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Neuartiger Schraubverschluss auf Einweg-Flaschen: Wenn der Deckel an der Flasche bleibt, kann er nicht verloren gehen und bleibt im Recyclingkreislauf.

© Bernd Feil/dpa | Bearbeitung: Tagesspiegel

Wenn der Deckel an der Flasche hängt: Wie sinnvoll sind „Tethered Caps“?

Bei immer mehr Einwegflaschen und Tetrapacks bleibt der Schraubverschluss mit der Verpackung verbunden. Ob das etwas bringt und was Verbraucher generell beachten sollten.

Dass der Deckel der Milchpackung oder einer Einwegflasche neuerdings nicht mehr ohne Weiteres entfernt werden kann, ist kein Verarbeitungsfehler, sondern ein neuer Hersteller-Trend. Die sogenannten Tethered Caps sollen verhindern, dass die Deckel von den Flaschen getrennt werden und als Müll in der Umwelt landen. Was ab dem Juli 2024 in der EU verpflichtend ist, setzen heute schon immer mehr Hersteller um.

Drei Expert:innen beurteilen die EU-Verordnung und äußern sich zur Frage, wie Einweg und Umweltschutz vereinbar sind. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Einwegprodukte haben größten Anteil am Müll an Europas Stränden

Gelangen Kunststoffe in die Umwelt, können sie dort Jahrhunderte verbleiben. Sie verwittern nur langsam und werden zu Mikroplastik. Viel Zeit, um Tiere zu schädigen, wie zum Beispiel Vögel, wenn sie Kunststoffteile statt Nahrung aufnehmen.
Seit Jahren zeigen Sammlungen an europäischen Stränden, welche Produkte erheblich zur Vermüllung der Umwelt und insbesondere der Meere beitragen. In den Untersuchungen bestanden 80 bis 85 Prozent der Funde aus Kunststoffen, davon waren 50 Prozent Einwegprodukte, unter anderem die Deckel von Einweggetränkeverpackungen.

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Damit weniger Abfälle von Einwegkunststoffprodukten entstehen und sie vor allem nicht in der Umwelt landen, wurden mit der Einwegkunststoffrichtlinie EU-weit verschiedene Maßnahmen eingeführt. Eine dieser Maßnahmen ist die verpflichtende feste Verbindung von Einwegkunststoffgetränkeverpackungen und Deckeln. Daher sollte der Deckel unbedingt an der Verpackung verbleiben und mit ihr zusammen dem Recycling zugeführt werden.


Bessere Umweltbilanz durch Benutzung von Mehrweglösungen

Bei Müllzählungen an Europas Stränden wurden am häufigsten Getränkeflaschen, Verschlüsse und Deckel gefunden. Um die Verschmutzung mit Deckeln zu reduzieren, ist es sinnvoll, diese an den Flaschen zu befestigen. Allerdings kann auch dann noch die ganze Flasche fälschlich entsorgt werden und in der Umwelt landen.

Laut Kreislaufwirtschaftsgesetz sollten Verpackungen bestenfalls vermieden oder wiederverwendet werden. Daher raten wir Verbraucher:innen, beim Einkauf generell Mehrweglösungen zu bevorzugen und diese zeitnah wieder in den Umlauf zu bringen. Dann weisen sie durch die häufige Wiederbenutzung eine bessere Umweltbilanz auf. Über eine Einwegkunststoffsteuer könnten sie auch finanziell attraktiver werden.

Wenn doch Einwegverpackungen gekauft werden, sollten sie auf keinen Fall in der Umwelt, sondern in der vorgesehenen Müllfraktion (gelbe Tonne/Wertstofftonne) entsorgt werden. Denn nur durch eine korrekte Mülltrennung seitens der Verbraucher:innen ist es überhaupt möglich, Kunststoffe zu einem neuen Produkt zu verarbeiten.


Sachgerechte Lösungen setzen Differenzierung voraus

Der mit der zugrundeliegenden EU-Richtlinie angestrebte Meeresschutz ist unterstützenswert. Jedoch ist das Problem des Litterings von Getränkeverpackungen in Deutschland durch das Pfand und seine Rücknahmesysteme bereits weitgehend gelöst. Die Rücklaufquote bei bepfandeten Einweg-Getränkeverpackungen in Deutschland liegt – je nach Quelle – zwischen 96 und 99 Prozent. Rund 96 Prozent dieser Behältnisse werden von den Verbrauchern zusammen mit den dazugehörigen Verschlüssen und Deckeln zurückgegeben.

Die gesetzliche Designvorgabe und der damit verbundene beträchtliche Erfüllungsaufwand der Wirtschaft begründet deshalb für in Deutschland vertriebene bepfandete Einweg-Getränkeverpackungen keinen bedeutenden ökologischen Mehrwert. Die von den Abfüllern genutzten Systeme von bepfandeten Mehrweg- und Einweg-Getränkeverpackungen sind eine Erfolgsgeschichte und international vorbildhaft. Ein Gegeneinander von Verpackungssystemen ist weder für Verbraucher noch für Handel und Hersteller zielführend. Der Gesetzgeber sollte diesem Befund Rechnung tragen.

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