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Breit gestreut. Die automatisierte Anlageberatung setzt meist auf ETF, börsengehandelte Indexfonds, die die Risiken verteilen.

© picture alliance / dpa

Automatisierte Anlageberatung: Wenn Maschinen Geld anlegen

Robo Advisor verzichten auf Filialen und Beratung – dafür sind sie günstig und transparent.

Lars Reiner dürfte schmunzeln. Die Deutsche Bank, sein ehemaliger Arbeitgeber, ist unlängst auf den Zug aufgesprungen und hat sich zum Robo Advisor aufgeschwungen – mit einer App. Dahinter steckt eine automatisierte Anlageberatung sozusagen per Roboter. Seit Längerem werden solche Konzepte von jungen Firmen und Start-ups im Geschäft mit der Anlageberatung im Internet umgesetzt.

Dabei werden mit wenigen Fragen das Anlageprofil der Kunden geklärt und automatisierte Anlagestrategien vorgeschlagen – zu günstigen Konditionen. So wie bei Reiners Firma Ginmon. Sie ist eine von vielen, die Banken und Vermögensverwaltern das Leben schwer machen. Der Zulauf ist beträchtlich. Aber Experten empfehlen: genau hinschauen.

Individuelle Beratung: Fehlanzeige

In Zeiten von null Prozent Zinsen suchen Anleger nach Konzepten, die einen soliden Ertrag garantieren, und das möglichst einfach und kostengünstig. Dies hat Reiner erkannt. Mehrere Jahre lang hat sich der 28-Jährige bei der Deutschen Bank mit der Vermögensverwaltung beschäftigt und Produkte entwickelt, die, wie er sagt, eher an den Gewinnen der Bank als an den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet waren. 2014 hat es ihm gereicht.

Während des Studiums hatte er sich mit Konzepten einer simplen und nachhaltigen Geldanlage beschäftigt. Er kündigte, gründete mit Mitstreitern Ginmon, sitzt heute krawattenlos mit offenem Hemd und Jeans am Computer und kommuniziert mit den Kunden übers Internet. Prinzip: eine einfache Anlagestrategie („Das passt für 90 Prozent der Anleger“), über passiv gemanagte Fonds Zugang zu 10 000 Wertpapieren, niedrige Gebühren, Abwicklung über das Internet, keine Filialen. Und keine individuelle Beratung. Seit April ist Ginmon online, in drei Jahren soll es schwarze Zahlen geben.

Erfolgs-Garantien gibt es nicht

Vaamo, Easyfolio, Quirion, Scalable Capital oder Cashboard sind andere der mittlerweile zahlreichen Robo Advisor, die um jüngere Kunden buhlen, aber auch um Anleger, die Bequemlichkeit schätzen und sich nicht selbst im Detail um ihre Geldanlage kümmern wollen oder können. Wer im Internet bei einem Robo Advisor landet, muss zunächst einige Fragen beantworten. Sparziele? Monatliche Sparrate? Anlagezeitraum? Risikoneigung?

Danach schlagen die Robo Advisor vor, wie das Geld angelegt werden sollte. Mitunter geht das mit einem Sparbetrag von zehn Euro im Monat, andere fordern als Mindestanlage 5000 oder 10 000 Euro.

Meist werden standardisierte Anlagestrategien vorgeschlagen. Angelegt wird das Geld meist in passiv gehandelten Fonds, sogenannte ETFs, und so indirekt in weltweit Tausende von Wertpapieren. Oft stehen hinter den Strategien wissenschaftliche Konzepte, ausgetüftelt und begleitet von Hochschulprofessoren. Versprochen werden Renditen zwischen vier und sieben Prozent. Garantien gibt es natürlich nicht.

Kaum Gefahren für Kunden

Die Gebühren liegen zwischen etwa 0,5 und 1,4 Prozent des verwalteten Vermögens pro Jahr. Das ist erheblich weniger als bei Vermögensverwaltern, bei der Bank oder Sparkasse. Und es soll auch günstiger sein als bei Online-Banken und -Brokern. Günstiger sind die Robo Advisor, weil sie kaum Personal brauchen, keine Filialen betreiben. Sie fungieren als Vermittler, nehmen keine Einlagen entgegen, geben keine Kredite aus.

Deswegen brauchen sie keine Banklizenz und Geschäftserlaubnis der Finanzaufsicht Bafin. Aber sie müssen mit Banken zusammenarbeiten, die für sie die Verwaltung der Kundengelder übernehmen. Weil es sich bei ETF um Sondervermögen handelt, sind die Kunden gegen eine mögliche Pleite des Robo Advisors geschützt, der keinen Zugriff auf das Kundengeld hat. Zudem gehören Banken der Einlagensicherung an.

Wie vieles in der Finanzszene ist die Welle der Robo Advisors aus den USA nach Europa und nach Deutschland geschwappt. Das 2010 gegründete US-Unternehmen Betterment gilt als Pionier. Es verwaltet mittlerweile Kundenvermögen von mehr als 2,2 Milliarden Dollar.

Durchaus nützlich

Hierzulande hat sich das gemeinnützige Finanzportal Finanztip die Robo Advisors gerade genau angeschaut, zumal mitunter Kritik laut wird, es handele sich um „digitale Drückerkolonnen“. Finanztip kommt aber zu einem positiven Urteil. Bequeme Anleger oder jene mit wenig Zeit sieht man bei Ginmon oder Vaamo durchaus gut aufgehoben. Die Kosten für Beratung, Kauf der ETFs und die regelmäßige Überprüfung der Strategie seien deutlich niedriger als bei einer Bank oder Sparkasse.

Aber Manuel Kayl, Experte bei Finanztip, verweist auch auf ein etabliertes Angebot: den Arero-Fonds des Mannheimer Finanzprofessors Martin Weber, der Anlegergeld ebenfalls breit streut und mit einer Gebühr von 0,5 Prozent ebenfalls günstig sei. Notwendig ist hier allerdings ein Wertpapierdepot bei einer Bank.

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