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Neuwagen auf einem Autozug bei Hannover

© dpa/Julian Stratenschulte

Weniger Nachfrage nach „Made in Germany“: Deutsche Unternehmen drosseln stark die Produktion

Die Rezessionsgefahr in der deutschen Industrie ist noch immer nicht gebannt. Auch die Produktion lässt so sehr nach wie seit einem Jahr nicht mehr.

Die Serie schlechter Konjunkturdaten aus Deutschland reißt nicht ab: Nach Rückgängen bei Exporten und Industrieaufträgen gab im März auch die Produktion nach, und zwar so stark wie seit einem Jahr nicht mehr. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 3,4 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 1,3 Prozent gerechnet. Dennoch zog die Produktion im ersten Quartal wegen der kräftigen Zuwächse im Januar und Februar an – um 2,5 Prozent zum Vorquartal.

„Eine weitere Hiobsbotschaft aus der deutschen Industrie“, kommentierte LBBW-Ökonom Elmar Völker die Entwicklung. „Die heutigen Zahlen unterstreichen, dass die Rezessionsgefahren mitnichten gebannt sind.“

Im ersten Quartal war Europas größte Volkswirtschaft haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammt: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte nach dem Rückgang Ende 2022. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer Rezession gesprochen. „Anders als die meisten Volkswirte erwarten wir für die zweite Jahreshälfte keine Konjunkturerholung, sondern eher ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die in vielen Regionen der Welt kräftig gestiegenen Zinsen dürften die Nachfrage nach Waren „Made in Germany“ zunehmend bremsen.

Die Maschinenbauer stellten 3,4 Prozent weniger her als im Vormonat.

© dpa/Stefan Puchner

Der deutschen Industrie steht ein schweres Jahr bevor

Die Industrie allein stellte im März 3,3 Prozent weniger her als im Vormonat. Einen besonders großen Anteil am Rückgang hatte die Autobranche: Hier brach die Produktion um 6,5 Prozent zum Vormonat ein. Die Maschinenbauer stellten 3,4 Prozent weniger her. Die besonders energieintensiven Wirtschaftszweige fuhren ihren Ausstoß fast durchweg herunter, darunter die Chemie-Industrie mit minus 2,0 Prozent, so das Bundeswirtschaftsministerium. „Der deutliche Rückgang der Industrieproduktion ist auch eine Gegenbewegung zu den starken Anstiegen zuvor – etwa in der Autoindustrie“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. „Aber im Trend dürfte die Produktion in den kommenden Monaten weiter etwas fallen.“

Die Baubranche meldete einen Produktionsrückgang von 4,6 Prozent. Ihr machen höhere Zinsen und Materialkosten zu schaffen, deretwegen sich viele Projekte nicht mehr lohnen. Die Energieversorger fuhren ihre Erzeugung dagegen um 0,8 Prozent nach oben.

Der deutschen Industrie droht ein schwieriges Jahr. „Der allgemeine Zinsanstieg dürfte Investitionspläne bremsen“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Das Neugeschäft brach im März so stark ein wie seit der Hochphase der Coronakrise vor drei Jahren nicht mehr: Die Aufträge sanken um 10,7 Prozent zum Vormonat. Gestützt werden könnte die Produktion durch die nachlassenden Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten.

Im April nahmen die Klagen der Industriebetriebe über Lieferengpässe bereits den siebten Monat in Folge ab. Nur noch 39,2 Prozent der Firmen berichteten von Problemen, der niedrigste Wert seit rund zwei Jahren. (Reuters)

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