zum Hauptinhalt
Gute alte Zeiten. Selbst gemixt wird in den Apotheken heutzutage nur noch selten. Wenn aber, dann hat der Kunde ein Recht auf die genaue Rezeptur. Foto: ddp

© ddp

Testergebnisse: Schlecht beraten in der Apotheke

Die Stiftung Warentest hat in der Mai-Ausgabe Deutschlands Apotheken unter die Lupe genommen – nur sieben von 50 haben mit „gut“ abgeschlossen, elf bekamen sogar ein „mangelhaft“. Besonders die Versandapotheken gaben ein schlechtes Bild ab.

Berlin - Deutschlands Apotheken sind nicht so gut wie ihr Ruf. Die Stiftung Warentest hat in der Mai-Ausgabe 50 unter die Lupe genommen – nur sieben haben mit „gut“ abgeschlossen, elf bekamen sogar ein „mangelhaft“. Besonders die Versandapotheken gaben ein schlechtes Bild ab; keine einzige der 23 getesteten erhielt „gut“, acht ein „mangelhaft“. Der frühere Testsieger Sanicare nimmt inzwischen einen der letzten Plätze ein, DocMoris erhält nur „ausreichend“. Ist die Apotheke vor Ort also immer die bessere Wahl?

Leider seien die Ergebnisse der Vor- Ort-Apotheken zu durchwachsen, um das sagen zu können, erklärte Hubertus Primus, Chefredakteur von „test“. Die Tester durchleuchteten Beratung, Service und Diskretion. Besonders problematisch: Oftmals wurden die Wechselwirkungen von verschiedenen Medikamenten nicht erkannt. Ein anderer Fall: Ein dreijähriges Kind hat Fieber. Viele Apotheker vergaßen nach der Höhe zu fragen oder gaben nicht den Rat, zum Arzt zu gehen. In anderen Fällen fragten die Kunden nach der Herstellung einer Rezeptur, zu der die Apotheken grundsätzlich verpflichtet sind. Trotzdem kamen einige der Bitte nicht nach.

In Berlin wurden zehn niedergelassene Apotheken getestet. „Gut“ schnitten die DocMorris-Apotheke Zions, die Schwanen-Apotheke, die Apotheke am Koppenplatz und die Farma-plus-Apotheke Berlin-Johannisthal ab. Ein „mangelhaft“ bekam die Easy-Apotheke in der Wilmersdorfer Straße. Wie erkennen Kunden eine gute Apotheke? So leicht sei das nicht, sagte Holger Brackemann von der Stiftung Warentest. Die Kunden sollten aktiv eine Beratung fordern. „Schaut der Apotheker nur kurz auf den Beipackzettel, reicht das nicht, er sollte schon den Computer nutzen.“

Große Unterschiede gibt es bei Preisen für Medizin

Die von Stiftung Warentest getesteten Apotheken sind alle selbstständig, wie es dem Apothekenmonopol entspricht, kooperieren jedoch. Manche Kooperationen sind für Kunden nicht sichtbar, andere treten nach außen hin als Marke auf. Der Test zeigt aber: Ein Logo sagt nichts über die Qualität aus; die Apotheken, die unter demselben Logo arbeiten, zeigten große Unterschiede. Birgit Samson von Easy-Apotheken ist überrascht. „Die Bandbreite erstaunt uns. Die Qualität steht und fällt immer mit dem Betreiber, aber ein ,mangelhaft’ darf nicht passieren.“

Die Bundesvereinigung der deutschen Apothekerverbände (ABDA) freut sich, dass sich die Apotheken vor Ort insgesamt verbessert haben, sieht aber auch Handlungsbedarf. „Ganz sicher nehmen wir uns des Themas Diskretion an“, sagt Ursula Sellerberg von ABDA.

Das Qualitätsergebnis im Test lässt keine Rückschlüsse über die Preise zu. Bei rezeptfreien Medikamenten können Apotheker die Preise selbst festlegen, und sie fallen teilweise sehr unterschiedlich aus. Eine Tube Voltaren kostete zwischen 5,89 Euro und 12,95 Euro. Vor allem Easy- und Farma-plus-Apotheken waren unter den Vor-Ort-Apotheken günstig. Das billigste Medikament gab es jedoch immer in einer der Versandapotheken. Beim Preisvergleich zwischen Internetapotheken helfen Suchmaschinen wie www.medipreis.de oder medizinfuchs.de.

Svenja Markert

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false