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Endlich wieder anstoßen nach zwei Jahren Pause: Viele lassen es bei der Weihnachtsfeier nun ruhiger angehen.

© Getty Images/iStockphoto / Vasyl Dolmatov

Gemütliches Abendessen statt Party: Wie Firmen nach Corona Weihnachten feiern

Nach zwei Jahren Coronapause veranstalten wieder mehr Unternehmen Weihnachtsfeiern – allerdings oft in kleinerem Rahmen. Fünf Dax-Konzerne feiern momentan nicht.

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Cocktailbar, DJ und Tanzfläche – beim Outdoor-Bekleidungshersteller Vaude läuft die Weihnachtsfeier wieder so ab wie vor Corona. Es gibt nur einen Unterschied zu früher: Wer noch Bedenken hat, im Innenraum zu feiern, kann sich draußen bei Glühwein vor wärmenden Feuertonnen mit den Kollegen unterhalten.

So wie das baden-württembergische Familienunternehmen wollen wieder viele Firmen eine betriebliche Weihnachtsfeier veranstalten, zeigt eine Handelsblatt-Umfrage unter den 40 Dax-Konzernen und 15 Familienunternehmen.

Wegen der Coronarestriktionen sind Präsenzfeiern in den vergangenen zwei Jahren fast überall ausgefallen. Stattdessen gab es oft virtuelle Alternativen oder Geschenke per Post.

Dieses Jahr darf wieder ohne Maske und mit weniger Abstand gefeiert werden: So veranstalten von den 40 Dax-Unternehmen mit Hannover Rück, Puma und dem Biotech-Unternehmen Qiagen drei Konzerne eine Weihnachtsfeier für die gesamte Belegschaft.

23 weitere Konzerne wie Allianz, Bayer, Continental oder Siemens erlauben ihren Beschäftigten wieder, auf Abteilungs- oder Teamebene zu feiern. In großen Firmen war es schon vor Corona üblich, dass nicht alle Beschäftigte auf einem Fest zusammen sind, sondern in kleineren Gruppen Zeit miteinander verbringen.

Nach über zwei Jahren Pandemie haben Unternehmen einen großen Nachholbedarf bei Weihnachtsfeiern.

Bernd Fritzges, Verband der Veranstaltungsorganisatoren

Es wird zwar gefeiert, doch die betrieblichen Veranstaltungen fallen in diesem Jahr oft kleiner aus als vor der Pandemie. Darunter leiden Gastronomie und Eventbranche, für die die Vorweihnachtszeit traditionell die umsatzstärkste Zeit ist. Mehrere Gastronomen berichten dem Handelsblatt, dass Unternehmen nicht mehr die großen Säle reservieren, sondern Teams und Abteilungen lediglich gemeinsam zu Abend essen würden.

In einer Umfrage der Dehoga bezeichnen nur 55 Prozent der Betriebe die Reservierungen als gut oder befriedigend, 45 Prozent dagegen als schlecht. Dehoga-Präsident Guido Zöllick bleibt dagegen die Hoffnung, dass das Geschäft noch anlaufen könnte, da „Gäste heute viel kurzfristiger buchen“ als früher.

Buchungen bislang verhaltener als vor Covid

Auch die Eventplaner berichten, dass die Buchungen bislang etwas verhaltener seien als vor Covid. Sie könnten aber noch das gleiche Niveau erreichen, so Bernd Fritzges, Vorsitzender des Verbands der Veranstaltungsorganisatoren, in dem Eventprofis aus Unternehmen und deren Dienstleister zusammengeschlossen sind.

Schon vor der Pandemie seien ausschweifende Weihnachtsfeiern mit Tanz rückläufig gewesen. Dieser Trend habe sich aus Angst vor größeren Ansteckungswellen in der Belegschaft verstärkt. Fritzges sagt aber auch: „Nach über zwei Jahren Pandemie haben Unternehmen einen großen Nachholbedarf bei Weihnachtsfeiern.“

Viele Mitarbeiter freuen sich gerade in Krisenzeiten auf die Feiern, weil sie für Kontinuität, Sicherheit und Gemeinschaft stehen.

Hannes Zacher, Arbeitspsychologe

Für viele Mitarbeiter sind sie sogar der Höhepunkt des Jahres. Solche Feste seien ein wichtiges Ritual, um den sozialen Kitt zwischen den Mitarbeitern zu stärken und deren Motivation zu steigern, so Arbeitspsychologe Hannes Zacher. „Viele Mitarbeiter freuen sich gerade in Krisenzeiten auf die Feiern, weil sie für Kontinuität, Sicherheit und Gemeinschaft stehen“, sagt der Experte der Universität Leipzig.

Dass viele betriebliche Weihnachtsfeiern dieses Mal etwas besinnlicher ablaufen, sei kein Problem. „Es geht um die Sache an sich. Werte und Symbole spielen eine größere Rolle als das Materielle – gerade zum Abschluss dieses herausfordernden Jahres.“

BMW und Covestro veranstalten keine Weihnachtsfeiern

Drei Dax-Firmen haben das Fest verschoben. Bei der Telekom „wird es aus Gründen der Planungssicherheit“ keine Feier geben, stattdessen will der Konzern 2023 wieder ein Sommerfest für seine Mitarbeiter organisieren. Zalando hatte bereits diesen Sommer eine unternehmensweite Party veranstaltet und SAP verweist auf sein 50-jähriges Firmenjubiläum, das vor Kurzem groß gefeiert wurde.

Zwei Dax-Unternehmen veranstalten keine Weihnachtsfeiern: Covestro und BMW. Von dem Chemiekonzern heißt es: „Zu Weihnachten gibt es bei uns keine besondere Aktion.“ Und der Münchener Autobauer will so innerbetriebliche Infektionen vermeiden. „Feiern zum Jahresausklang sind rein privat durchzuführen.“

Zwei Dax-Unternehmen veranstalten keine Weihnachtsfeiern: Covestro und BMW.

© REUTERS/Michael Dalder

Arbeitspsychologe Zacher rät Firmen allerdings dazu, wieder betriebliche Weihnachtsfeiern zu veranstalten. Eine Absage könne zu Unverständnis unter den Mitarbeitern führen. Die Feier sorge für einen großen Motivationsgewinn, der Schutz vor Infektionen durch eine Absage sei dagegen überschaubar.

Um das Infektionsrisiko trotzdem möglichst gering zu halten, lassen einige Dax-Konzerne mehr Vorsicht walten. So beschränken die Deutsche Bank und Persil-Hersteller Henkel die Feste auf 100 Personen und setzen einen tagesaktuellen Selbsttest voraus. Auch beim Gesundheitskonzern Merck sollten die Feierfreudigen „grundlegende Hygieneregeln beachten“. Beim Autozulieferer Continental entscheiden die Teams aufgrund der lokalen Begebenheiten über Schutzmaßnahmen.

Wichtiges Event für Familienunternehmen

Auch für Familienunternehmen haben die Weihnachtsfeiern eine große Bedeutung, da vielen Mitarbeitern wie Eigentümern der direkte Kontakt zueinander wichtig ist. So veranstaltet der Schuhhändler Deichmann wieder einen Weihnachtsmarkt in der Essener Zentrale. „In schwierigen Zeiten müssen wir als Unternehmen besonders zusammenhalten. Und Feste zusammen feiern“, betont das Handelsunternehmen. Das schweiße zusammen. Auch der Batteriespezialist Hoppecke oder der Motorenbauer Henkelhausen feiern wieder.

Der Dortmunder Installationstechniker Obo Bettermann hingegen hat seine Weihnachtsfeier samt Ehrung der Jubilare im dritten Jahr in Folge verschoben. Denn bei einer Jahrestagung des Unternehmens in Ungarn war es zu mehreren Coronainfektionen bei Beschäftigten und Kunden gekommen. Deshalb erlaubt das Familienunternehmen nur kleinere Feste auf Team- oder Abteilungsebene.

Groß gefeiert wird hingegen bei der Firma Berner, die mit Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien etwa für Autowerkstätten handelt. Während der Pandemie gab es als Weihnachtsfeiern zwei mehrstündige Radioshows, dieses Mal feiern die 8000 Beschäftigten wieder in Präsenz. An den beiden deutschen Hauptsitzen will das Unternehmen dafür 110 Euro pro Person ausgeben.

So klar wollen sich viele Unternehmen nicht zu ihrem Weihnachtsbudget äußern. Weil die Kosten für Energie oder Rohstoffe an anderer Stelle steigen, dürften einige Unternehmen an der Weihnachtsfeier sparen. SAP lässt seine Weihnachtsfeier auch deshalb ausfallen, um „als Folge der geopolitischen Spannungen“ Energie einzusparen, heißt es aus der Walldorfer Zentrale.

Nicht so beim Triebwerkshersteller MTU: Der Beitrag sei „in diesem Jahr deutlich höher als in den Vorjahren, um auch auf dieser Ebene Dank und Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen“.

Dieser Artikel ist zuerst im Handelsblatt erschienen.

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