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Dunkle Wolken: Die Commerzbank fliegt aus dem Dax raus.

© dpa

Dax-Aus für Commerzbank: Die Schwäche der deutschen Banken ist besorgniserregend

Der Dax-Abstieg der Commerzbank schadet dem Finanzstandort Deutschland massiv. Und keiner weiß, wie man wieder leistungsfähige Großbanken bekommt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Ein Unternehmen, das im Dax ist, hat es geschafft. Es gehört zu den 30 deutschen Firmen, auf die die Welt blickt. Die das Bild der deutschen Wirtschaft prägen. Die Commerzbank gehört ab Ende September nicht mehr zu diesem Club. Sie ist raus, nach 30 Jahren. Ausgerechnet aus dem Dax gedrängt von einem Techkonzern, der auf Finanzgeschäfte spezialisiert ist.

Die Commerzbank verliert dadurch ein weiteres Stück an Bedeutung – und mit ihr die deutsche Bankenlandschaft. Denn auch wenn die Deutsche Bank vorerst in der ersten Börsenliga vertreten bleibt, so fliegt auch sie aus dem Club der 50 wichtigsten Aktien der Euro-Zone. Wäre die Deutsche Bank ein Fußballverein, hieße das: In der Bundesliga kann sie noch mitspielen, für die Champions League reicht es nicht mehr.

Dieser Abstieg der deutschen Banken steht im krassen Gegensatz zum Erfolg der übrigen Wirtschaft. Denn den deutschen Unternehmen geht es gut. So gut, dass man sich im Ausland bereits über ihre Stärke beschwert, weil sie so viele Waren in alle Welt verkaufen. Deutschland ist mit seinen vielen Mittelständlern ein Land der Champions – dem aber die Banken-Champions abhanden kommen. Ausgerechnet.

Schließlich brauchen die Unternehmen große, starke Geldinstitute, wenn sie ins Ausland gehen wollen. Wenn sie einen Börsengang planen. Wenn sie mit anderen Konzernen fusionieren wollen. Müssten sie dabei stets auf US-Banken ausweichen, wäre das nicht nur peinlich. Es würde die deutsche Wirtschaft auch noch sehr viel abhängiger von den USA machen, was keiner wollen kann – allein schon aufgrund des andauernden Handelsstreits.

Die Schwäche der deutschen Banken ist zum Teil hausgemacht

Einsehen muss man dabei allerdings: Die Schwäche der deutschen Banken ist zum Teil hausgemacht. Denn sie hat nicht nur mit Fehlern in den Instituten zu tun, mit hohen Kosten, schlechter IT oder schwachen Aktienkursen. Vielmehr liegt sie auch an der Reaktion der Bundesregierung auf die Finanzkrise vor zehn Jahren. In Washington hat man damals nicht lange gefackelt: Banken wurden mit Staatsgeld gerettet, zur Kapitalaufnahme gezwungen oder knallhart abgewickelt. In Berlin dagegen war die Politik zurückhaltender.

Nur die Commerzbank wurde teilverstaatlicht, weil das nach der Übernahme der Dresdner Bank nicht anders ging. Peer Steinbrück, SPD-Mann und damals Finanzminister, gibt heute zu: „Vielleicht hätten wir doch mehr Banken verstaatlichen oder zwangskapitalisieren sollen.“ Eine späte Einsicht. Heute stimmen nicht nur er, sondern auch viele andere zu, wenn CDU-Fraktionschef Volker Kauder sagt: „Wir müssen uns überlegen, wie wir in Deutschland wieder leistungsfähige Großbanken bekommen.“

Das Problem ist nur: Keiner weiß, wie das gelingen soll. Vermutlich aus Verlegenheit wird derzeit gedanklich mal wieder eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank durchgespielt. Dabei ist auch das keine Lösung. Zumindest nicht solange die Institute ihre vielen Einzelprobleme nicht in den Griff bekommen. Die Deutsche Bank zum Beispiel hat gerade erst die Postbank integriert, viele Posten aber noch doppelt besetzt.

Ein Zusammenschluss mit der Commerzbank wäre da zu früh. Zumal die eigene Baustellen hat, etwa im Firmenkundengeschäft, das schlechter als erwartet läuft. Mit einer Fusion würden da aus vielen kleinen Problemen nur ein großes. So frustrierend das ist: Zu alter Stärke finden die Banken so nicht zurück.

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