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Geräumig und gediegen. Das Restaurant Charlotte & Fritz im Regent Hotel am Gendarmenmarkt.

© promo/Regent Hotels

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Gediegen dinieren im Charlotte & Fritz

Der Esscode „Casual“ steht im Restaurant des Regent-Hotels nicht für preiswerten Genuss. Lecker ist es trotzdem.

Als wir vor ziemlich genau 30 Jahren anfingen mit den Restaurantkritiken im Tagesspiegel, war der Ort, an dem wir uns nun auf luxuriösen Polstermöbeln niederlassen, für die meisten Berliner noch Terra Incognita im einstigen Ost-Berlin, abgetrennt durch die Mauer. Gegenstand meiner ersten Restaurantkritik war das Kempinski-Eck am Ku’damm. Auch Bernd Matthies hatte sich damals für die erste Kritik mit dem Harlekin ein Hotelrestaurant vorgenommen.

Jetzt also Mitte. Hier im Regent wurde gerade mit dem neuen Küchenchef Jörg Lawerenz ein Konzept umgesetzt, das mir auf den ersten Blick nicht einleuchtete. Einerseits verzichten sie neuerdings auf Sterne-Küche, andererseits kosten die meisten Hauptgerichte trotzdem um die 50 Euro. Man sitzt angenehm in dem plüschig geräumigen Ambiente. Anthurien und schlichte Windlichter auf den nun nicht mehr weiß gedeckten Tischen veredeln den atmosphärisch gewollten Code „Casual“.

Kronleuchter, Beethoven-Büste und plüschiges Ambiente

„Wir haben allerdings kein Huhn darauf“, warnte der Kellner, wohl auch angesichts der stolz aufgerufenen 16 Euro für den Caesar Salad. Aber auch ohne Fleischbeilage war dieser Salat wirklich jeden Cent wert. Die Salatblätter waren schön klein geschnitten und in reichlich Dressing von bester Qualität gewälzt, dazu passten exzellenter gehobelter Käse und superkrosse Brotwürfelchen. An Vergleichsmöglichkeiten fehlt es mir, wie treue Leser wissen, nicht, dies ist mein aktueller Favorit, weil die Zutaten einfach alle makellos und genau richtig dosiert waren. Auch Ceviche von der Gelbflossenmakrele mit sehr gekonnten säuerlichen aber nicht schmerzhaft sauren schaumigen Zitrusaromen war köstlich. Dazu passte sehr gut der Papayasalat, der die sommerlich fruchtigen Akzente betonte und aus dem Hauch einer Vorspeise ein richtiges Gericht machte (22 Euro).

Soweit zum Kleinen & Knackigen. Vor dem Großen muss man sich nicht fürchten, die Portionen sind zu bewältigen. Der Lammrücken mit seiner raffiniert gewürzten Kruste war optimal zart. Dazu gab es blasse Kartoffelwürfel, gute Artischocken, Bratenjus aus der silbernen Sauciere und einen dezenten Rosmarinduft, der über allem lag (48 Euro). Dass man theoretisch Wert auf feinstes Fleisch legt, ist schon beruhigend. Aber man schmeckt es auch. Zweierlei vom Maishuhn hatte noch den schönen Eigengeschmack, der an die Sonntagshühnchen der frühen Jahre erinnerte. Dazu gab es goldbraune Polentawürfel und zwei gebackene Romanasalatherzen, was einfach, aber durchaus originell wirkte (36 Euro).

Die Küche hält das hohe Niveau - auch bei den Preisen

Beim Dessert folgten wir der Empfehlung der Küche, die frischen Baba-Rumkuchen zu bieten hatte. Der war in Gestalt eines Miniatur-Gugelhupfs auch wirklich gut, schon optisch, weil mit zwei essbaren Sommerblümchen und Kräutern dekoriert, innen erwies er sich als extrem saftig. Hier addierte der Galgant-Schaum einen aparten Heilkräutergeschmack. Sehr verführerisch stand der Käsewagen in der Gegend herum mit einer Auswahl von Fritz Blomeyer.

Die Preise. Seufz. Die aktuellen Weinempfehlungen lagen bei rund 75 Euro für die Flasche. Im internationalen Vergleich ist das okay, aber wenn man ein paar Berliner unter die Hotelgäste mischen möchte, wofür die Tatsache spricht, dass ein zusätzlicher Eingang zur Französischen Straße das Restaurant ja eigens in die Stadt öffnet, dann sollte man zu dem griechischen Pop-Art-Wein von Lykos, der mit 28 Euro die untere Grenze des Preissegments markierte, noch ein paar Geschwister einkaufen. Mit seinen fast ironisch anmutenden Geschmackszitaten eines sehr feinen Retsina verbreitete er nicht nur jugendlichen Charme. Er war zudem ein überraschend anregender Begleiter zu einem exzellenten Essen und ein überzeugender Beweis dafür, dass Gutes nicht unbedingt teuer sein muss.

Charlotte & Fritz, Regent Hotel, Charlottenstraße 49, Mitte, Tel. 20 33 63 63, geöffnet Di – Sa 12 – 14 und 18 – 22.30 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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