ansonsten: Hat sich eigentlich nichts verbessert, im Gegenteil. Die besten Spieler hat die TSG allesamt an die Konkurrenz verloren. Sandro Wagner, der bereits in der Winterpause den schönen Kraichgau gen München verließ, eingerechnet, musste der Klub 29 Tore aus der Saison 2017/2018 abgegeben. Der treffsicherste Spieler hieß Mark Uth, erzielte 14 Tore und wechselte zum FC Schalke 04. Zehnmal traf Serge Gnabry für die TSG, er war vom FC Bayern nur ausgeliehen worden und soll ab sofort für die Roten brillieren. Immerhin bleiben die restlichen Torschützen aus der vergangenen Runde den Hoffenheimern wohl erhalten, allen voran Andrej Kramaric (13 Tore), der seinen Vertrag bis 2022 verlängerte. Und Gerüchte um einen vorzeitigen Abgang von Cheftrainer Julian Nagelsmann wird es in dieser Runde, sofern alles nach Plan läuft, auch nicht geben – RB Leipzig sei Dank. In Sachsen übernimmt der 31-Jährige den Trainerposten von Ralf Rangnick – aber erst zur Saison 2019/2020. Womit sich die Frage stellt: Wer folgt bei der TSG auf Nagelsmann? 

Wer sind die Neuen?

Allesamt Spieler, die man kennen kann. Ishak Belfodil zum Beispiel. Spielte zuletzt bei Werder Bremen, dort aber eher keine dominante Rolle. 26 Spiele, vier Tore, eine Vorlage. Nun ja. Ihm bescheinigen sie in Hoffenheim aber Potenzial, genauso wie Rückkehrer Joelinton. Der kickte bereits im blau-weißen Trikot, wurde mangels Klasse (und mit nur einer Bundesliga-Minute im Lebenslauf) jedoch für zwei Jahre an Rapid Wien ausgeliehen. Nun ist er zurück – und gilt als einer der Gewinner der Vorbereitung. „Joelinton – der vergessene Brasilianer“, titelte die Rhein-Neckar-Zeitung, nachdem der Stürmer beim Pokalspiel in Kaiserslautern drei Tore zum 6:1-Auswärtssieg beigesteuert hatte. Ein weiterer Brasilianer – Vicenzo Grifo – hat einst schon beim SC Freiburg nachgewiesen, warum man sich an seine Qualitäten besser erinnern kann. Nach 20 Toren und 26 Vorlagen (in Liga eins und zwei) versuchte er sich bei Borussia Mönchengladbach, kam dort aber nicht wie gewünscht zurecht. Im Badischen soll’s wieder bergauf gehen. Die weiteren Neuzugänge heißen Felipe Pires (Austria Wien), Joshua Brenet (PSV Eindhoven), Kasim Adams (Young Boys Bern) und Leonardo Bittencourt (1. FC Köln). Ansonsten stellt sich die Frage: Wer wird der Neue, der Nagelsmann als Trainer beerbt?

Wer hat das Sagen?

Zu 96 Prozent bestimmt der Quasi-Alleinherscher und So-gut-wie-Klubeigentümer Dietmar Hopp, zu vier Prozent die rund 10 500 Mitglieder der TSG 1899 Hoffenheim (e.V).. So jedenfalls sind die Stimmanteile an der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH verteilt. Das sportliche Sagen hat: Julian Nagelsmann. Noch. Wobei sich die Frage stellt: Wer wird nach ihm die Aufstellung bestimmen?

Was erwarten die Fans?

Vermutlich tolle, aber auch lehrreiche Champions-League-Abende in der Sinsheimer Arena. Weil die TSG international so gewichtig ist wie ein aufgeweichter Regenwurm, droht eine – wie heißt es doch so schaurig-schön – „Todesgruppe“. In dieser zu überleben und gleichzeitig in der Bundesliga wieder einen Spitzenplatz zu belegen, wird die vorerst letzte große Aufgabe von Julian Nagelsmann in Hoffenheim sein. Falls er sie meistert, dürfte es sein Nachfolger noch schwerer haben. Wer das sein könnte? Gute Frage!

Was ist in dieser Saison möglich?

Der dritte Tabellenplatz, auch begünstigt durch schwächelnde Dortmunder und Leipziger, dürfte für die TSG schwer zu verteidigen sein. Dafür hat der Kader wie eingangs erwähnt zu viel Qualität verloren. Um die Plätze vier bis sechs, die ebenfalls für die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb berechtigen, sollte der Kader indes ausreichen. Erst recht, wenn es Joel inten schafft, Mark Uth zu ersetzen, Grifo wieder zu alter Stärke findet und die bisherigen Leistungsträger erneut ihre Klasse einbringen können. Wie viel mehr möglich ist, hängt primär mit Julian Nagelsmann zusammen. Angesichts seines sicheren Abgangs muss er auf etwaige Befindlichkeiten seiner Spieler keine Rücksicht mehr nehmen und kann noch strenger als ohnehin schon auf das Leistungsprinzip setzen. Umgekehrt werden die Spieler wohl kaum für Nagelsmann den Kopf hinhalten, sollte das Team in eine Krise geraten. Dann könnte sich die Frage nach Nagelsmanns Nachfolge schneller stellen als geplant.

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Und sonst?

Droht der TSG ein veritabler Fehlstart. Am kommenden Freitag wollen die Hoffenheimer beim FC Bayern zwar so auftreten wie zuletzt die SV Drochtersen/Assel im Pokalspiel gegen die Münchner – eine Niederlage wird's trotzdem setzen. Dann folgt das schwere badische Derby gegen Freiburg, anschließend die Auswärtsfahrt zum euphorisierten Aufsteiger Düsseldorf – und am vierten Spieltag kommt der Favre-BVB. Gut möglich, dass es nach dann vier Niederlagen schon keine Nagelsmänner mehr gibt. Und wer macht’s dann? Ralph Hasenhüttl? Markus Weinzierl? Hannes Wolf? Peter Stöger? Markus Gisdol? Es bleibt spannend.

Bisher erschienen: 1. FC NürnbergFortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg, SC Freiburg, FSV Mainz 05, Hannover 96FC Augsburg, Werder BremenHertha BSCBorussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, VfB StuttgartRB Leipzig, Bayer Leverkusen. Nächste Folge: Borussia Dortmund.

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