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Der neue Kompakt-SUV Mitsubishi ASX

© Andreas Conrad

Im Zeichen der Wasserkastanie: Mitsubishi bringt im März die neue Generation seines ASX auf den Markt

Als erstes Modell des japanischen Herstellers in Europa gibt es den Kompakt-SUV auch als Vollhybrid. Eine rein elektrische Version ist dagegen noch nicht in Sicht.

Vor den Autos kamen die Flugzeuge. 1977, also vor ziemlich genau 45 Jahren, tauchten zum ersten Mal Wagen der Marke Mitsubishi auf deutschen Straßen auf. Sie hießen Galant, Celeste und Lancer, nur der letzte, mittlerweile in der achten Generation, ist davon noch im Programm.

Einer besonderen Gruppe potentieller Kunden war der Firmenname weitaus früher bekannt: den Modellbauern, die sich ihre kleine Welt aus Plastikbausätzen zusammenklebten und denen Mitsubishi als Hersteller japanischer Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkriegs längst ein Begriff war. Viele hatten da altersbedingt noch nicht mal einen Führerschein.

Heute hat etwa die in Bastlerkreisen wohlbekannte Firma Revell keine japanischen Jäger mehr im Sortiment, ist aber Mitsubishi treu geblieben, mit einem sehr speziellen Bausatz des Sportcoupés Eclipse, Baujahr 1995, wie es Brian O’Conner (Paul Walker) in „The Fast and the Furious“, dem ersten der Raser-Filmreihe, fuhr. Viel Freude hatte der Undercover-Cop an dem Wagen nicht: Das flotte Gefährt mit dem imponierenden Heckspoiler wurde ihm in die Luft gesprengt, und er musste auf Toyota ausweichen.

Auch das Design der Front des Mitsubishi ASX wurde stark überarbeitet.

© Mitsubishi Motors

Was das mit dem neuen Kompakt-SUV Mitsubishi ASX zu tun hat? Eigentlich nichts, aber wenn man zum ersten Mal in einem Wagen sitzt, dessen Front die drei Rhomben des traditionsreichen Logos zieren und statt zu rasen gemütlich über sonnenbeschienene andalusische Landstraßen gleitet, fallen einem solche Dinge aus der Vergangenheit als Bastler und Kinogeher nun mal ein. Und das Image einer Marke setzt sich eben nicht nur aus realen Fahrerlebnissen und -erfahrungen sowie den Einflüsterungen der Marketing-Abteilung zusammen. Auch die persönlichen Erinnerungen spielen mit hinein.

Am Heck prangt jetzt statt des Logos der Markenname

Drei Rhomben in sternförmiger Anordnung also, von Mitsubishi Motors Deutschland lieber als Diamanten beschrieben, na gut. Es gab sie bei der 2010 eingeführten Ur-Version des ASX und auch nach den beiden Faceliftings vorne wie hinten. Daher ist es leicht zu erkennen, ob man einem Fahrzeug der aktuellen Generation folgt: Hinten finden sich nun weder Rhomben noch Diamanten, vielmehr zieht sich der Markenname horizontal über die Heckklappe, was bei zehn Buchstaben schon recht raumgreifend ist. Ähnlich hält es neuerdings Škoda, zeigt etwa am Heck des Enyaq iV nur den Namen, nicht das Logo. Ein neuer Trend im Autodesign?

Am Heck des Mitsubishi ASX hat der Markenname das Logo mit den drei Rhomben ersetzt.

© Mitsubishi Motors

Überhaupt haben sich Mitsubishis Designer beim neuen, ab März erhältlichen ASX eine Menge Details einfallen lassen, die den Wagen optisch gefälliger, weiterhin kompakt, doch sportlicher erscheinen lassen. Statt zuvor keilförmig sind die Hecklichter nun mit geradezu kühnem Schwung geformt, auch der Frontpartie kann man eine gewisse Klotzigkeit nicht länger vorwerfen, und die seitliche Silhouette erhält nicht zuletzt durch die silberne, im Heckbereich nach oben ausschwingende Zierleiste und das sanft sich neigende Dach eine fast coupéhafte Anmutung.

Viel Sinn fürs Praktische

Der Innenraum dagegen zeugt von einem ausgeprägten Sinn fürs Praktische. Das 9,3-Zoll-Display in den beiden gefahrenen Testwagen mit Top-Ausstattung, der erste ein Mild-, der zweite ein Vollhybrid, wurde nicht wie üblich quer, sondern als Hochformat montiert, so dass alle Funktionspunkte auch ohne ablenkendes Verrenken bequem erreichbar bleiben. Ein nur Familien mit jüngstem Nachwuchs interessierendes, aber doch sinnvolles Detail sind die beiden eigens markierten Kindersitzverankerungen am Beifahrersitz.

Und der kleine schwarze Handschmeichler, der heute den jahrzehntelang üblichen Fahrzeugschlüssel ersetzt, poltert nicht länger in dafür viel zu großen Ablagen herum, sondern bekam ein auf ihn genau zugeschnittenes Schälchen in der Mittelkonsole spendiert. Offiziell heißt das gefällige Ding „Hands-Free-Karte“ und funktioniert als „Smart-Key-System“: Sobald der Fahrer sich mit ihm dem Wagen auf etwa einen Meter nähert, entriegeln die Türen automatisch - oder verriegeln, wenn er sich wieder entfernt.

Das 9,3-Zoll-Display wurde benutzerfreundlich als Hochformat montiert.

© Mitsubishi Motors

Für die „Hands-Free-Karte“ gibt es eine eigene kleine Schale in der Mittelkonsole.

© Mitsubishi Motors

Auch optisch macht der Innenraum ordentlich was her. Wahlweise sitzt man auf Stoff oder Leder, selbst die Kunststoffverkleidungen wirken gediegen und hochwertig, sodass man auf die edleres Material vorgaukelnde Holzstruktur in Teilen des Armaturenbretts ohne Weiteres hätte verzichten können.

Genug geguckt, Startknopf gedrückt, es geht los. Und das bedeutet auf den Nebenstraßen rund um Málaga: Es geht hoch und runter, durch enge Kurven, manchmal geradezu serpentinenhaft – keine Strecke, auf der man den Wagen bei sparsamen Lenkbewegungen einfach laufen lassen kann. Bei der man sogar mit dem Gaspedal angesichts der vielen Geschwindigkeitsbeschränkungen recht behutsam umgehen muss.

Die gefahrene Mildhybrid-Version, ein Turbobenziner mit 158 PS, und der Vollhybrid mit 143 PS Systemleistung aus einem Benziner und zwei Elektromotoren erweisen sich beide als spurtstark – das nächste Tempolimit-Schild ist schnell erreicht, die nächste Haarnadelkurve ebenso. Anhängern etwas flotterer Fahrweise empfiehlt sich da für optimales Kurvenverhalten der Fahrmodus Sport.

Das hebt dann wohl den Adrenalinspiegel, belastet aber bekanntlich die Öko-Bilanz. Deren Auf und Ab kann man an den digitalen Instrumenten mitverfolgen, mal in grün, mal in blau. Grün leuchtet im Drehzahlmesser des Mildhybrid-Wagens ein kleines Fahrzeugsymbol, wenn der Wagen rekuperiert, also beim Verzögern oder Bremsen kinetische in elektrische Energie umwandelt und so den Akku des Startergenerators lädt, der den Motor beim Beschleunigen spritsparend unterstützt.

Gefertigt wird der Wagen im spanischen Valladolid

Beim Vollhybrid – der neue ASX ist der erste Mitsubishi in Europa mit dieser Technik – sind Verbrauch und Wiedergewinnung sogar per Digitalanzeige genau zu verfolgen – mitsamt dem Ladezustand des die beiden E-Motoren versorgenden Akkus.

Besonders wenn der Wahlhebel des Automatikgetriebes statt auf D auf die hinterste Position B für stärkere Rekuperation gestellt wird, fällt die Bilanz angesichts der vielen Bergabfahrten sehr erfreulich aus: Der blaue Strich der Ladeanzeige wird deutlich länger. Der Vollhybrid, der als geschlossenes System den Strom für die E-Motoren nur durch Rekuperation gewinnt und je nach Fahrsituation selbst zwischen den beiden Antriebsarten wählt, verbrauche „im offiziellen Testzyklus nur 4,6 Liter auf 100 km“, teilt der Hersteller mit.

Selbstverständlich ist der speziell für den europäischen Markt entwickelte und im spanischen Valladolid gefertigte Wagen mit vielen Sicherheits-, Hilfs- und Warnsystemen ausgestattet, die meisten schon serienmäßig, doch diese hatten nur wenig zu tun. Spurhalteassistent und -warner? Kamen angesichts meist fehlender Fahrspurmarkierungen kaum zum Zuge. Auffahrwarnsystem, Fußgängerschutz? Sehr sinnvoll, wenn auch diesmal nur für alle Fälle angesichts weitgehend menschen- und autoleerer Straßen.

Auf der Spur der drei Diamanten: Das Mitsubishi-Logo hat eine interessante Geschichte.

© REUTERS / STEPHANE MAHE

Bleibt das heraldische Rätsel der sternförmig angeordneten, als Diamanten deklarierten Rhomben des Markenlogos. Dieses wird von einer Vielzahl an Unternehmen genutzt, die aus dem riesigen, 1950 zerschlagenen Mitsubishi-Firmenkonglomerat hervorgegangen sind. Autos mit dem Logo wurden seit 1917 produziert, den Hersteller in seiner derzeitigen Form, die in Tokio ansässige Mitsubishi Motors Corporation, gibt es seit 1970.

Das Rätsel der drei Rhomben

Die Antwort auf das selbst Fahrern der Marke kaum bekannte Rhombenrätsel führt tief ins 19. Jahrhundert zurück, sogar einige Samurai-Traditionen spielen mit hinein. Gegründet wurde das Firmenimperium um 1870 von Iwasaki Yatarō als Schifffahrtsunternehmen, das bald den Namen Mitsubishi Shōkai erhielt. „Mitsubishi“ war Yatarōs Familienwappen entlehnt, gebildet aus drei übereinander geschichteten Rhomben. „Mitsu“ heißt „drei“, „hishi“ (innerhalb von Wörtern als „bishi“ ausgesprochen) bedeutet „Wasserkastanie“, meint aber im Japanischen nicht nur die Graspflanze mit den leckeren Knollen, sondern traditionell auch die geometrische Figur des Rhombus.

Die sternförmige Anordnung der drei Rhomben hingegen war eine Würdigung des wirtschaftlich erfolgreichen Tosa-Klans, in dem Iwasaki Yatarō aufgestiegen war und dessen wirtschaftliche Aktivitäten er schließlich übernehmen durfte. Das Tosa-Wappen nämlich waren drei Eichenblätter, sternförmig angeordnet wie die Mitsubishi-Diamanten. So rollt also auch der neue ASX bald im Zeichen von Wasserkastanie und Eiche über die deutschen Straßen.

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