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Die weltweite Konjunkturlage gibt wenig Grund zur Hoffnung.

© Foto: dpa/Sina Schuldt

„Der Winter wird frostig“: Deutsche Firmen im Ausland blicken mit Sorge in die Zukunft

Deutsche Auslandsunternehmen schätzen die weltweite Konjunkturlage überwiegend negativ ein. Nur in einzelnen Regionen gibt es Ausnahmen, zeigt eine Umfrage des DIHK. 

„Der Winter wird frostig“, sagt Volker Trier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bei der Vorstellung des AHK World Business Outlook. Die Konjunkturerwartungen deutscher Firmen sind infolge der ökonomischen Konsequenzen des russischen Angriffskrieges und der Null-Covid-Politik Chinas abermals eingebrochen und treffen insbesondere den europäischen sowie chinesischen Wirtschaftsraum.

Laut DIHK dürften die deutschen Exporte im kommenden Jahr um zwei Prozent schwächer ausfallen als im laufenden. Positiv stimme lediglich ein Blick ins weitere Ausland, allen voran nach Nordamerika sowie die Asien-Pazifik-Region, mit Ausnahme von China. 

Der AHK World Business Outlook ist eine seit 2015 zweimal jährlich vom DIHK durchgeführte Umfrage von im Ausland tätigen deutschen Unternehmen. Für den Herbstbericht wurden mehr als 3.100 Unternehmen zu Konjunktur- und Geschäftserwartung, Geschäftslage, Investitions- und Beschaffungsplänen sowie Risikofaktoren befragt.

Mit 47 Prozent rechnet fast die Hälfte der befragten Unternehmen mit einer Verschlechterung der weltweiten Konjunktur. Laut Trier, ist damit auch die Oktober-Prognose des IWF von 2,7 Prozent Wachstum im Jahr 2023 nicht mehr haltbar.

Andauernde Lieferkettenstörungen sowie die hohen Energie- und Rohstoffpreise stellten vor allem Unternehmen in Europa vor große Risiken. Auch die EU-Kommission gab zuletzt bekannt, dass sie für die Wirtschaft der Eurozone im kommenden Winter mit einer Rezession rechnen würde. 

Auslandsunternehmen trotzen Abwärtsstrudel

Dagegen ist die Stimmung im Ausland bei deutschen Unternehmen positiver. Ein großer Auftragsbestand führe zu einer guten Geschäftslage. Knapp die Hälfte der Unternehmen meldete eine gute Geschäftslage, für 45 Prozent sei sie immerhin befriedigend.

37 Prozent der Unternehmen erwarten bessere Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten und wollen in einzelnen Regionen mehr investieren und ihre Beschäftigung ausbauen. In einzelnen internationalen Märkten finden die deutschen Unternehmen, laut Trier, „stabile, wenn nicht sogar vorteilhafte Bedingungen vor, die wiederum Zuversicht geben“.

39
Prozent der von der DIHK befragten deutschen Unternehmen wollen mehr in ihr Geschäft in den USA investieren.

Derartige Bedingungen gibt es vor allem in Nordamerika, dem wichtigsten Exportmarkt für deutsche Unternehmen. In keiner anderen Region der Welt seien die Geschäftsaussichten derart optimistisch, sagte der Geschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer für den Süden der USA, Matthias Hoffmann. 39 Prozent der befragten Unternehmen wollen mehr in ihr US-Geschäft investieren.

Gründe für diese expansive Investitionspolitik liegen laut Hoffmann vor allem an der Größe des Marktes, der Verkürzung von Lieferketten und den deutlich geringeren Energiekosten. Die industriepolitischen Maßnahmen der US-Regierung, die amerikanische Unternehmen bevorteile und Unternehmen anderer Länder diskriminiere, sind laut Hoffmann lediglich ein Mitnahmeeffekt und kein Kernfaktor. 

Ein Blick nach China ergibt dem World Business Outlook zufolge ein deutlich anderes Bild. Die Geschäftslage für deutsche Unternehmen verschlechtert sich. Bezüglich ihrer Geschäftserwartungen und Investitionspläne zeigen sich die Unternehmen deutlich zurückhaltender. Insbesondere weiter andauernde Unterbrechungen der Lieferketten sowie eine niedrige Binnen- und Auslandsnachfrage in China führen zu schlechteren Konjunkturerwartungen für 46 Prozent der Unternehmen.

Gewinner dieser Entwicklungen könnten andere Staaten im Asien-Pazifikraum sein. Laut Umfrage wollen deutsche Unternehmen ihre Investitionen in diesen Raum in den kommenden Monaten erhöhen und sich ein zweites Standbein aufbauen, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren.

Insgesamt vergrößern sich auch unter den im Ausland aktiven deutschen Unternehmen trotz allem die Sorgenfalten, so Trier: „Die aktuellen Krisen sind vielfältig und in ihren Auswirkungen nur schwer abzuschätzen.”

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