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Das Pantoffel-Prinzip der Geldanlage.

© doris spiekermann-klaas

Geldanlage: Das Pantoffel-Portfolio

Die Stiftung Warentest hat eine einfache, rentable und und kostengünstige Geldanlage entwickelt. Was das für den Sparer bringt.

Ein Depot erfolgreich zu managen sei ebenso kompliziert wie ein erfolgreiches Unternehmen zu managen, sagen die einen. Man brauche nicht nur umfangreiches Wissen über die Aktienmärkte, die Funktionsweise von Anleihen, Rohstoffen oder Geldmärkten, sondern auch viel Zeit fürs Management. Falsch, sagen die anderen. Im Prinzip sei eine erfolgreiche Geldanlage viel einfacher als gedacht und von jedem mit etwas Grundwissen und Geduld zu schaffen. Auch dass man viel Arbeit habe mit dem Management seines Depots, sei nichts als eine Mär. Den Beweis dafür wollen die Verbraucherschützer der Stiftung Warentest mit ihrem „Pantoffel-Portfolio“ antreten. Der Name soll deutlich machen, dass die Geldanlage schlicht, bequem und pflegeleicht sei wie ein Pantoffel.

Doch wie sehen die Pantoffeln genau aus? Zunächst müsse der Anleger sich selbst einordnen, heißt es bei den Finanztestern: Bin ich der sicherheitsorientierte Typ? Der Ausgewogene? Oder der Risikofreudige? Notwendig ist das, weil jedes Pantoffel-Depot einen sicheren und einen chancenreichen Teil enthält und sich die Risikoneigung direkt auf deren Gewichtung auswirkt. So wird der eher ängstliche Anleger in seinen Pantoffeln einen 75-prozentigen Anteil Euro-Staatsanleihen haben, der ausgewogene nur 50 und der mutige sogar nur 25 Prozent. Der Rest besteht entweder aus europäischen, deutschen oder weltweiten Aktien, aus Substanzaktien oder aus Wachstumswerten, je nach Interesse des Anlegers auch garniert mit einem fünfprozentigen Depotanteil in Rohstoffen, Öko-Anlagen oder in Schwellenländern.

Der risikofreudige Anleger ergänzt sein Anleihe-Viertel entsprechend mit drei Viertel europäischen oder weltweiten Aktien und garniert es gegebenenfalls mit 15 Prozent Rohstoffen oder 15 Prozent Schwellenländer-Aktien. Entscheidend ist dabei: gekauft werden nicht einzelne Anleihen und Aktien, sondern passive Fonds (Exchange Traded Funds, ETF), deren Erfolg nicht vom guten Näschen eines Managers abhängig ist. Die Wertentwicklung ist vielmehr exakt so gut wie der gesamte Markt, den ein Manager ohnehin nur mit Glück und zu höheren Kosten schlagen kann. Während in den ETF meist nur 0,5 Prozent jährlich an Kosten abgezogen werden, sind es bei aktiv gemanagten Fonds oft zwei Prozent oder mehr.

Stiftung Warentest macht es für den Anleger einfach

Weil viele Anleger gerade bei der Auswahl der richtigen Papiere aus Hunderten Fonds passen müssen, haben die Verbraucherschützer eine Vorauswahl getroffen, aus der der Investor nach eigenem Gusto kaufen könne, solange die Gewichtung beibehalten werde, sagen die Tester. Ein Kernbestandteil ist beispielsweise der Weltindex MSCI World, den alle Anbieter von ETF im Programm haben, also zum Beispiel ishares (Blackrock), Lyxor (Société Générale), db x-trackers (Deutsche Bank), comstage (Commerzbank), Powershares (Invesco) und viele andere. Der MSCI World umfasst 1600 Aktien aus 23 Ländern. Für den sicheren Teil des Pantoffels könnte der Anleger beispielsweise auf den db x-trackers iBoxx Euro Sovereigns Eurozone setzen, ein Papier, das auf Staatsanleihen aus elf Ländern der Eurozone setzt. Oder er bevorzugt Tagesgeld, das womöglich in den kommenden Jahren höher verzinst sein wird als derzeit.

Die Finanztester empfehlen, die Aufteilung der Anlagesumme auf die unterschiedlichen Komponenten einmal im Jahr zu prüfen, aber nur dann anzupassen, wenn ein Element mehr als 20 Prozent von seiner ursprünglichen Gewichtung abweicht. Ist also der Aktienanteil in einem Jahr von 50 auf 60 Prozent gestiegen und der Anleiheanteil von 50 auf 40 Prozent gesunken, dann müsste er mehr Anleihe-ETF nachkaufen und Aktien-ETF verkaufen, um wieder die ursprüngliche Aufteilung zu erreichen. Diesen Ausgleich nennt man Rebalancing.

In den vergangenen fünf Jahren, haben die Tester gerade vorgerechnet, waren alle Pantoffeln nicht nur bequem, sondern auch schnell unterwegs: In der ausgewogenen Variante verhalfen sie dem Anleger zu einer jährlichen Performance zwischen 5,7 und 8,2 Prozent – je nachdem, welche Variante er wählte: weltweite Aktien, die zusammen mit dem Anleiheanteil das beste Ergebnis ablieferten oder Substanzpapiere und Bonds, die mit 5,7 Prozent Plus pro Jahr am schwächsten blieben. Gut liefen auch Pantoffeln mit Öko-Einschlag (plus 8,0 Pro Jahr) und die „Tiger“-Pantoffeln mit einem Schwellenländer-Anteil (plus 7,8 pro Jahr). Dabei mussten die Anleger durchaus auch die eine oder andere negative Jahresrendite hinnehmen.

Kleine Raten, relativ großes Vermögen

Ein weiter zurückgerechnetes Beispiel der Stiftung Warentest zeigt, welches Vermögen eine Anlegerin heute hätte, wenn sie ab 1970 mit 35 Jahren jeden Monat 200 Euro in ein ausgewogenes Pantoffel-Portfolio gesteckt hätte. Bis zum 65. Lebensjahr wären 418.000 Euro zusammengekommen, von denen sie nur 72.000 direkt angespart hätte. Selbst wenn sie ab 65 jeden Monat eine Rente von 1700 Euro entnommen hätte, lägen im Depot der heute 83-Jährigen immer noch fast 100.000 Euro. Hat der Anleger einmal seine Wunsch-Pantoffeln gefunden, muss er sich allerdings selbst um ein Depot und den Kauf der Fonds und die notwendigen Fondssparpläne kümmern. Wer Kunde einer Filialbank ist, wird hier zuerst nachfragen wollen. Er müsse aber wissen, betonen die Verbraucherschützer, dass manche Banken immer noch ungerne passive Fonds verkaufen, da sie an diesen Papieren am wenigsten verdienen. Häufig sind auch die Depotgebühren bei Filialbanken höher als bei Online-Banken.

Was den Verbraucherschützern besonders wichtig ist: Ihr Pantoffel-Depot passt zu jeder Investmentsumme, für jeden finanziellen Hintergrund und für jedes Alter. Sogar Rentner könnten in ihre Wunsch-Pantoffeln schlüpfen. Wer keine Rücklagen habe, sondern erst mit dem Sparen beginne, könne bereits ab 100 Euro pro Monat mit dem Vermögensaufbau per Pantoffel-Depot beginnen. Wichtig sei aber, neben dem Depot auch eine Summe von etwa zwei bis drei Monatsgehältern auf einem Tagesgeldkonto für Notfälle schnell verfügbar zu haben.

Eine Investmentmischung ganz ohne Mühe haben sich auch andere Anbieter überlegt. So hat der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Martin Weber 2008 einen Fonds entwickelt, der Aktien, Renten und Rohstoffe im Verhältnis 60:25:15 mischt und zweimal pro Jahr die Gewichtung neu überprüft und anpasst. Der „Arero“-Fonds will dem Anleger damit die Qual der Wahl abnehmen. Die Bilanz der vergangenen Dekade: plus sieben Prozent pro Jahr.

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