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Eva-Lotta Sjöstedt kam vom Möbelkonzern Ikea zu Karstadt.

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Update

Nach nur viereinhalb Monaten: Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt geht

Sie war die Hoffnungsträgerin, sollte für einen Neuanfang der Kaufhauskette stehen: Nun wirft Eva-Lotta Sjöstedt als Karstadt-Chefin mit sofortiger Wirkung hin.

Von Maris Hubschmid

Eva-Lotta Sjöstedt, Geschäftsführerin von Karstadt, verlässt mit sofortiger Wirkung den Warenhauskonzern. Sie habe nicht die nötige Unterstützung durch den Eigentümer Nicolas Berggruen erhalten, um ihre Strategie umzusetzen, schreibt sie in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Unternehmen. "Als ich mich im vergangenen Herbst dazu entschied, nach Essen zu gehen, tat ich dies in fester Annahme, ein angeschlagenes, in einer sehr schwierigen Situation befindliches Unternehmen übernehmen und entwickeln zu dürfen. Diesen Schritt habe ich damals auch deshalb getan, weil mir der Eigentümer der Karstadt Warenhaus GmbH, die Berggruen Holdings, die volle Unterstützung für meine Strategie und meine Investitionspläne für die 83 Warenhäuser zugesagt hat", heißt es im Wortlaut. "Nach eingehender Prüfung, den Erfahrungen der letzten Monate und in genauer Kenntnis der wirtschaftlichen Rahmendaten muss ich nun jedoch feststellen, dass die Voraussetzungen für den von mir angestrebten Weg nicht mehr gegeben sind."

Karstadt steht wirtschaftlich weiter mit dem Rücken zur Wand

Mitarbeiterkreisen zufolge kämpft das Unternehmen weiter mit schlechten Zahlen. Der Konzern äußert sich dazu nicht. Sjöstedt war erst Ende vergangenen Jahres zur Geschäftsführerin berufen worden und hatte ihr Amt Ende Februar angetreten. Die 47-Jährige war vom schwedischen Möbelhauskonzern Ikea abgeworben worden und hatte sich zum Ziel gesetzt, die Onlineaktivitäten der Kaufhauskette auszubauen und besser mit dem Filialgeschäft zu verknüpfen. Außerdem wollte sie stärkere regionale Schwerpunkte setzen.

Für ihren beruflichen Wechsel war die Mutter zweier Kinder nach Essen gezogen, hatte fast täglich Deutschunterricht genommen und nach eigenen Angaben in Vorbereitung auf ihr Amt 47 der 83 Filialen besucht. Experten hatten von vornherein die Befürchtung geäußert, die Konzerneigentümer Nicolas Berggruen und René Benko seien nicht bereit, das notwendige Geld zur Verfügung zu stellen.

Weitz erneut zum Interimschef benannt

Übergangsweise werden nun Finanzchef Miguel Müllenbach und Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz den Konzern leiten, teilte der Vorsitzende des Karstadt-Aufsichtsrates, Stephan Fanderl, am Montagvormittag mit. "Die Organisation der Geschäftsführung werden wir gemeinsam beraten und zeitnah anpassen", erklärte er schriftlich. Weitz, der auch Personalchef ist, hatte bereits vor der Berufung von Frau Sjöstedt die Geschäfte als Interimschef geführt.

"Dieser Schritt kommt für uns überraschend und in sehr schwierigen Zeiten für die Karstadt Warenhaus GmbH. Unser Ziel ist es jetzt, mit dem erfahrenen Management die Sanierung von Karstadt entschlossen und unverzüglich anzugehen", sagt Fanderl. "In der gegenwärtigen Situation dürfen wir uns durch personelle Veränderungen nicht bremsen lassen."

Andauernde Probleme im Konzern

Vor gut fünf Jahren war Arcandor - ehemals KarstadtQuelle - insolvent gegangen, vor dreieinhalb Jahren übernahm der Investor Nicolas Berggruen den Konzern. Sjöstedts Vorgänger Andrew Jennings hatte seinen Vertrag nicht im Sommer 2013 verlängern wollen.

Mitarbeiter geschockt

Der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt zeigte sich schockiert vom Abgang der Managerin. „Das ist keine gute Nachricht für die Beschäftigten und das Unternehmen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Er forderte von der Geschäftsführung rasche Informationen über die Hintergründe des Rücktritts.

Der Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi appellierte an die Eigentümer, endlich ihre Pläne für die Zukunft des Warenhauskonzerns vorzulegen.

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